Stadtjugendpflege erhält dickes Lob für die Prävention gegen Rechtsextremismus
Von Sylvia Fahrland
Oberndorf. Zum Auftakt einer Aufklärungs- und Präventionswoche gegen Rechtsextremismus präsentierte die Stadtjugendpflege (JUPF) im Don-Bosco-Haus eine öffentliche Vorführung des Films "Blut muss fließen – Undercover unter Nazis", bevor am Dienstag 260 Jugendliche aus 13 Schulklassen der Jahrgangsstufen neun diesen Film zu sehen bekamen.
Nicole Saile (JUPF) schilderte den rund 50 Anwesenden kurz die Beweggründe dafür. Wer bisher glaubte, im beschaulichen Oberndorf herrsche noch "heile Welt", erfuhr: In sozialen Netzwerken werden rechtspopulistische Beiträge verharmlost, gepostet und mit einem "Like" (zu deutsch: "Gefällt mir") versehen, rechte Gruppierungen platzieren an öffentlichen Plätzen scheinbar harmlose Aufkleber, die auf einschlägige Internetseiten führen, und in den Jugendräumen wurde schon bewusst, ganz oft aber auch unbewusst Rockmusik, mit rechtsextremen Texten gehört. Dass erschreckend viele junge Menschen über diese "Einstiegsdroge Nummer 1" in der rechten Szene landen, wird im Film deutlich.
Über 40 Rockkonzerte, deren Veranstaltungsorte teils raffiniert verschleiert werden, hat Undercover-Filmer Thomas Kuban unter hohem Risiko mit versteckter Kamera dokumentiert, Straftatbestände wie Volksverhetzung und Hitlergruß inklusive.
Viel zu häufig musste er dabei den judenfeindlichen Text des "Blutliedes" hören, auf das sich der Filmtitel bezieht. Regisseur Peter Ohlendorf fühlte sich nach eigener Aussage "wie ein Hofnarr, der die Wahrheit sagt, und keiner will es hören". Da er, abgesehen von einigen Magazinbeiträgen, keinen Fernsehsender für die Filmausstrahlung fand und auf einem Schuldenberg saß, ging er einen anderen Weg. Seit zweieinhalb Jahren tourt er mit dem Film und verschafft sich Gehör. Im Anschluss an den Film suchte er den Dialog mit den Anwesenden gemeinsam mit Kriminaloberrat Thomas Gerth, Leiter des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Tuttlingen.
Die zentrale, immer wiederkehrende Frage "Was kann ich tun?" bewegte das Publikum.. Von daher war der erste Lösungsansatz, die Polizei zu rufen, nachvollziehbar. Gerth führte aus, dass die Polizei zwar viel, aber nicht alles regeln könne.
Während Gerth das Thema berufsbedingt sehr sachlich anging, hielt Dokumentarfilmer Ohlendorf wort- und gestenreich ein leidenschaftliches Plädoyer für den Kampf gegen Rechts. Seine Botschaft war klar formuliert: "Hirn einschalten, hinhören, Gespräch suchen, ran ans Thema." Er riet, sich präventiv einzumischen und Stellung zu beziehen.
Am Donnerstag folgt ein Vortrag in der Volkshochschule
Unisono sprachen Ohlendorf und Gerth der Stadtjugendpflege ein großes Kompliment für ihre Aufklärungs- und Präventionsarbeit aus. Mit den Oberndorfer Schülern wird das Thema von der Stadtjugendpflege in jeweils zwei Stunden aufgearbeitet.
Am Donnerstag um 19 Uhr geht es mit einem kostenfreien Vortrag in der Volkshochschule weiter. Felix Steinbrenner vom Team meX (Mit Zivilcourage gegen Extremismus) informiert über aktuelle Szenen und Propagandastrategien des Rechtsextremismus sowie Präventionsmöglichkeiten.