Die beeindruckende Ausstellung über Richard Löwenherz in Speyer war Ziel einer historisch interessierten Gruppe aus Oberndorf. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Oberndorfer besuchen Richard Löwenherz

Oberndorf/Böblingen. Nach einem erfolgreichen Start führte die zweite Exkursion in Zusammenarbeit der federführenden Volkshochschule Oberndorf (Leitung Béatrice Delassalle-Wischert) und der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte (Vorsitzender Alwin Weber) zur großen Ausstellung "Löwenherz König – Ritter – Gefangener" nach Speyer.

Die wissenschaftliche Begleitung hatte Inken Rühle, Pfarrerin an der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Böblingen übernommen. Sie ging auf den Beinamen Löwenherz ein und dessen Entstehung ein.

Bei Richard Plantagenêt müsse man zuerst an einen französischen König denken, denn an England war er wenig interessiert. Die Besitzungen der englischen Herzöge in Frankreich reichten von der Normandie bis zu den Pyrenäen.

Die Referentin ging ausführlich auf die Intrigen am Hofe der englischen Könige ein, ehe sie auf einen anderen Schwerpunkt dieser Zeit, die Kreuzzüge, zu sprechen kam. Ein von Historikern noch immer nicht völlig gelöstes Rätsel ist die Rückreise Richards nach Beendigung des dritten Kreuzzuges. Der Kaiser Richard Löwenherz ließ sich 1192 bei Wien festnehmen und schließlich nach Speyer bringen, womit die Verbindung zur großen Ausstellung gegeben wäre. In der Folge musste England 23 Tonnen Silber Lösegeld aufbringen.

Inken Rühle vergaß nicht auf die bedeutenden jüdischen Bauwerke in Speyer, die älteste Mikwe (jüdisches Ritualbad) Europas und Reste der Synagoge hinzuweisen.

Esther Grüne erläuterte, dass der König immer als Beschützer und Verteidiger seiner Untertanen dargestellt werde. Auch das sagenhafte Schwert Excalibur des Königs Artus ist in der Ausstellung zu sehen. Natürlich sind Waffen und Rüstungen große Teile der Präsentation vorbehalten.

Eine Kostbarkeit besonderer Güte, die zweite Fassung der "Magna Charta Libertatum", die von König Johann ohne Land, dem Bruder Richards, unterzeichnet wurde, ist im Original ausgestellt. Doch neben all den großen, wertvollen und wichtigen Exponaten soll ein kleines Bleikästchen nicht übersehen werden: In ihm wurde das Herz von Richard Löwenherz bestattet und in der Kathedrale von Rouen aufbewahrt, während sein Leichnam in der Abteikirche von Fontevrault nahe seinen Eltern seine letzte Ruhe fand.

Auf der Heimfahrt sprach Inken Rühle über das Phänomen Kreuzzug und die Schwierigkeit historische Berichte richtig einzuordnen.

In einer Rückschau auf den Tag, in der Béatrice Delassalle-Wischert Inken Rühle für ihre Darstellung der Kreuzzugzeit dankte, kam zu Ausdruck, dass diese Ausfahrt wohl nicht die letzte gemeinsame Unternehmung von VHS und Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte zusammen mit Pfarrerin Rühle gewesen sein wird.