Fotos: Reinauer Foto: Schwarzwälder Bote

Armenische Musiker zeigen ihr Talent/ Unterstützung aus Oberndorf

Was haben Oberndorf und Armenien gemeinsam? Nichts, möchte man zunächst meinen. Doch dem Oberndorfer Eberhard Ruh liegt das Land am Herzen, und deshalb stellte er den Kontakt her und brachte junge Musiker aus Armenien zu einem Konzert in die ehemalige Klosterkirche.

Oberndorf. Der Verein Amro und der Diaconia Charitable Fund hatten einen Aufruf gestartet, um den Musikern aus dem Kaukasus eine kleine Tournee zu organisieren. Die Musiker sind Patenkinder verschiedener Unterstützer des Vereins.

Der Verein unterstützt Armenien mit Geld- und Sachspenden. Ende Oktober wird ein Container mit Nähmaschinen, Decken, Kleidung und anderen Gütern nach Armenien entsandt. Dafür können noch Nähmaschinen und Material bei Neurologe und Psychiater Eberhard Ruh in dessen Praxis in Oberndorf abgegeben werden.

Baru Jambazian, der Leiter des Diacana Charitable Fund, begrüßte die Gäste in der ehemaligen Klosterkirche. Sein Vater hatte das Projekt gegründet, als Armenien 1988 von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht wurde, bei dem 25 000 Menschen starben.

Viel Humor hätten die Armenier, sagte er. Und diesen hätten sie auch nötig gehabt. Auch die Zuschauer und Musiker konnten Humor während des Konzertes gut gebrauchen, weil es durchweg technische Störungen gab. Es war wie verhext, einmal ging das Mikro nicht, dann konnte die richtige Musik nicht abgespielt werden. Zuletzt unterbrach sogar ein Lied aus der Anlage das Spiel der Musiker.

Kurzerhand wurde improvisiert, die Musiker ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Diese sind höchstbegabt und studieren Musik, wie etwa Gohar Keschischoghjan am Kanon – einem armenischen Saiteninstrument – und Grigor Smordinow an Piano und Geige.

Die Sängerin Lilit Kherunz ist gerade einmal 13 Jahre alt, ihre Schwester Lina Kherunz 14. Sie tanzte klassisches Ballett zu der Musik. Armenische Volkslieder, die von Trauer oder Krieg erzählen, wurden gespielt, genauso wie ein Stück von Bach. Der Gesang von Lilit Kherunz berührte die Zuschauer. Auch wenn sie die Sprache nicht verstanden – die Musik transportierte die Emotionen. Sie sang von dem Leid, das die Armenier durchgemacht hatten.

Auch Baru Jambazian berichtete von der Not seines Volkes. Nicht nur das Erdbeben von 1988 sei eine Katastrophe gewesen, sondern auch der Krieg mit Aserbaidschan. Er erinnerte zudem an den Genozid im Ersten Weltkrieg,

In seiner Arbeit im Verein begegnete er Menschen, die unter katastrophalen Bedingungen lebten. Er sei immer wieder erstaunt über deren Stärke und Kraft. Manchmal brauche es nur einen kleinen Anstoß, sagte er – wie bei den jungen Musikern. Diese seien das beste Beispiel dafür, was mit Unterstützung aus den Kindern werden könne. Am Ende des Konzertes belohnten die Zuschauer die jungen Musiker mit stehenden Ovationen. Ein Abend, der zu Herzen ging.

Wer Armenien und die Spendenlieferung im Oktober unterstützen möchte, kann sich an Eberhard Ruh, Telefon 07324/10 18, wenden.