Knut Becker vom Kultusministerium und Katharina Hirt vom Staatlichen Schulamt Donaueschingen erklären in der Klosterkirche das Modell Gemeinschaftsschule. Bürgermeister Hermann Acker und der Leiter der Karl-Wider-Schule, Carsten Zühlke, hören interessiert zu (von rechts). Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Infoveranstaltung zur Gemeinschaftsschule / Eltern haben Problem mit Ganztagsbetreuung

Von Marcella Danner

Oberndorf. Eine Gemeinschaftsschule ist immer auch eine Ganztagsschule. Und die wollen viele Eltern ganz offensichtlich nicht. Das ist das Fazit aus der Informationsveranstaltung in der Klosterkirche.

Bürgermeister Hermann Acker macht sich als Schulträger angesichts sinkender Anmeldezahlen große Sorgen um die Karl-Wider-Schule. Gerade mal 21 Anmeldungen sind für das kommende Schuljahr bisher eingegangen. "Wir leben nun mal in einer Zeit der Veränderungen." Und da die Akzeptanz für die Werkrealschule offenbar immer weiter abnehme, sieht er die Gemeinschaftsschule als notwendig an. Der Gemeinderat hat dahingehend ja bereits einen Beschluss gefasst.

Knut Becker von der Stabsstelle "Gemeinschaftsschule" beim Kultusministerium erläuterte zunächst einmal die Grundsätze dieses Modells. Beim längeren gemeinsamen Lernen profitierten die schwächeren Schülern von den stärkeren und die starken würden noch stärker, fasste er zusammen. Unterschiedliches Lerntempo werde hier berücksichtigt.

Die Eltern, die bei dieser Infoveranstaltung nicht gerade in großer Zahl erschienen waren, hatte da so ihre Bedenken. Wie solle ein einzelner Lehrer bei maximal 28 Schülern auf jeden einzelnen eingehen können, wenn das Niveau so weit auseinander liege, war eine oft gestellt Frage. Becker versuchte, den Begriff des "dezentral gesteuerten Unterrichts" zu erklären. Dabei werden einzelne Lerngruppen gebildet. "Das ist einfach ein effektiveres Verfahren."

Viele Eltern hatten große Bedenken gegenüber die Ganztagsschule. Sie wollten ihre Kinder lieber über Mittag zu Hause haben. Katharina Hirt vom Staatlichen Schulamt Donaueschingen erklärte, dass eine gut organisierte Ganztagsschule um 15.30 Uhr Feierabend für die Schüler bedeute und keine Hausaufgaben mehr gemacht werden müssten. Das käme einem friedlichen Familienleben eher zugute.

Der Leiter der Karl-Wider-Schule, Carsten Zühlke, berichtete von den vielen Neuerungen an der Werkrealschule. Dennoch werde dieser Schulabschluss von den Eltern einfach nicht angenommen, weil er für minderwertig gegenüber dem Realschulabschluss gehalten werde. Er erhofft sich von der Einführung einer Gemeinschaftsschule wieder mehr Zulauf.

Die Realschule, so machte der noch amtierende Schulleiter Siegfried Maier klar, sei derzeit nicht für eine Kooperation unter dem Dach einer Gemeinschaftsschule zu haben. Auch die Eltern hätten sich dagegen ausgesprochen. Lediglich ein Verbund der beiden Schulen in ihrer bisherigen Form unter einer gemeinsamen Schulleitung sei vorstellbar.

Am 1. Oktober muss der Antrag gestellt werden. Dazu ist zwingend die Zustimmung der Schulkonferenz nötig. Die tagt laut Rektor Zühlke spätestens im Juli. Vorher möchten seine Kollegen noch an bereits bestehenden Gemeinschaftsschulen hospitieren.

Was genau ist eigentlich eine Gemeinschaftsschule? Das fragen sich immer noch viele Eltern. In einer Gemeinschaftsschule lernen Kinder fünf oder sechs Jahre lang zusammen. Auch Kinder mit körperlichen oder Lernbehinderungen werden hier unterrichtet, das nennt sich Inklusion. Danach können sie einen Hauptschulabschluss oder einen Realschulabschluss machen. Einen Werkrealschulabschluss gibt es nicht mehr. Wenn sie ab der sechsten oder siebten Klasse eine zweite Fremdsprache wählen, ist theoretisch ein Wechsel auf ein allgemeinbildendes Gymnasium möglich. Zu diesem Zweck werden auch Lehrer mit Realschul-, Gymnasial- oder Sonderpädagogik-Ausbildung eingestellt. Der Klassenteiler bei einer Gemeinschaftsschule liegt bei 28. Noten gibt es nur bei Schulwechsel, Abschlussklassen oder auf Anfrage der Eltern. Ansonsten werden Lerntagebücher geführt und es gibt Lernentwicklungsberichte. Eine Gemeinschaftsschule ist zwingend eine Ganztagsschule mit Mittagessen-Angebot. Wenn die Kinder um 15.30 Uhr Schulschluss haben, sollten theoretisch alle Hausaufgaben erledigt sein.