Die zusätzliche Kindergartengruppe in Boll findet – bis der Erweiterungsbau steht – übergangsweise im vorderen Bereich des evangelischen Gemeindehauses Platz. Foto: Fahrland

Termindruck zwingt zur bitteren Pille. Halbe Million Euro für Erweiterungsbau des Kindergartens Boll.

Oberndorf - Einer unerfreulichen Überraschung musste sich der Ausschuss für Technik und Umwelt am Mittwoch stellen: Aus dem Modulbau für den evangelischen Kindergarten in Boll wird nichts. Stattdessen wird ein konventionelles Gebäude erstellt – Kostenpunkt rund eine halbe Million Euro.

 

Auch gebrauchte Anlage hätte Stadt genommen

"Ich weiß wirklich nicht, was wir hätten anders machen sollen", erwiderte Hochbauamtsleiter Harald Ginter auf Kritik aus dem Ausschuss. Im Juli hatte der Gemeinderat die Erstellung eines Modulbaus für die Erweiterung des Kindergartens in Boll beschlossen. Etwas Ähnliches war bereits in Aistaig umgesetzt worden. 200.000 Euro hatte man für den Boller Bau vorgesehen.

Bei der Ausschreibung seien extra viele Punkte offen gelassen worden, um möglichst viele Angebote zu bekommen. So habe man bei der beschränkten Ausschreibung zur schlüsselfertigen Erstellung des Gebäudes 13 Firmen, spezialisiert auf Modulbau, Holzbau und Container, kontaktiert. Auch eine gebrauchte Anlage hätte die Stadt genommen.

Aufgrund des weit geöffneten Angebotsspektrums habe man Bewertungspunkte festgelegt, um ein passendes Angebot zu finden und nicht zu viele Kompromisse machen zu müssen. Der Preis und die Funktionalität wurden mit jeweils 35 Prozent gewichtet, auf die architektonische Qualität, die verwendeten Produkte und den Wartungs- und Instandsetzungsaufwand entfielen jeweils zehn Prozent. "Aber das Ergebnis ist trotzdem nicht so ausgefallen, wie wir es uns vorgestellt haben", gab Ginter zu.

Nur drei Angebote

Lediglich drei Angebote liefen ein, nur zwei davon wurden gewertet. Das spiegle die aktuelle Marktlage wider, erklärte Ginter. Für einen Modulbau mit rund 140 Quadratmetern Fläche gebe es aktuell eine Vorlaufzeit von etwa einem Jahr, berichtete der Hochbauamtsleiter, was er als Rückmeldung von den Firmen erhalten hatte. Größere Container, etwa für eine Erweiterung um drei Gruppenräume, wären einfacher zu beschaffen als der Erweiterungsbau für eine zusätzliche Gruppe, die in Boll nötig wird.

"Ich bin froh, dass wir immerhin das Angebot der Zimmerei Heinzelmann bekommen haben", sagte Ginter. Diese war mit Kosten von rund 300.000 Euro für die Erstellung eines Gebäudes in konventioneller Bauweise der günstigste Bieter gewesen. Auf der Basis dieses Angebots habe das Architekturbüro Glück & Partner nun eine neue Kostenberechnung erstellt. Statt 200.000 Euro steigen die Kosten auf 480 000 Euro – eine bittere Pille, die die Stadt und der Gemeinderat zu schlucken haben. "Wir haben keine Aussicht auf eine kostengünstigere Lösung. Angesichts des Termindrucks bleibt uns nichts anderes übrig", meinte Bürgermeister Hermann Acker dazu.

Glücklicherweise sei die Kirchengemeinde der Stadt zur Seite gestanden und habe dafür gesorgt, dass die zusätzliche Kindergartengruppe in Boll zeitlich befristet im evangelischen Gemeindehaus unterkommen könne.

Kindergärten in Bochingen und Boll in engem Zusammenhang betrachten

Den neuen Erweiterungsbau könnte man dann im September 2021 nutzen, meinte Ginter. Zumindest bestehe bei der konventionellen Bauweise die Chance auf eine Förderung, die rund 100.000 Euro betragen könnte, stellte der Hochbauamtsleiter in Aussicht. Bürgermeister Acker wollte jedoch nicht zu große Hoffnungen wecken. Die Mittel seien erfahrungsgemäß schnell überzeichnet.

Wolfgang Hauser (CDU) erinnerte daran, auch an einer Erweiterung für den Bochinger Kindergarten dranzubleiben, auch wenn die geplante Erweiterung auf dem Grundstück in Bochingen noch auf sich warten lassen wird. Ähnlich wie bei den Schulen müsse man die Kindergärten in Bochingen und Boll in Sachen Bedarfsplanung in engem Zusammenhang betrachten, meinte Acker dazu.

Erst einmal keinen Beschluss fassen und noch einmal neu überlegen, wie Peter Gaberle (CDU) vorschlug, hielt der Bürgermeister nicht für zielführend. Fakt sei, dass sich das Bochinger Projekt noch hinziehe. "Wenn wir dann Kinder nicht unterbringen können, weil wir kein Gebäude haben, dann ist das eine kommunalpolitische Entscheidung, die ich nicht mittragen kann", machte Acker deutlich. Der Ausschuss gab der neuen Konzeption bei einer Gegenstimme von Gaberle grünes Licht.