Wolfgang Heuer bricht auf zu neuen Ufern: Am Montag hat er seine Stelle als Direktor des Amtsgerichts in Oberndorf angetreten. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Amtsgericht: 55-Jähriger hat am Montag seine neue Stelle als Direktor in der Neckarstadt angetreten

Im Büro von Wolfgang Heuer sieht es noch ein bisschen kahl aus. Einzig ein Stapel Unterlagen auf dem Schreibtisch zeugt davon, dass das Zimmer des Amtsgerichtsdirektors wieder besetzt ist. Am Montag hat Heuer seinen Dienst in Oberndorf angetreten.

 

Oberndorf. Knapp ein halbes Jahr war der Posten vakant, nachdem Heuers Vorgänger Werner Grolig im November 2016 zum Amtsgericht nach Böblingen gewechselt war. In einem Rundgangs durchs Haus hat sich Wolfgang Heuer einen ersten Überblick über seine neue Wirkungsstätte verschafft.

Als Pressesprecher am Landgericht im Umgang mit Medien vertraut

Der 55-Jährige ist nicht zum ersten Mal Direktor eines Amtsgerichts. In Horb hatte er diese Stelle ab 2009 schon einmal inne, bevor er zwei Jahre später ans Landgericht Rottweil als Vorsitzender Richter der Kleinen Strafkammer zurückkehrte.

Dort war er zudem Pressesprecher für Strafsachen – der Umgang mit dem Medien ist ihm also vertraut. Und so stimmte er einem Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten schon am zweiten Tag an seiner neuen Dienststelle sofort zu. Schließlich sollen die Oberndorfer wissen, mit wem sie es da künftig zu haben.

Die Frage, weshalb er von einem Land- an ein Amtsgericht wechselt, beantwortet er frei von der Leber weg: Ein Rückschritt sei das für ihn nicht – weder finanziell, noch vom Aufgabengebiet her, betont Heuer. Ihn habe schlicht noch einmal eine neue Herausforderung gelockt, erklärt der Familienvater, der in Zimmern wohnt.

Denn während seine Tätigkeit in Rottweil doch stark von Verhandlungen geprägt war, sieht er in Oberndorf die Möglichkeit, zu gestalten. Als Direktor könne er viel entscheiden und bewegen – von profanen Dingen wie der Anschaffung neuen Mobiliars bis hin zur Teilintegration des Notariats, das 2018 in der Neckarstadt aufgelöst wird. "Das reizt mich, das macht mir Spaß."

Neben Heuer tun noch drei weitere Richter Dienst in Oberndorf, dazu kommen an die 20 Mitarbeiter. Er will versuchen, jedem gerecht zu werden.

Im Sitzungssaal wird er dem einen oder anderen Ganoven allerdings schon begegnen. Denn neben der Verwaltungstätigkeit will Wolfgang Heuer weiterhin Strafsachen verhandeln. Am Landgericht war er zuletzt hauptsächlich mit Berufungsfällen betraut. Nun bekommt er wieder "frische" Verfahren auf den Richtertisch. Darauf freut er sich.

"Eine spannende Geschichte" werde sicherlich die Umstellung auf die sogenannte elektronische Akte. In absehbarer Zukunft gibt es keine Aktenordner mehr, alles wird als Datei auf einem Tablet-PC abrufbar sein. Dann verschwinden wohl auch die Unterlagen-Stapeln auf dem Schreibtisch.

Wolfgang Heuer kennt nicht nur die eine Seite seines Berufs. Vor gut zehn Jahren war er einer der stellvertretenden Leiter der Justizvollzugsanstalt in Rottenburg. Zwölf Monate, die ihn geprägt haben, wie er bekennt. Dort hatte er täglich Kontakt mit jenen, die er sonst per Urteil ins Gefängnis schickt und in der Regel dann nicht mehr sieht. "Ich habe da tiefe Einblicke bekommen."

Gelegentlich kommt er auch in der Motorradjacke

Nicht wundern sollten sich seine Mitarbeiter, wenn ihr neuer Chef ab und an mit schwerer Lederjacke zur Arbeit kommt. Heuer liebt das Motorradfahren und hat vor, seinen Dienstweg von Zimmern nach Oberndorf gelegentlich auf zwei Rädern zurückzulegen. "Ich freue mich schon auf schöne Feierabend-Touren nach Hause."

Da überrascht es nicht, als er verrät, womit er sein Büro demnächst ein wenig persönlicher gestalten will. Kunstdrucke mit den Rolling Stones und Jimi Hendrix sollen die Wände zieren. Tief im Innern scheint der Richter halt auch ein Rocker zu sein.