Von der Lokalpolitik bis zur Weltpolitik: Volker Kauder scheint mit ausladender Geste andeuten zu wollen, wie breit das Spektrum seines politischen Wirkens ist. CDU-Srtadtverbandsvorsitzender Robert Häring würdigte dann auch den erfolgreichen Einsatz Kauders für Oberndorf und den Kreis Rottweil. Foto: Wolf Foto: Schwarzwälder-Bote

Volker Kauder stellt Fortschritt beim Durchstich der Bahnunterführung in Aussicht

Von Peter Wolf

 

Oberndorf. Volker Kauder ist ein Polit-Profi, der weiß, wie er bei einer Wahlveranstaltung seine Zuhörer mit den ersten Sätzen auf seine Seite bringt, vor allem, wenn er auch noch ein CDU-Heimspiel wie am Freitagabend im Schützen hat: zunächst ein kurzer Hinweis auf seine Verbundenheit mit der Oberndorfer Fasnet – für Fasnetsdienstag hat er erneut seinen Streifzug durch die Narrenstuben des Schwarzwälder Boten und der "Elektrisch Moos" avisiert – und dann noch ein lokales Investitions-Bonbon für die Oberndorfer. Er geht nach dem von ihm initiierten Lokaltermin mit Bahnchef Rüdiger Grube im Oberndorfer Bahnhof davon aus, dass das Vorhaben mit dem Durchstich der Bahn-Unterführung bis zur Sägewerkstraße "mit etwas Gottvertrauen in diesem Jahr den entscheidenden Schritt" vorankommt.

Dann aber geht der Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion mit ausladender Geste zur Weltpolitik über: Die Revolution in Ägypten und der Rücktritt des Diktators Mubarak beherrschen in allen Medien weltweit die Schlagzeilen. Kauder präsentiert sich den erstaunten Oberndorfern als Mitspieler in diesem Prozess, habe er doch im Januar nach den Anschlägen auf die Christen in Ägypten, den Kopten, das arabische Land besucht und Gespräche mit Kopten geführt, mit denen er auch jetzt ständig telefonisch in Kontakt sei.

Jetzt ist es aber an der Zeit, zur Landespolitik zu wechseln, schließlich wird am 27. März in Baden-Württemberg ein neuer Landtag gewählt. Stuttgart 21 – das spielt für ihn keine Rolle mehr, dieses gefährliche Thema lässt Kauder wohlweislich links liegen. "Jetzt geht es ums Ganze", schließlich gelte es für Baden-Württemberg, seine Position als die Nummer eins unter den deutschen Ländern zu halten. "Wir sind zum ersten Mal seit zwei, drei Jahrzehnten die Nummer eins vor Bayern, was Wirtschaftskraft und Arbeitslosigkeit betrifft", betont Kauder. Mit seiner Feststellung, bevor Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden sollten, müssten die eigenen jungen Fachkräfte mit unbefristeten Arbeitsverträgen in den Arbeitsmarkt integriert werden, trifft er den Nerv der Zuhörer. Nun nimmt er die Gelegenheit wahr, die Grünen "abzuwatschen". Diese forderten ausgerechnet ein Schrumpfen der Autobranche, also der Industrie, die gerade in Baden-Württemberg der Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung sei, von dem auch die vielen Zulieferer im Kreis Rottweil profitierten. Diese Kritik verband Kauder mit der Verteidigung der Energiepolitik der Bundesregierung: Förderung der erneuerbaren Energien, allerdings mit Schwerpunkt Wind und Wasser und nicht um den Preis exorbitanter Zuschüsse für die Solartechnik. Für Stefan Mappus hat Kauder Streicheleinheiten als "ein offener und geradliniger Ministerpräsident, der seine Sache sehr gut macht", parat. Viel Beifall erhält er für seine Unterstützung der Klage des Landes gegen den Länderfinanzausgleich. "Ich sehe nicht ein, dass Baden-Württemberg Milliarden zahlt, und andere Länder werfen das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster."

Aber auch ein Volker Kauder ist nicht perfekt: Anstatt sofort den "Schützen" in der Oberstadt anzusteuern, landete er zunächst im "Schützen" in Hochmössingen, wo er zudem noch in ein Gespräch mit dem dortigen Stammtisch verwickelt wurde.