Foto: Hopf & Pfäffle

50-jährige Geschichte endet. Im Erdgeschoss entstehen Tagespflegeplätze.

Oberndorf - Über die Zukunft des Hotels Links auf dem Lindenhof wird schon seit längerem gemunkelt. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Investor Alexander Hopf hat das Gebäude gekauft, saniert es und veräußert dann das Erdgeschoss an die Sozialstation weiter.

Wie Andreas Bronner, Leiter der Sozialstation, im Pressegespräch berichtet, entstehen im Erdgeschoss Tagespflegeplätze. Zunächst sollen es zwölf an der Zahl sein, die von Montag bis Freitag belegt werden. Perspektivisch plane er mit 16 Plätzen – auch am Wochenende nutzbar. Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist noch feucht, der Baubeschluss der Sozialstation taufrisch. Der Oberndorfer Zahnarzt Alexander Hopf tritt als Investor auf. Das bedeutet, er hat das ganze Gebäude gekauft. Nach einer Kernsanierung wird er dann das Erdgeschoss zum Selbstkostenpreis an die Sozialstation weiterveräußern. Das hat den Hintergrund, dass die Sozialstation erst dann kaufen darf, wenn die Fördermittel bewilligt sind – so sehen es die Förderrichtlinien vor. Zudem darf sie als gemeinnützige Einrichtung ohnehin nicht als Bauherr auftreten, erklärt Andreas Bronner. Die Anträge seien raus, und Bronner ist zuversichtlich, dass es Zuschüsse gibt. Denn diese Form der Betreuung entspreche dem politischen Willen. So könne in Zusammenarbeit mit einem ambulanten Pflegedienst eine optimale Versorgung gewährleistet werden, und die Menschen könnten länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben.

Wie ein Sechser im Lotto

"Dieses Gebäude für diesen Zweck zu finden, war ein Sechser im Lotto", betont Bronner. Zum einen liegt es nicht weit entfernt vom geplanten Neubau der Sozialstation im Schlehenweg. So können Synergieeffekte genutzt werden. Zum anderen biete ein bestehendes Haus wie das Hotel Link ein Ambiente, wie es ein Neubau auf der grünen Wiese nach Bronners Ansicht nie könne. Trotz der Kernsanierung bleibe doch der Charme erhalten, die Tradition werde in die Moderne geführt. Und für das Quartierkonzept, das Bronner umsetzen will, sei die zentrale Lage auf dem Lindenhof wichtig – nicht ab vom Schuss, sondern mittendrin. Der Mittagstisch ist offen, er kann also – nach Voranmeldung – von allen Bürgern genutzt werden.

Der jetzige Gastraum wird zum "Wohnzimmer" der Tagespflege und ist als offene Begegnungsstätte geplant. Zudem können die Räume am Abend oder am Wochenende für private Veranstaltungen wie Hauptversammlungen oder Vorträge gemietet werden. Eine Teeküche ist vorhanden.

Ganz geht das Hotel Link also den Lindenhöflern nicht verloren. Im Gegenteil – Bronner würde sich freuen, wenn die Möglichkeit zum Treffen genutzt werde.

Das Erdgeschoss ist für den Investor ein Non-Profit-Geschäft. Im heutigen Hotelbereich will er zudem sieben altersgerechte Wohnungen unterbringen. Dazu wird auch ein Aufzug gebaut, wie Architekt Dietrich Hopf erläutert. Die Wohnungen sind von der Tagespflege völlig getrennt und werden über einen eigenen Eingang verfügen. Nichtsdestotrotz können deren spätere Bewohner die offenen Angebote der Sozialstation natürlich nutzen, betont Hopf.

Die Höhe der Gesamtinvestition liegt bei knapp 1,7 Millionen Euro. Die Sozialstation wird davon 700. 000 Euro schultern. Auch der Anteil am Gebäude splittet sich in 40 Prozent Sozialstation und 60 Prozent Investor auf. Ende 2019, Anfang 2020 soll das Projekt bezugsfertig sein.

Wenn das Hotel Link nach dem 15. Oktober seine Pforten schließt, wird unter eine 50-jährige Geschichte ein Schlusspunkt gesetzt. Christa Link-Halter erinnert sich im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten zurück.

1955 hatte ihre Mutter Rosa Link die "Linde" in Beffendorf übernommen. Tochter Christa, damals neun Jahre alt, half schon damals mit, wurde zum Einkaufen nach Oberndorf geschickt. Die Links waren immer eine reine "Frauen-Wirtschaft" Der Vater starb 1959, hatte bis dahin einen anderen Beruf. Rosa Link war die Wirtin. In der "Linde" gab es Tanzveranstaltungen, und Mutter Rosa kochte die Suppe für Mitarbeiter von Heckler & Koch. 1960 übernahm sie dann den "Jägerhof" in Oberndorf und lenkte dessen Geschicke acht Jahre lang, erzählt Tochter Christa.

Ruhig war es nie

Schließlich wollte es die Mutter ein wenig ruhiger haben und entschloss sich zum Bau eines Hotel Garni auf dem Lindenhof. Noch heute reden die Oberndorfer vom "Garni", wenn sie das Hotel Link meinen. Dabei ist dies eigentlich die Bezeichnung für einen Übernachtungsbetrieb, der Beherbergung, Frühstück, Getränke und höchstens kleine Speisen anbietet.

Dabei, so erzählt Christa Link-Halter lächelnd, ist es dann aber nicht geblieben. Nach und nach entwickelte sich das Haus auch zu einem Speiselokal und zum Treffpunkt für die Lindenhöfler. "Ruhiger wurde es also nicht." Link-Halter hatte mittlerweile die Hotelfachschule in Bad Wiessee am Tegernsee besucht und zwei Jahre lang in München gewohnt und gearbeitet. Doch zu Hause wurde sie gebraucht. Und so trat sie eine Stelle in der damals noch jungen Anwaltskanzlei von Klaus Haischer in Oberndorf an. Vormittags saß sie also an der Schreibmaschine, dann ging es ins elterliche Geschäft zum Helfen.

Die heute 71-Jährige verhehlt nicht, dass es in den Anfangsjahren nicht leicht war, den Betrieb über die Runde zu bringen. Der Neubau war teurer geworden als geplant. Doch treue Lieferanten forderten ihre Gelder erst ein halbes Jahr später ein und verschafften den beiden Frauen damit ein wenig Luft.

Mit zunehmendem Alter ihrer Mutter übernahm Christa Link-Halter das Geschäft immer mehr. 2007 starb Rosa Link. Ihre Stammgäste haben sie in ihrem weißen Kittel noch heute vor Augen.

Im "Garni" wurde schon viel Politprominenz bewirtet. Willy Brandt kehrte dort ein, der damalige Ministerpräsident Lothar Späth übernachtete und spielte des nachts eine Runde Binokel mit. Und die Kicker des SC Freiburg finden während des U19-Turnier hier Quartier – seit 25 Jahren.

Christa Link-Halter will sich von ihren Gästen, denen sie sehr dankbar ist, noch richtig verabschieden, auch eine letzte Schlachtplatte ist geplant.

Und dann brechen neue Zeiten an. Obwohl – wie meint Andreas Bronner von der Sozialstation: "Nach dem Umbau muss es so sein, dass die Schantlekapelle noch gerne kommt." Der heutige Gastraum des Lokals wird als "Nostalgiezimmer" weitgehend erhalten bleiben. Architekt Dietrich Hopf hat bereits einen "Arbeitstitel" dafür: "Christa-Link-Gedächtniszimmer" .