Mit der "Perger Polka" und einer Bilderpräsentation stimmten sich Strobel und die Musiker beim Jahreskonzert auf das Reiseziel Österreich ein. Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Weichen für Konzertreise gestellt / Rathaustoiletten eine "Kulturschande" / Nachwuchsgewinnung schwierig

Musikalisch, kameradschaftlich und wirtschaftlich war das vergangene Vereinsjahr des Musikvereins Harmonie Boll erfolgreich. Allerdings sehen sich die Musiker mit ein paar Problemen konfrontiert.

Oberndorf-Boll. Die Platzverhältnissen im Probelokal sind beengt, die sanitären Anlagen veraltet, und dann ist auch noch die Nachwuchswerbung nicht gerade von Erfolg gekrönt, obwohl viel Zeit und Mühe investiert wurden.

Ausführlich ging der Vorsitzende Jürgen Bilger bei der Hauptversammlung im Schützenhaus auf die Aktivitäten und Belange des Vereins ein. 22 musikalische Auftritte, 40 Musikproben, ein Probenwochenende und 13 Sitzungen wurden absolviert.

Bei bestem Wetter fanden das Gartenfest, das erstmals auf drei Tage ausgedehnt wurde, und sieben Tage Mostbesen statt. Mit vollen Fässern ist auch der nächste Mostbesen gesichert. Nach zwei mageren Jahren stimmte diesmal die Obsternte in Menge und Qualität.

Alle Termine von der Fasnet bis zum Weihnachtsgottesdienst brachte Schriftführer Maik Staiger in Erinnerung. Viel Arbeit steckte er in die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung. Fehlenden Rückmeldungen müsse man nun einzeln nachgehen, da man sonst gezwungen sei, die Mitgliedsdaten zu löschen, was einem Austritt gleich käme.

Probelokal

Jürgen Bilger sprach von der Eigenleistung der Musiker, mit der man das Probelokal im Rathaus vor Jahresfrist wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt habe. Es biete den 42 Aktiven jedoch seit Jahren zu wenig Platz. Schon 2004 habe man mit dem Antrag zum Umbau des Schlachthauses einen Vorstoß für einen größeren Probenraum unternommen. Ab 2015 erhoffte man sich die Lösung durch einen zweistöckigen Anbau an die Mehrzweckhalle und beteiligte sich mit Ideen und Entwürfen an der Planung. Da nun jedoch von einer schnellen Lösung mit fester Bühne sowie Duschen und Umkleiden für die Spielvereinigung Bochingen die Rede sei, sehe es nach einer rein sportlichen Lösung aus, bei der der Musikverein in Sachen Probenraum wieder leer ausgehe.

Kritik übte Bilger außerdem an den fast aufs Doppelte gestiegenen Preisen der Halle für Veranstaltungen seit 2018. Wortmeldungen aus der Versammlung gab es zum desolaten Zustand der Toiletten im Rathaus, die als "Kulturschande" bezeichnet wurden.

Laut Ortsvorsteher Wolfgang Schittenhelm ist die Toilettensanierung seit 2018 im städtischen Haushalt eingeplant. Für 2019 seien außerdem Mittel zur Verbesserung der Hallenküche bewilligt worden, sonst sei in punkto Mehrzweckhalle noch nichts entschieden.

Musikalisch läuft es dagegen rund. Sieglinde Strobel dirigiert sowohl den MV Boll als auch das Akkordeonorchester Maichingen und regte ein Konzert an, bei dem gemeinsam musiziert wurde. Der auswärtige Konzertabend wurde ausgiebig gefeiert, dem Kennenlernen folgt ab 30. Mai eine gemeinsame viertägige Konzertreise nach Grein (Österreich). Im Juli wird das Konzert bei Ludwigsburg wiederholt. Beim Jahreskonzert begeisterten Kostproben aus diesem Repertoire das Publikum. Auf der Burg Grain lässt die Mitwirkung des Streichorchesters Grain und eines Chores ein unvergessliches Konzerterlebnis erwarten.

Kassierer Wolfgang Dausch hatte laut Kassenprüfer Ralf Galster wieder vorbildliche Arbeit geleistet. Das finanzielle Polster konnte erhöht werden und bildet eine gute Ausgangslage für die Konzertreise.

Nachwuchsgewinnung

Wermutstropfen für den Verein sind die vergeblichen Bemühungen zur Nachwuchsgewinnung. Man ließ nichts unversucht, erstellte Flyer mit dem MV Bochingen zur Jugendarbeit und präsentierte sich gemeinsam beim Elternabend. Trotzdem kam die Bläserklasse an der Grundschule nicht zustande.

Drei Teilnehmer nutzten die vierwöchigen, kostenlosen Schnupperstunden in Boll, konnten sich aber nicht zu einer Musikausbildung durchringen. Der Verein bemüht sich weiter um die Trendwende. Er möchte die Jugendkapelle, die sich auf einem guten musikalischen Niveau befindet, langfristig erhalten.

Jugenddirigentin Julia Staiger zog nach ihrem ersten Jahr ein positives Fazit. Sie bedankte sich beim Vorstand für das Vertrauen und die Chance, ihren Dirigierkurs in die Praxis umzusetzen. Sie hielt mit der Jugendkapelle 29 Proben und ein Probenwochenende ab.

Dazu kamen sieben Auftritte, meist bei eigenen Veranstaltungen wie Gartenkonzert, Mostbesen oder Schlachtplatte. Höhepunkte waren der musikalische Auftritt im Europa-Park sowie das Jahreskonzert. Das Ziel, ein neues Programm zu erarbeiten und wenig gespielte Stücke aufzupolieren, wurde mit viel Spaß gemeinsam erreicht.

Wahlen

Einstimmig wiedergewählt wurden der langjährige Vorsitzende Jürgen Bilger, Kassierer Wolfgang Dausch, der aktive Beisitzer Marcel Marquart und der passive Beisitzer Dennis Klein.