Das Outfit täuscht – die Stadtkapelle präsentiert sich unter der Leitung ihres Dirigenten Wolfgang Borho nun wirklich alles andere alle andere als schlafmützig. Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Stadtkapelle bringt die ehemalige Klosterkirche "zum Kochen"

Die zweite Auflage des Fasnetskonzert der Stadtkapelle in der närrisch dekorierten ehemaligen Klosterkirche war ausverkauft. Das Publikum erschien zum großen Teil der "fünften Jahreszeit" entsprechend gekleidet und bestens aufgelegt.

Oberndorf. Zum Beginn des Konzertes zog die Stadtkapelle mit dem Holzhackermarsch ein. Michael Westinger, der Vorsitzende des Musikvereins, begrüßte alle und dankte für die überwältigende Akzeptanz dieses Konzertes.

Das erste Stück der Stadtkapelle unter Leitung ihres Dirigenten Wolfgang Borho –"The Saint’s Halleluja" –sollte dem ehrwürdigen Raum Rechnung tragen. Und es war nicht zu viel versprochen. Mit dem großen Halleluja aus Georg Friedrich Händels "Messias“ begann es, immer wieder verwoben mit den tragenden Stellen aus "O when the Saints go marching in". Eine gekonnte Verschmelzung der beiden weltbekannten Stücke. Der Funke zwischen Kapelle und Publikum war sofort übergesprungen.

Nun hatte Moderator Edi Graf das Mikrofon. Kurz stellte er die Geschichte der Stadtkapelle vor. Auch seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Oberdorf sprach er an. Dabei ließ er seine geschliffene Rhetorik, die durch seine Muttersprache Schwäbisch etwas Anheimelndes bekam und auch die eines Narren würdige Schlitzohrigkeit aufblitzen.

"80er KULT(tour)" war das nächste Stück. "Skandal um Rosi", "Ohne dich kann ich nicht sein" und "Tausendmal berührt" waren nur die Höhepunkte dieses Medleys, bei dem man den Musikern anmerkte, dass auch sie Spaß hatten, solche Melodien zu spielen. Die Spider-Murphy-Gang ließ grüßen, und unter einem Stuhl war ein Briefumschlag mit zwei Karten für das Konzert dieser Band in Wurmlingen versteckt.

Neues Buch

Jetzt spann der Moderator den Faden zu seinem Wohnort, dem "Droben-stehet-die -Kapelle-Wurmlingen" und seiner lebendigen Flegga-Fasnet mit der Hauptfigur "Milchknöpfle". Der Wurmlinger Narrenmarsch, der "Knöpflemarsch", sei so lang, dass er "durch den Felgga reicht". Viel wusste der Fasnetsexperte ebenso zur Fasnet in Rottenburg – "Raudaburg" zu berichten. Edi Graf las aus seinem neuen Fasnetsbuch über die Hexen, Teufel und vor allem die Ahlande, die Rottenburger Traditionsfigur schlechthin. Der Wurmlinger und Rottenburger Narrenmarsch schlossen sich an.

Mit dem "Maxglaner Zigeunermarsch Reloaded", einem Marsch in modernem Gewand, wurden die Besucher in die Pause entlassen, wo sie von Mitgliedern der Oberndorfer Feuerwehr bewirtet wurden.

Nach der Pause hatten sich "Bugs Bunny and Friends" angesagt. Zu den Melodien dieser Fernsehserie mit dem abschließenden Ohrwurm "Wer hat an der Uhr gedreht?" kamen die jüngsten Akteure des Abends durch den Mittelgang eingezogen. Der freche Hase, der immer wieder etwas anstellt, ein ganz "großer Herr", bezaubernde Haremsdamen, ein Elefant mit großem Rüssel und mächtigen Schlappohren, und viele mehr vertraten die jüngste Generation der Stadtkapelle.

Unter "Erinnerungen an den Narrentag in Überlingen" waren die beiden nächsten Stücke eingereiht. Edi Graf konnte zum Narrentag nur anmerken: "Es war herrlich." Zur Erinnerung an dieses Freundschaftsfest des Viererbunden hatte der Oberndorfer Dirigent den "Überlinger Narrenschunkler" ins Programm genommen, und das Publikum nahm diese rhythmische Bewegungsmöglichkeit gerne wahr.

Im folgenden "Narrentagmarsch" hatte Wolfgang Borho gekonnter Weise kleine Passagen der vier Narrenmärsche zu einem harmonischen Ganzen zusammengestellt, bei dem man sich oft über geschliffene Übergänge von einem Marsch zum anderen freuen durfte. Ein Kabinettstückchen der besonderen Art.

Das Gedicht "Der Gesangverein" von Sebastian Blau hatte Edi Graf mit viel Augenzwinkern passend auf die Stadtkapelle Oberndorf und deren Dirigenten Wolfgang Borho, umgeschrieben.

Einen Volltreffer landeten Dirigent und Orchester mit dem "Dieter-Thomas-Kuhn-Medley". Von "Mendocino" bis zur "Fiesta mexicana" waren alle großen Titel zu einem Ganzen zusammengestellt.

Edi Graf konnte sich seine klammheimliche Freude nicht verkneifen und merkte an, dass bei der Stadtkapelle ungefähr zehn Verwandte aktiv seien. Er zitierte dann etwas Besonderes – den Text des Rottweiler Narrenmarsches. Die Narrenmärsche aus Elzach, Überlingen und Rottweil sollten folgen.

Doch zuerst gab es noch ein Ausflug nach Rio, an die Copacabana. Anfangs nur Perkussion, dann Flöten, gefolgt von tiefem Blech, so beginnt die gleichnamige Komposition. Die Stadtkapelle brachte den Karneval in Rio als Gegensatz zur Fasnet, aber mit ebenso großem Gefühl für lateinamerikanische Musik.

Die schon angekündigten Narrenmärsche ergaben zunächst nur "EUR", das "O", so der Moderator, sollte später noch folgen. Und in allerschönster Gestaltung erklangen die Narrenmärsche aus Elzach, Überlingen und Rottweil. Begeistert klatschte das Publikum mit.

Michael Westinger kündigte an, das Konzert sei nun "fast zu Ende", was mit klagenden Ahs und Ohs quittiert wurde. Er sprach Worte des Dankes an alle Mitwirkenden des Abends aus.

Edi Graf kündigte schließlich als Höhepunkt "den schönsten aller Narrenmärsche" an – natürlich den Oberndorfer – und wünschte allen eine freudenreiche Fasnet.

Narrenmarsch erklingt

Und als dann das "O jerom" erklang, kochte der "Saal". Es wurde mitgeklatscht und gesungen wie beim Narrensprung am Fasnetsdienstag. Die Zugabe-Rufe wurde mit einer Charleston-Nummer gerne erfüllt.

Vor der zweiten Zugabe erbat sich Wolfgang Borho eine Minute Auszeit. Die Musiker setzten sich nun Zipfelmützen oder Schlafhauben auf. Der Dirigent erschien wieder – in langem weißem Nachthemd, mit brennender Kerze. "Guten Abend, gute Nacht" in moderner Fassung, in der jedoch immer das so einschmeichelnde Motiv verwoben war, beendete das Konzert. Das Publikum dankte mit stehendem Applaus. Der Abend war eine musikalische Hommage an die Oberndorfer Fasnet.

.

n Online Mehr Bilder Weitere Fotos gibt es unter schwarzwaelder-bote.de zu sehen.