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Sanierung und Brandschutzmaßnahmen am Gymnasium werden deutlich teurer als geplant

40 Prozent mehr, 50 Prozent mehr, 63 Prozent mehr – fast alle Gewerke für die Brandschutzmaßnahmen und die Sanierung des Foyers des Gymnasiums liegen deutlich höher als die Kostenschätzungen.

Oberndorf. Summa summarum muss die Stadt über- und außerplanmäßige Ausgaben in Höhe von mehr als 200 000 Euro berappen. Das brachte den Ersten Beigeordneten Lothar Kopf im Gemeinderat in Erklärungszwang. Er leitete am Dienstag die Sitzung in Vertretung von Bürgermeister Hermann Acker, der bei einer Veranstaltung des Städtetags weilte.

Boomende Baukonjunktur

Angesichts der davongaloppierenden Kosten forderte das Gremium Erläuterungen. Kopf führte die gestiegenes Stahlpreise, die derzeit extrem boomende Baukonjunktur und die Richtlinien für öffentliche Ausschreibungen ins Feld. Die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) enthält Regelungen für das Vergabeverfahren bei Bauleistungen sowie für die anschließende Auftragsausführung, an die sich eine Stadt zu halten habe, so Kopf.

Freie-Wähler-Fraktionssprecher Dieter Rinker merkte bereits beim Bauvorhaben der Straßensanierung "Auf dem Stein" (wir berichten noch) an, dass sich die Stadt eben mehr auf die Bedürfnisse der Bieter einstellen müsse, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

SPD-Stadtrat Andreas Bronner, der als Leiter der Sozialstation gerade selbst einen Neubau seines Unternehmens auf dem Lindenhof plant, wollte die Kostensteigerungen nicht hinnehmen. Beim Sozialstationsbau läge der Angebotspreis bei einem Kostenrahmen von 1,3 Millionen Euro gerade mal drei Prozent über der Kostenschätzung. "Also quasi eine Punktlandung." Er wollte wissen, weshalb das bei der Stadt nicht funktioniere.

VOB einhalten

Das liege an der VOB, so der Erste Beigeordnete. Denn sie schreibe vor, wann beschränkt und wann öffentlich ausgeschrieben werden müsse. Dies solle Wettbewerbsverzerrungen verhindern. Ein privater Bauherr könne mit den Handwerkern verhandeln. Das dürfe die öffentliche Hand nicht. Sie setze sich sonst dem Vorwurf der Mauschelei aus. Für Bronner sind die angegebenen Angebote schlichtweg "Abzocke". Er verweigerte deshalb bei der Vergabe der Stahlbauarbeiten im Rahmen der Brandschutz-Sofortmaßnahmen am Gymnasium am Rosenberg seine Zustimmung. Das Gewerk "Stahlbauarbeiten" wurde mit seiner Gegenstimme an die Firma Georg Steinberger aus Alpirsbach für Kosten in Höhe von knapp 220 000 Euro vergeben. Das Angebot liegt fast 62 000 Euro höher als die Kostenschätzung mit 156 000 Euro.

Formblätter fehlen

Katja Hörig, Architektin des Büros "Donning Unterstab + Partner", berichtete im Gemeinderat, dass man heutzutage froh sein müsse, wenn überhaupt Angebote abgegeben würden. Oftmals holten mehrere Handwerker die Unterlagen ab, aber gäben dann gar nicht ab. Zudem habe man manches günstigere Angebot nicht werten dürfen, da notwendige Formblätter gefehlt hätten. Und nachhaken dürfe man von Rechts wegen auch nicht bei allen fehlenden Blättern. Auch die Außenanlagen kommen 15 Prozent teurer als geplant. Sie wurden vom Gremium einstimmig an die Firma Seeger Hoch-Tiefbau in Loßburg für Kosten in Höhe von knapp 37 000 Euro vergeben.

Für die Modernisierung des Foyers wurden folgende Gewerke einstimmig vergeben: "Wärmedammverbundsystem und Putzarbeiten" an die Firma Stuckateur- und Malerbetrieb Christian Niebel aus Fluorn-Winzeln für rund 47 000 Euro (18 Prozent mehr als geplant), "Trockenbau" an die Firma Wolfgang Gaus Stuckateure aus Epfendorf für gut 20 500 Euro (50 Prozent mehr), "Estrich" an die Firma Kimmich aus Fluorn-Winzlen für knapp 18 000 Euro (13 Prozent mehr), "Elektroinstallation" an die Firma F. Wolf Elektro- und Gastrotechnik aus Freudenstadt für rund 69 500 Euro (34 Prozent mehr) und "Rauchschutzvorhang" an die Firma Stöbich Brandschutztechnik aus Bopfingen für rund 20 000 Euro. Dieses Angebot liegt 40 Prozent unter der Kostenschätzung, was laut Architektin Hörig darin begründet liegt, dass eine günstigere Variante des Vorhangs gewählt werden konnte, weil sich die Vorgaben verändert hätten.

Holzer bleibt im Rahmen

Angenehm fiel das Angebot der Firma Klaus Holzer aus Bochingen für das Gewerk "Heizungsinstallation" auf. Mit gut 6 000 Euro blieb es im Rahmen der Kostenschätzung. Für Kopfschütteln beim Ersten Beigeordneten und bei den Stadträten sorgte hingegen das Angebot für das Gewerk "Schreinerarbeiten". Denn obgleich ein aktualisierter und somit brandaktueller Kostenanschlag vom 7. März bei 25 900 Euro lag, lag das Angebot der Firma Schreinerei Innenausbau Fensterbau Thomas Rapp aus Harthausen mit gut 42 000 Euro glatte 63 Prozent darüber. Dennoch wurde der Auftrag so vergeben, da sich die Verwaltungsspitze von einer Aufhebung und neuerlichen Ausschreibung keinen günstigeren Preis erhoffte, und das Gewerk in die übrigen eingetaktet werden müsse.