Mit ordentlicher Verzögerung wird nun der Kopfbalken für die Hangsicherung an der L 415 betoniert. Foto: Danner

Verzögerung der Bauarbeiten. Verkehrsteilnehmer und Einzelhändler nicht begeistert.

Oberndorf - "Katastrophe" sagen einige Einzelhändler, die unter der Sperrung der L  415 zu leiden haben. Für sie und für alle Verkehrsteilnehmer, die sonst die Bergstrecke gen Boll nutzen, gibt es keine guten Nachrichten. Die Arbeiten sind vier bis sechs Wochen im Rückstand. Mit einer Freigabe wird es in diesem Jahr wohl nichts mehr.

 

Weil der Hang an der Bergstrecke rutscht, ist die Straße seit Anfang Juni für die Sanierungsarbeiten voll gesperrt. Eine Pfahlgründung mit Kopfbalken ist zur Hangsicherung vorgesehen. In den vergangenen Wochen schien die Baustelle jedoch verwaist. Einige Verkehrsteilnehmer befuhren sie – verbotenerweise – sogar schon wieder.

Baufirmen sind vier bis sechs Wochen im Verzug

Auf Anfrage unserer Zeitung teilt Peter Laube, beim Straßenbauamt Donaueschingen für die Landes-Baumaßnahme zuständig, dass es Probleme mit den Firmen gegeben habe. Jene, die für die Bohrpfähle zuständig war, ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Das Unternehmen, dass für das nächste Gewerk gebraucht wird, schickte seine Mitarbeiter derweil auf andere Baustellen. Vier Wochen bis sechs seien dadurch verloren gegangen. Inzwischen wird der Kopfbalken betoniert.

War bei Baubeginn noch Ende November als Termin für die Fertigstellung anvisiert worden, sprach man zum Ende der Sommerferien bereits vom 20. Dezember. Jetzt sieht es wohl so aus, dass der Verkehr erst mindestens einen Monat später wieder rollen kann. Denn die mehrwöchige Verzögerung macht sich natürlich bemerkbar. Der Faktor Winterwetter samt Frost kommt auch noch dazu.

Kommende Woche sei ein Gespräch mit Bürgermeister Hermann Acker und der Baufirma geplant, so Laube. Die Stadt ist mit ihrem öffentlichen Personennahverkehr ebenso von der längeren Umleitungsfrist betroffen.

Den Einzelhandel trifft die Verzögerung hart, räumt Helga Schon von "Helga’s Blumenlädle" ein. Zwar ist ihr Geschäft am Talfriedhof mit dem Auto nach wie vor zu erreichen. Doch sie muss gezielt angesteuert werden. Die "Laufkundschaft" fehlt. Natürlich sei ihr bewusst, dass die Hangsanierung sein müsse. Nicht auszudenken, wenn da etwas passiere. Eine halbjährige Umleitung sei für einen kleinen Laden wie den ihren aber schon "sportlich". Bis zu 40 Prozent sei ihr der Umsatz in den Sommermonaten weggebrochen. Und wenn das nun noch länger gehe – "oh je, eine Katastrophe".

Auch die Geschäfte in Bochingen sind – gelinde gesagt – nicht gerade begeistert von der Verzögerung. Edeltraud Schreiber vom gleichnamigen Textilhaus spricht ebenfalls von einer "Katastrophe". Sie moniert zudem die "späte Information" zum Baubeginn. Schließlich müsse sie ihre Ware ein Jahr im Voraus ordern. Nun erklären ihr die Kunden, dass der Weg zu ihr einer "Weltreise" gleiche. Dass es überhaupt zu einem Hangrutsch gekommen ist, ist ihrer Meinung nach ohnehin nur darauf zurückzuführen, dass man seit Jahrzehnten den Schwerlastverkehr über die L 415 fahren lasse. Dafür sei diese Straße gar nicht ausgelegt.

"Laufkundschaft" fehlt – Umsätze gehen zurück

Die Verkäuferinnen der beiden Bäckerein im Ort können ebenfalls ein Lied von der Belastung durch die Umleitung singen. Der Durchgangsverkehr fehle natürlich, erklärt eine Angestellte der Bochinger Filiale der Bäcker Mayer. "Klar merken wir das."

Ein paar hundert Meter ist die Filiale von "’s Backkörble" beheimatet. Karin Keller, Chefin des Betriebs mit Hauptsitz in Fluorn-Winzeln, berichtet von Umsatzeinbußen. Man überlege angesichts der Verzögerung der Bauarbeiten sogar, in Bochingen für eine Weile zu schließen. Denn man betreibt noch weitere Filialen. Schließlich müsse man mit dem ohnehin knappen Personal haushalten.

Einzig eine Angestellte der Verkaufsstelle der Firma "Bösinger Fleischwaren" kann kaum über weniger Kunden klagen. Ihre Klientel kommt zum Teil aus dem Ort, zum Teil sind es Mitarbeiter naher Handwerksbetriebe, die auch weiterhin den Weg nach Bochingen finden, um sich mit Vesper zu versorgen.

Bereits vor einem Jahr haben wir mit den Anwohnern gesprochen: