Wie es zur Reformationszeiten in Oberndorf so zuging, das erfahren die Besucher in der evangelischen Stadtkirche
Von Marcella Danner Oberndorf. Für die einen war es Altbekanntes neu verpackt, den anderen klingelten wohl die Ohren ob der Geschichten, die sie in der evangelischen Kirche zur Reformationsfeier zu hören bekamen. Verbürgt sind sie allemal, denn sie stammen aus der Zimmerschen Chronik.Die Kirchengemeinde hatte sich in diesem Jahr etwas Neues ausgedacht, um den Reformationstag zu begehen. Und so gab es neben Anekdoten aus der Zimmerschen Chronik passende mittelalterliche Tänze der Gruppe Domenico und vielstimmigen Gesang des "Bunten Haufens".
Graf Wilhelm Werner von Zimmern alias Karl Kimmich und sei Neffe Graf Froben von Zimmern, dargestellt von Andreas Kussmann-Hochhalter, berichteten dem erstaunten und sehr zahlreich erschienenen Publikum vom Lotterleben in der Neckarstadt zu Luthers Zeiten. Martin Luther höchstpersönlich, ihn spielte Torsten Zühlsdorff, kommentierte dazu von der Kanzel herab. Vom einstigen Nonnenkloster im Tal, "das mehr des Adels Hurenhaus, denn des Adels Spital war", wurde da berichtet. Oder vom braven Jockele, der sein Weib mit dem Pfaffen in flagranti erwischte, diesen an Händen und Füssen verschnürte, eine Holzstange durchzog und ihn zum Fenster hinaus hängte. Oder vom feisten Pfarrer Blasius aus Bochingen, den die Flatulenz plagten. Aber auch die traurige Geschichte von der Magd und Köchin aus Oberndorf, die weiland Schiltach angezündet haben soll und deshalb als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Die Herren von Zimmern hatten noch so manche Begebenheit der vergangenen Zeiten im Repertoire.
Nach soviel schön verpackter Geschichte, Tanz und Gesang gab es für die Besucher in der Stadtkirche noch ein eigens gebrautes Lutherbier und – wie es sich zum Reformationstag geziemt – asketische Schmalzbrote.