Die Mainzer Hofsänger begeistern das Publikum in der ehemaligen Klosterkirche. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Mainzer Hofsänger treten auf Einladung des "Frohsinn" in Oberndorf auf

Nur noch wenige Plätze waren frei, als in der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche die Mainzer Hofsänger auf Einladung des Gesangvereins Frohsinn ihr zweites Konzert in Oberndorf gaben – diesmal mit geistlichem Repertoire.

Oberndorf. Die 14 Sänger – in Smoking und mit roter Fliege – eröffneten das Programm mit "Klänge der Freude" von Edward Elgar, in dessen Melodie bald das Thema "Land of Hope and Glory" aus dem "Pomp & Circumstance March No. 1" durchschimmerte. Der für diesen Chor typische volle Klang – jedes Register ist mit Solisten besetzt – erfüllte die Klosterkirche.

Im Stück "Les Rameaux" von Jean-Baptiste Fauré schilderten die Hofsänger eindrucksvoll den Einzug Jesu in Jerusalem. "Für die Schönheit dieser Welt" des zeitgenössischen Komponisten John Rutter war ein Preislied auf Schöpfung und Menschlichkeit, in dem der besondere "Hofsänger-Klang" einmal mehr deutlich wurde.

Wolfgang Amadeus Mozarts "Laudate Dominum" mit seiner ausgeprägten Solopartie beeindruckte tief.

Sänger Josef erinnerte an den Besuch anlässlich des 150-jährigen Frohsinn-Bestehens. Kurz ging er auch auf die Geschichte der Mainzer Hofsänger ein, die sich 1926 als Musik-Hochschulsänger zu einem Karnevalsprogramm zusammengefunden hatten. Heute hat der Chor vier Programmzyklen: einen klassischen, einen geistlichen, einen weihnachtlichen und natürlich die Karnevalslieder.

In der großen Szene "Selig sind, die Verfolgung leiden" aus der Oper "Der Evangelimann" von Wilhelm Kinzl überzeugte das Tenorsolo durch die Gestaltung von Fortissimo bis Piano. "Die Landerkennung" von Edvard Grieg brachte ein Baritonsolo der besonders klangvollen Art.

Nach der Pause erklingen Spirituals und Gospels

In der Moderation wurde darauf hingewiesen, dass viele Stücke, die im Programm stehen, für gemischten Chor geschrieben seien und dann von Michael Christ, der gleichzeitig Arrangeur und Dirigent sei, umgeschrieben werden müssen.

"Here I am, Lord" von Dan Schutte, der erste Spiritual des Abends, setzte das Programm fort. Das "I will hold your people in my arm" sorgte sicher bei manchem Zuhörer für Gänsehaut.

Das "Magnificat" von John Rutter mit seiner ausgeprägten Rhythmik war der große Abschluss des ersten Konzertteils.

Nach der Pause standen vor allem Spirituals und Gospels auf dem Programm. Mit "I will follow him", einer Komposition von J. W. Stole und Del Roma, setzten die Mainzer Hofsänger das Konzert fort. Die Zeile "He is my Destiny" wird sich in der Darbietung dieses Chors mit solistischen Einlagen bei vielen stark eingeprägt haben. Der schnelle Teil des Liedes mit "I love him" war die ideale Ergänzung. Jubelnder Applaus zeigte, dass der Funke endgültig übergesprungen war.

Im "Hallelujah" von Leonhard Cohen schien es, als hätten die Hofsänger einen "Registerwechsel" auf Gospel vorgenommen, ohne dadurch an Ausgewogenheit und Disziplin zu verlieren.

Ein mächtiges, tiefschwarzes Basssolo eröffnete das "Go down, Moses". Fast zärtlich wurde "Hail Holy Queen" eingeleitet.

Eine Paradepartie für Bass bot "Ol’ man river". Einem Kampflied glich das mitreißende "Joshua fit the battle of Jericho", ehe "Oh happy day" mit einer Tenor-Sondereinlage tosenden Beifall hervorrief. "Amen", bei dem das Publikum begeistert mitklatschte, bildete den Schluss der Spiritual- und Gospelabteilung.

Hofsänger Michael Christ stellte den Pianisten Andreas Leuck vor, der mit großem Können und Einfühlungsvermögen die 14 Sänger am Flügel hervorragend begleitete.

Beim letzten Stück – dem berühmten "Halleluja" aus "Der Messias" von Georg Friedrich Händel – wurde gestochen exakt gesungen. Noch einmal leuchteten alle Qualitäten des Chors auf, der auch scheinbare Nebensächlichkeiten zu gestalten wusste.

Sänger mischen sich unters Publikum

Die Vorsitzende des Gesangvereins Frohsinn, Heide Höhe, fasste zusammen: "Ich weiß, Sie haben es genossen heute Abend. Es ist eine große Freude, diesen Chor live zu erleben." Zugleich lud sie für den 4. Dezember zum Weihnachtskonzert des Gesangvereins ein.

Nach dem Spiritual "Gloria in excelsis deo" gingen die Mainzer Hofsänger "ab durch die Mitte". Im Vorraum der Kirche plauderten sie ganz locker mit den Zuhörern und verabschiedeten das Publikum mit Handschlag.