Im Rankäcker sind wieder Archäologen am Werke. Foto: Holzer-Rohrer

Im Rankäcker werden bei Ausgrabungen Fülle an Markierungszeichen gefunden.

Oberndorf-Bochingen - "Troja ist überall" – auch vor den Toren Bochingens, wie die vergangenen Monate wieder deutlich machten.

Der Titel dieser ZDF-Serie – die den Siegeszug der Archäologie nachzeichnet – trägt reale Züge, beobachtet man das Grabungsteam rund um den Archäologen Johann Christoph Wulfmeier, das sich im Gewerbegebiet Rankäcker im Zuge der Erforschung der kulturellen Entwicklung des Menschen auf die Suche gemacht hatte.

Schon die "Fallende Mauer" als Kunstwerk im Kreisel weist auf diese verhältnismäßig junge Wissenschaft, die sich ausschließlich für die materiellen Hinterlassenschaften (Gebäude, Kunstwerke) interessiert, hin.

Als seltener Glücksfall wird in Fachkreisen die Notgrabung anlässlich der Ausweisung des heutigen Gewerbegebiets bezeichnet, denn die Freilegung eines ausgedehnten landwirtschaftlichen Betriebes (Villa Rustica) bescherte der Wissenschaft "einmalige Überlieferungsbedingungen".

Lange bevor man auf die Gebäudeansiedlung im 3,2 Hektar umfassenden Hofareal entdeckte, hatte Heinrich Holzer beim Pflügen seiner landwirtschaftlichen Flächen immer wieder Scherben und Ziegel entdeckt, sie gesammelt und liebevoll in Regalen platziert.

"Hier haben die Römer gelebt" – davon zeigte er sich stets überzeugt. Schon damals war diese Vermutung nicht von der Hand zu weisen, denn noch sichtbar verläuft ein Teil der "Römerstraße" als Direktverbindung von Rottweil nach Sulz in unmittelbarer Nähe. Als archäologische Verdachtsfläche eingestuft, ruft jede weitere Bebauung im Rankäcker die Landesdenkmalpflege auf den Plan.

Markierungszeichen

Da weitere Baumaßnahmen in Rankäcker anstehen, hatte Wulfmeier Mitte April mit seinem Team begonnen, wieder nach Schätzen zu graben – und ist auch fündig geworden. Für den Laien erstaunlich ist die Fülle von Markierungszeichen der Fundstellen.

Die Fundobjekte wurden ausgewertet und klassifiziert. Stolz präsentiert die Mitarbeiterin einen "Neolithischen Schaber" (Steinwerkzeug) und erzählt begeistert von einer Urne – der Hallstattzeitlichen Brandbestattung zugeordnet (Hallstattzeit bezeichnet die vorrömische Eisenzeit zwischen 800 und 450 vor Christus).

Wulfmeier erklärt, dass alle Funde beschreibend dokumentiert werden, eine fotogrammatische Auswertung erfolgt (Verfahren, um aus Fotografien und genauen Messbildern eines Objekts seine räumliche Lage zu bestimmen) und im Normalfall alles komplett abgebaut werde. Erwartungsgemäß sei man auf die restliche Umfassungsmauer der Villa Rustica gestoßen. Ein Stück der antiken Straße wurde freigelegt und wird mit einem Geovlies an Ort und Stelle erhalten.

Dort, wo der abgetragene Humus lagert, werden weitere Funde erwartet. Wenn die anstehende Baumaßnahme nördlich der Firma ITS beendet sein wird, werden sie wieder sorgsam in den Erdschichten nach Spuren menschlicher Kulturen suchen, die heutigen "Schliemanns", die beweisen, dass Troja wirklich überall sein kann.