Ist oder war ein Wolf in Bochingen unterwegs? Eine Albstädterin ist sicher: Sie hat ihn gesehen. Foto: Wagner, Jagdverband

Vierbeiner geben Rätsel auf. Frau hat unheimliche Begegnung auf der Straße. Sie geht von einem Wolf aus.

Oberndorf/Rosenfeld-Brittheim - Hund oder Wolf? Eine junge Frau aus Albstadt ist sich sicher: Auf ihrer Fahrt mit dem Auto von Bochingen nach Hause will sie einen Wolf gesehen haben. Mitten auf der Straße. "Er hat mich angeschaut", sagt die 29-Jährige unserer Zeitung.

Die Albstädterin war etwa 100 Meter vom Brittheimer Ortseingang entfernt. In der dortigen Linkskurve fuhr sie von Oberndorf her kommend etwas langsamer – als sie plötzlich das Tier mit grau-braunem Fell auf der Gegenfahrbahn bemerkte, das ihr entgegenlief. Der Autoscheinwerfer leuchtete das Tier an, dessen Augen leuchteten zurück, das grau-braune Fell glänzte. "Was ist das denn", habe sie sich erschrocken gefragt. Ja, genau: Was war das? Wirklich ein Wolf? Oder vielleicht ein Wolfshund?

Einem Boller Jäger ging es ähnlich. Auch ihm kam nachts in der Höhe des Gasthauses Kreuz ein Tier entgegen, von dem er im ersten Moment dachte, es sei ein Wolf. "Es hat geregnet, das Fell des Tieres war nass, man konnte die Farbe schlecht erkennen." Er folgte dem Tier und entdeckte ein Halsband. Ein Schäferhund sei es definitiv nicht gewesen. "Vielleicht ein tschechischer Wolfshund." Er kann aber auch nicht ausschließen, dass es ein Sender-Halsband war – und das Tier dann doch ein Wolf.

Ein anderer Vierbeiner hält derzeit Fußgänger und Jogger ebenfalls rund um Bochingen und Boll auf Trab. "Ramon", ein Mischlingshund, der eigentlich auf dem Schlatthof in Boll zuhause ist.

Dort betreut die Tierschutzinitiative "Menschen für Tiere" hilfsbedürftige Vierbeiner. Vor rund zwei Wochen kam "Ramon", der ein weiß-braunes Fell hat, mit einem Elektrozaun in Berührung und nahm Reißaus. Seither treibt er sich rum, auch in Rosenfeld wurde er schon gesichtet. Mittlerweile sucht die Initiative mit Flugblättern nach dem Tier.

Tier befindet sich zur Untersuchung in Berlin

"Der Rüde ist friedlich, recht scheu und lässt sich von Fremden nicht einfangen", beschreibt Susanne Schneider vom Schlatthof den Ausreißer. Da das Tier auch Katzen gewohnt ist, vermuten die Tierschützer, dass er sich in Nähe von Katzen-Futterstellen aufhalten könnte. "Auch die Mülleimer auf einem Grillplatz bei Boll wurden offensichtlich schon von ihm geplündert", sagt Susanne Schneider. Jagd auf Wildtiere könne sich Ramon nicht machen, da er am rechten Vorderlauf lahmt. Dass es sich bei der unheimlichen Begegnung nachts auf der Straße nahe Brittheim um "Ramon" gehandelt hat, schließt die Albstädterin indes aus.

Sie hat Bilder von dem Rüden gesehen und meint, dass das Tier, das ihr auf der Straße entgegengekommen sei, eine ganz andere Fellfarbe gehabt habe. Die grau-braune Tönung habe sie trotz der Dunkelheit im Licht der Autoscheinwerfer genau erkannt. Also doch ein Wolf?

Gut möglich, meint dazu das Forstministerium. Baden-Württemberg sei "Wolferwartungsland". Hannes Huber, Sprecher des NABU im Land, ist sicher, dass das Tier auch in den Südwesten zurückkommen wird. Ein totes Tier ist gestern nahe der Autobahn 5 bei Lahr gefunden worden. Nach Angaben des Argraministeriums könnte es sich um einen jungen Wolf handeln.

Das Tier sei zur weiteren Untersuchung an das auf Wölfe spezialisierte Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin abgegeben worden. Es wäre die Rückkehr des Wolfes nach Baden-Württemberg nach 150 Jahren. Wolfsmeldungen gibt es bereits aus anderen Bundesländern, auch aus der Schweiz und Italien – nicht weit entfernt von der Südwest-Grenze also. Wölfe haben sich in Deutschland zwischenzeitlich etabliert und erschließen mit zunehmender Geschwindigkeit neue Lebensräume. Gut möglich also, dass er irgendwann auch in den Schwarzwald und auf die Schwäbische Alb zurückkehrt – oder bereits zurückgekehrt ist.