Das Minispielfeld ist Mittelpunkt eines Streits geworden. Foto: (sb)

Frau werde "regelmäßig bedroht". Andere Anwohner sehen keine Probleme. Polizei soll öfter kontrollieren. 

Oberndorf - Das Minispielfeld in der Wasserfallstraße ist in die Diskussion geraten. Eine Anliegerin hatte sich mehrfach wegen Lärmbelästigung bei der Stadt beschwert. Gemeinderat und Verwaltung sehen Handlungsbedarf, wollen das Feld aber nicht an einen anderen Platz in Oberndorf verlegen.

SPD-Stadträtin Ruth Hunds und AfD-Kollege Christoph Maaß hatten gefordert, sich um das Problem zu kümmern. In der jüngsten Gemeinderatssitzung bestätigte Bürgermeister Hermann Acker die Beschwerden der Anliegerin. Man habe deshalb bereits die Benutzungszeit von vorher 22 auf jetzt 20 Uhr reduziert. Obgleich sich die Stadtjugendpflege "mit Nachdruck dagegen ausgesprochen hat".

Anlage trage zum Erwerb sozialer Kompetenzen bei

Acker verlas eine Stellungnahme des Amtes für Jugend und Senioren. Dort teilt man die Auffassung, dass es zu massiven Konflikten und Ausgrenzungen kommt, nicht. Vielmehr habe das Minispielfeld eine große Bedeutung für die Kinder und Jugendlichen und sei eine integrierende Kraft im Quartier, so Amtsleiterin Heidi Kuhring. Auf Initiative des Kernstadtbeirats habe sich die Stadt beim DFB bei dessen bundesweiter Aktion "1000 Minispielfelder" erfolgreich beworben - vor dem Hintergrund, dass es sonst in der Oberstadt keinen öffentlich frei zugänglichen Platz zum Fußballspielen gibt.

2008 wurde das Minispielfeld baurechtlich genehmigt und errichtet. Die gesamte Anlage fördere nicht nur die sportliche Betätigung von Kindern und Jugendlichen, sondern trage auch zum Erwerb von sozialen Kompetenzen bei. "Aus Sicht der Stadtjugendpflege befindet sich das Minispielfeld am richtigen Standort und ist für Kinder und Jugendliche als Frei-und Spielfläche in der Oberstadt unersetzbar."

Mit der Reduzierung um zwei Stunden am Abend will die Verwaltung jedoch den Beschwerden Rechnung tragen. Zudem soll laut Acker die innenliegende Bande mit einem zusätzlichen Belag versehen werden, damit es nicht so viel Krach macht, wenn der Ball dagegen prallt.

Anwohnerin regelmäßig bedroht

Zudem berichtete der Bürgermeister von einem Familienvater aus der Wasserfallstraße, der ihm gegenüber "seine Verärgerung über die Beschwerdeführerin und ihr Verhalten gegenüber den Kindern und Jugendlichen" geäußert habe. Dieser Vater und andere Anwohner dort wollten die Beschränkung nicht akzeptieren und eventuell selbst an den Gemeinderat herantreten. Die Darstellungen der Anliegerin, die sich beschwert, seien "einseitig und schlichtweg nicht akzeptabel". Acker bat das Gremium zu bedenken, "es gibt immer mehrere Betroffene und mehrere Meinungen."

CDU-Fraktionssprecher Wolfgang Hauser merkte dazu an, dass es nicht um die Kinder, sondern um Erwachsene gehe, die die Anwohnerin "regelmäßig bedrohen". Darum solle sich die Stadtjugendpflege kümmern. Es könne nicht sein, "dass wir hier Stuttgarter Verhältnisse bekommen". Dies ist auch die Meinung von AfD-Stadtrat Christoph Maaß. Er verlangte, dass "härter durchgegriffen wird" und Bußgelder verhängt würden. SPD-Fraktionschefin Ruth Hunds regte an, durch die Mitarbeiter der Stadtjugendpflege in Gesprächen eine einvernehmliche Lösung zu suchen.

Die eigentliche Krux aber scheint in der Kontrolle der Nutzungsbedingungen zu liegen. Hier sehen Verwaltung und Gemeinderat die Polizei in der Pflicht. Sie müsse dort verstärkt kontrollieren. Das städtische Ordnungsamt könne dies personell nicht leisten.

Andere Anwohner melden sich zu Wort

Nach der Sitzung hat sich Familie Raphael aus der Wasserfallstraße mit einem Leserbrief an unsere Redaktion gewandt. Sie und "viele Bewohner der Wasserfallstraße" hielten die Beschwerden über Lärmbelästigung für nicht nachvollziehbar. Der Platz werde dankbar von allen Altersklassen angenommen. Wenn es gelegentlich etwas lauter sein sollte, sei dies selten nach 22 Uhr. Nach der langen Corona-Sperre seien die Kinder und Erwachsenen froh, den Platz wieder nutzen zu dürfen.

Der Artikel "Maaß fordert Initiative vom Rat" vom 27. Juni sowie der Leserbrief dazu "Wehret den Anfängen" vom 30. Juni bezögen sich auf eine "absolute Minderheit der Wasserfallstraße".