Situationskomik und Lokalkolorit dominieren die Bühne. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Akteure der Bochinger Spielvereinigung bieten wieder köstliches Mienen-und Ränkespiel

"Wenn einer eine Reise tut . . . " – dann gehören Turbulenzen einfach dazu. Insbesondere dann, wenn es sich um ein Theaterstück der Bochinger Spielvereinigung handelt.

Oberndorf-Bochingen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag öffnete sich der Vorhang zur 38. Vorstellung, die sich einreihte in viele schöne, spannende und unterhaltsame Theaterabende der Bochinger Spielvereinigung.

"Morgens Fango, abends Tango" – das hat sich bei Oswald (Roland Binder) und Emil (Josef Haag) bewährt, die seit 20 Jahren nach Bad Füssing zur Kur reisen. Jetzt aber soll es bei dem einen nach "Maurhizinus" gehen, beim andern auf einen "Kreuzweg" im Mittelmeer. Denn so haben es ihre Ehefrauen (Karla Arnold und Ursula Egeler) beschlossen, die erstmals mitfahren wollen.

Mit einem Schlag ist die Vorfreude vorbei, die dann aber wieder kurz und emotional aufflammt, als Helga und Emma an der Bushaltestelle mit ihrer Überraschung herausrücken, dass sie doch den heißgeliebten Kuraufenthalt gebucht hatten. Allerdings für vier Personen, was dann zum absoluten Tiefpunkt bei den alternden Casanovas führt. Jetzt heißt es nämlich joggen, schwimmen und Fitness anstatt ausgehen, essen, tanzen und mehr.

Auch für Helga und Emma werden Sport und Heilwasser zu körperlichen Qual. Als die "Französinnen" Chantal (Roswitha Pajovic) mit ihrer Freundin Jacqueline (Eva Arnold) auftauchen – die sich jedes Jahr großzügige Männer anlachen, die ihren Aufenthalt finanzieren – muss eine Lösung her. "Sahnestücke oder Trockenobst?" Die Entscheidung ist einfach. Die Angeheirateten aber im Moorbad zu ertränken, hätte nur für den Augenblick einen Reiz, wer sollte dann zuhause dann kochen, putzen und waschen?

Der Resturlaub scheint gerettet, als der schicke und kultiviert auftretende Ferdinand von Cartier (Gerhard Egeler) und sein Freund und Großindustriellen Baron Adelbert (Markus Kaupp) die Adels-Nummer abziehen. Sie umwerben das Kapital, das sie in Emma und Helga zu erkennen glauben. Diese sind einem Flirt nicht abgeneigt, ist das Eheleben in Bad Füssing doch bislang wie zuhause und obendrein muss man sich auch noch körperlich schinden. Jetzt sind ihre Männer der Klotz am Bein, den man los zu werden gedenkt. Man findet eine vortreffliche Lösung und kurzzeitig bekommt jeder, was er will und braucht.

Irrungen und Wirrungen

Emma und Helga besuchen den Stylisten Detlef, motzen sich in Sachen Mode auf und zahlen naiv die Rechnungen in Restaurants und Bars, weil bei dem einen die Kreditkarte eine Macke hat und der andere seinen Geldbeutel ständig vergisst. Oswald und Emil lassen sich ihr Vergnügen anfangs auch etwas kosten, bis sie das Goldesel-Dasein satt haben.

Die beiden Neulinge auf der Bühne, Andreas Reudelsterz und Marion Bücker heizen als Masseur Harry und Assistentin Susi das Gemisch noch weiter auf und kochen daraus auch noch das eigene Süppchen. Der dritte Akt startet turbulent, deckt auf, klärt, und bringt weitere Überraschungen. Ob am Ende allerdings wieder alles gut ist, sei dahingestellt. Zumindest reisen die vier Protagonisten in der Besetzung ab, wie sie angekommen sind.

Stolz darf die Spielvereinigung Bochingen sein, dass sie auf Laienschauspieler zählen kann, die wochenlange Probenarbeiten auf sich nehmen, um für ein köstliches Mienen-und Ränkespiel, für viel Situationskomik und Lokalkolorit zu sorgen. Regisseurin Ursula Egeler hatte ein Stück mit intensiven Sprechrollen ausgesucht. Zudem waren Roswitha Pajovic und Markus Kaupp in einer Doppelrolle zu bewundern.

Wenn Applaus das Brot des Künstlers ist, dann hat das Publikum für absolute Sattheit gesorgt. Davon bekam dann auch die Souffleuse Elke Bilger und Kulissenbauer Robert Gehring genügend ab.  Für die Vorstellung am morgigen Freitag, 29. Dezember, sind bei Annette Wingerath, Telefon 07423/8 3217, noch Karten erhältlich.