Die altehrwürdige Linde, die Agathakapelle und das Wegkreuz bilden in Hochmössingen ein besonderes Ensemble.Fotos: Jaud Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Nationalerbe Bäume Deutschland / Festakt am 26. September

Jetzt haben es die Hochmössinger schwarz auf weiß: Ihre altehrwürdige Sommer-Linde bei der Agathakapelle ist ein ganz besonderer Baum. Als erster und vermutlich auf absehbare Zeit auch einziger wird er offiziell zum "Nationalerbe Bäume" erklärt.

Oberndorf-Hochmössingen. Die Initiative "Nationalerbe Bäume" der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) sucht, pflegt, erhält und schützt außergewöhnlich alte Bäume in Deutschland. Innerhalb der DDG wurde 2019 ein Kuratorium gegründet, das die Ziele der Initiative verfolgt, die Bäume auswählt. Als Hochmössingens Ortsvorsteherin Sabine Jaud von Stadtbauamtsleiter Michael Lübke auf die Homepage der Initiative hingewiesen wurde, ergriff sie gleich die Initiative.

Sie nahm Kontakt auf, trug Unterlagen zur "Käppeles-Linde", wie der Baum im Ort genannt wird, zusammen und schickte sie gemeinsam mit Fotos an den Leiter des Kuratoriums, Andreas Roloff. Der Forstwissenschaftler ist Professor an der Technischen Universität Dresden und hat einen Lehrstuhl für Forstbotanik inne.

Roloff war von der Linde sehr angetan, berichtet Sabine Jaud im Gespräch mit unserer Zeiung. Inzwischen gab es reichlich E-Mail-Verkehr und Anfang Juli auch einen Vor-Ort-Termin.

In historischen Dokumenten wird der Baum – einer der ältesten, wenn nicht gar der älteste in Baden-Württemberg – im Zusammenhang mit Kämpfen während des 30-jährigen Krieges erwähnt. Und der irische Schriftsteller James Henry schrieb über seine Reise zu Fuß von Karlsruhe nach Bassano (Italien) – die ihn durch Hochmössingen führte – von diesem "eindrucksvollen, ausgehöhlten Lindenbaum, durch den man in den Himmel aufblicken kann." In der Oberamtsbeschreibung aus dem Jahr 1868 heißt es, die Linde sei "uralt, ganz hohl und von den Stürmen halb zerschlagen".

Der Baum ist komplett ausgehöhlt. In seinem Innern fand sogar schon einmal eine ganze Grundschulklasse Platz. Um sein genaues Alter bestimmen zu können, ist laut Roloff eine Messung der Jahresringe notwendig. dazu müsste jedoch ein Bohrspan aus dem Stamm entnommen werden. Das wolle man dem kostbaren Baum nicht antun. An die 600 Jahre aber sei er mindestens, womöglich sogar noch 200 Jahre älter.

Ein Nationaldenkmal ist die Hochmössinger Linde schon seit langem, ebenso wie der Weiher und weitere alte Bäume im Dorf. Nun erhält die "Käppeles-Linde" also den Ritterschlag. Insgesamt sollen es deutschlandweit einmal 100 ausgewählte, potenzielle zukünftige Uralt-Bäume mit der Kategorie Nationalerbe-Baum geben. Zunächst aber erst einmal einen pro Bundesland.

"Die Idee, Bäume so zu schützen und zu pflegen, um diesen ein würdevolles Altern zu ermöglichen, klingt grundsätzlich sehr gut. Es ist aber auch mit finanziellen Aufwendungen verbunden.", heißt es auf der Homepage der Initiative. Die Eva-Mayr-Stihl-Stiftung habe die Finanzierung der Initiative für mindestens fünf Jahre verbindlich zugesagt.

Die anhaltende Dürre macht natürlich auch der Hochmössinger Dorflinde zu schaffen, berichtet Sabine Jaud. Seit diesem Sommer kümmern sich Stadtgärtnerei und Werkhof um die Bewässerung. Vertrocknete Blätter zeugen vom Wassermangel, zwei große Äste mussten bereits abgestützt werden.

Zum Gespräch mit der Ortsvorsteherin kommt auch einer ihrer Vorgänger – Georg Schillinger – hinzu. Er erinnert sich noch, wie sich die Kinder früher nach getaner Arbeit auf dem Feld im holen Stamm der Linde trafen. Als Fotomotiv für Hochzeiten ist der Baum ebenso begehrt wie für Festschriften bei Vereinsjubiläen.

Das Ensemble mit Linde, Agathakapelle und Wegkreuz ist für Schillinger der "Inbegriff von Heimat". Die offizielle Ausrufung der "Käppeles-Linde" zum Nationalerbe Bäume Deutschland soll feierlich stattfinden- Für Samstag, 26. September, ist deshalb ein kleiner Festakt geplant. Die umliegenden Straßen werden abgesperrt. Der Hochmössinger Musikverein wird die musikalische Umrahmung übernehmen, der Männergesangverein kümmert sich um die Bewirtung.

Anmeldung notwendig

Ortsvorsteherin Sabine Jaud hat bereits ein Hygienekonzept entwickelt. Coronabedingt müssen sich die Gäste des Festakts vorab anmelden. Dies ist ab dem 1. September bei der Ortsverwaltung möglich – telefonisch (während der Öffnungszeiten) unter 07423/22 17 oder per E-Mail VAHochmoessingen@ Oberndorf.de