Harald Glatthaar ist zu einer Institution geworden. Foto: Schwarzwälder Bote

Für Harald Glatthaar steht Menschlichkeit stets im Fokus. Ende April ist Schluss.

Oberndorf - Da musste gestern mancher Mitarbeiter des SRH-Krankenhauses schlucken: Geschäftsführer Harald Glatthaar gab bekannt, dass er Ende April in den Ruhestand eintritt. Mit Glatthaar geht ein Mann, ohne den es das Oberndorfer Krankenhaus in heutiger Form womöglich gar nicht mehr gäbe.

Seit rund 40 Jahren lenkt Glatthaar nun schon die Geschicke des Krankenhauses in der Neckarstadt. 1981 wurde er zum hauptverantwortlichen Amts- und Verwaltungsleiter des damals noch städtischen Hauses bestellt. Seit der Privatisierung und dem Betriebsübergang an die Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) 2011 ist er Geschäftsführer. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Harald Glatthaar zu einer Institution in Oberndorf geworden ist.

Das Krankenhaus ist das Lebenswerk des gebürtigen Lauterbachers. Mit schwarzen Zahlen hat er es vor gut acht Jahren an die SRH übergeben. Schwarze Zahlen hinterlässt er jetzt seinem Nachfolger – keine Selbstverständlichkeit in der Klinik-Landschaft. Schon gar nicht, wenn es sich um ein kleines Haus wie in Oberndorf handelt.

Bereits im vergangenen Sommer hatte der heute 63-jährige für sich entschieden, "die große Verantwortung rechtzeitig in jüngere Hände zu geben."

Drei Bürgermeister waren über die Jahrzehnte seine Dienstherren, später folgten Klaus Hekking und zuletzt Werner Stalla als seine Chefs bei der SRH. Zum Abschluss seines Berufslebens sei er froh und sehr dankbar, dass er in dieser langen Zeit "mit diesen herausragenden Persönlichkeiten und mit vielen von ihnen gemeinsam erfolgreich zusammenarbeiten durfte."

Menschlich hat es immer gestimmt

Das menschliche Miteinander habe immer gestimmt, sagt Harald Glatthaar – auch und gerade mit den vielen Mitarbeiten des Krankenhauses. Mit einigen arbeitet er schon seit Jahrzehnten zusammen. Wer ihn kennt, der weiß, dass dies für ihn nicht nur eine Floskel ist. Gegenseitiger Respekt und gegenseitige Wertschätzung – auch wenn es mal Differenzen gab – waren und sind ihm wichtig. Diese Basis habe ihm stets Kraft gegeben. Kraft, den Betrieb in Zeiten der umfangreichen Sanierungsarbeiten am Laufen zu halten. Kraft, tagtäglich für den Erhalt des Krankenhauses zu kämpfen. Nicht zuletzt war er ein fairer Gesprächspartner im Umgang mit der Presse, der sich nicht wegduckte, wenn es mal über Beschwerden über das Krankenhaus zu berichten galt.

Auf die Frage, wie viele Stunden seine Arbeitswoche hat, antwortet Glatthaar ausweichend. Dabei ist bekannt, dass das Krankenhaus sein Lebensinhalt ist. Oft nehme er "Geschäft" mit nach Hause, räumt er schließlich ein. Auf Papier, auf dem Laptop, aber auch im Kopf. Mal abschalten und entspannen kommen da in der Regel zu kurz.

Glatthaars unermüdlicher Einsatz wird gewürdigt. Sei es durch die Verleihung des Ehrenrings der Stadt Oberndorf 2011, oder durch die wohltuenden Worte des damaligen Vorstandsvorsitzenden der SRH-Holding Klaus Hekking bei der Einweihung nach der Generalsanierung des Krankenhauses 2014. Er dankte Glatthaar damals für die "großartige menschliche und kollegiale Zusammenarbeit, die uns bei diesem Projekt und darüber hinaus verbunden hat."

Der designierte, externe Nachfolger tritt also in große Fußstapfen. Der neue Geschäftsführer steht bereits fest. Er soll zu gegebener Zeit bekannt gegeben werden.

Für Harald Glatthaar bricht ab dem 1. April eine neue Zeit an – eine Zeit ohne "sein" Krankenhaus. Er gedenkt, sie mit Hobbys wie Motorradfahren oder Reisen zu füllen, und vertraut ansonsten darauf, dass sich ihm im Ruhestand neue Betätigungsfelder auftun. Vielleicht macht es ihm leichter, zu wissen, dass er den richtigen Zeitpunkt gewählt hat, und sein Rückzug von Mitarbeitern und Kollegen bedauert wird. Die traurigen Gesichter in den Büros der Krankenhaus-Verwaltung sprachen jedenfalls Bände. Und wie schrieb ihm gestern ein Kollege per E-Mail: "Die SRH ist ärmer ohne dich."