Kunst auf dem Bochinger Kreisverkehr: Die "Fallende Römische Mauer" wurde bei einer ersten Prüfung durch das Regierungspräsidium als "hoch riskant" eingestuft . Starre Hindernisse auf Kreisverkehren sollen in Zukunft nicht mehr erlaubt werden. Foto: Dick

Unverständnis und Empörung ruft Einstufung des Bochinger Kreisels als "hoch riskant" hervor.

Oberndorf-Bochingen - Das Regierungspräsidium (RP) hat den Bochinger Kreisel mit seiner "Fallenden Römischen Mauer" auf die rote Liste gesetzt – zu riskant für Autofahrer (wie berichtet). Aber sollte das Kunstwerk zurückgebaut werden, würde das auf Unverständnis stoßen.

Einen Vor-Ort-Termin mit Vetretern des RP, der eine genaue Prüfung des (bisher "nur nach Augenschein" beurteilten) Kunstwerks auf dem Kreisels vorsieht, gibt es noch immer nicht, sagt Verkehrsdezernentin Monika Mayr vom Landratsamt in Rottweil auf Anfrage unserer Zeitung.

Der Oberndorfer Stadtbaumeister Hans-Joachim Thiemann erinnert sich genau an die Zeit, in der das Kunstwerk auf dem Kreisel realisiert wurde. Nicht nur viel Sponsorengelder steckten darin, sondern auch die Arbeit der Stadt. "Der Werkhof hatte damals viel geleistet", erinnert sich Thiemann. "Der Kreisel ist uns lieb und wichtig", sagt er. Er markiere das östliche Eingangstor zur Stadt Oberndorf. "Ich jedenfalls sehe keine Verkehrsgefährdung, weil die ›Fallende römische Mauer‹ ja auf einem Erdhügel errichtet ist." Sollte ein Auto auf den Kreisel fahren, würde es also in die Erde fahren. Zudem seien die Steine auch nicht sehr groß. "Es wäre sehr schade, wenn wir Maßnahmen ergreifen müssten, die dieses Kunstwerk beeinträchtigen würden", sagt er. Thiemann kann sich nicht an schwere Unfälle erinnern, bei denen der Kreisel eine Rolle gespielt hätte.

Die Einschätzung des Regierungspräsidiums hält Klaus Haischer, der an der finanziellen Realisierung des Kunstwerks im Jahre 2005 maßgeblich beteiligt war, für "einen Witz". Er glaubt nicht, dass der Kreisverkehr gefährlich ist: "Die tägliche Erfahrung spricht doch dagegen." Auch ihm seien keine Unfälle wegen des Kunstwerks bekannt.

Ein gelungenes Portal der Stadt Oberndorf

Abgesehen davon: "In anderen Kreiseln ohne Kunstwerke gibt es auch Unfälle", sagt er. Gegen den Abbau der "Fallenden Römischen Mauer" könne sich der Künstler Johannes Pfeiffer rechtlich wehren: "Er hat ein Urheberrecht auf sein Kunstwerk an genau dieser Stelle." Haischer fände es sehr schade, wenn die Kunst auf dem Kreisel weichen müsste: In der Form sei der Kreisverkehr ein "außerordentlich gelungenes Portal unserer Stadt, weil er ein Hinweis auf unsere keltisch-römische Geschichte ist", sagt er.

Bochingens Ortsvorsteher Martin Karsten, genau wie Haischer Jurist, glaubt nicht, dass in der Sache "das letzte Wort" gesprochen ist. Man könne sicher Gegenargumente finden. Am meisten würde es ihn ärgern, wenn die Entscheidung über einen eventuellen Rückbau "von oben" über den "Kopf" des Gemeinderats getroffen würde. Schließlich sei das Werk ja auch einmal genehmigt worden. Er sagt aber auch: "Wenn es weg müsste, wäre es schade. Aber es gibt sicher Schlimmeres auf der Welt."

Auf Sicherheit nach den damaligen Standards sei der Kreisel intensiv geprüft worden, erinnert sich Hans-Joachim Ahner, Kulturamtsleiter in Oberndorf. "Ich persönlich finde die ›Fallende Römische Mauer‹ sehr gelungen. Es wäre sehr schade um sie. "Aber man muss abwarten, was eine genaue Überprüfung bringt."

Das Kunstwerk "Fallende Römische Mauer" auf dem Bochinger Kreisverkehr erinnert an einen archäologischen Fund – an Mauerreste eines römischen Gutshofs. Diese hatte man im heutigen Gewerbegebiet "Vogelloch" in Bochingen entdeckt. Privatleute, die Stadt und weitere Sponsoren hatten das um die 75 000 Euro teure Kunstwerk finanziert. Davon hatte allein Klaus Haischer mindestens 35 000 Euro beigesteuert, wie er sagt. Im Jahr 2005 wurde es realisiert. Manche der Steine, deren Ensemble die fallende Mauer symbolisiert, sind mit Namen von Bürgern graviert. Für 15 Euro konnte man damals nämlich einen Stein mit Gravur erwerben.