Berichte von Überlebenden schildern die grausame Behandlung der Zwangsarbeiter. So berichtet Hildegard Särgel laut "Bams" im Jahr 1969 Folgendes: "In Taucha wurde ich in Holzbaracken untergebracht. Erhängungen sind im Lager häufig vorgekommen. Bei derartigen Exekutionen mussten wir auf dem Appellplatz antreten." Weitere Grausamkeiten gehen aus den Berichten hervor. Besonders erschreckend: Selbst nach Kriegsende soll sich Hasag geweigert haben, den Überlebenden zu helfen und sich um die Opfer zu kümmern. Edmund Heckler floh nach Kriegsende zurück nach Baden-Württemberg und entging damit wohl einer Verfolgung. Vier Jahre später gründete er HK in Oberndorf.
"War unserer Geschäftsführung bisher nicht bekannt"
Es sind Vorwürfe, die nicht nur die Familienangehörigen von Edmund Heckler überraschen (Tochter Sybille laut "Bams": "Ich wusste nicht einmal, dass mein Vater NSDAP-Mitglied war.") Auch die Firmenleitung zeigt sich perplex: Die aus den Recherchen "hervorgehenden Ergebnisse insbesondere im Zusammenhang mit unserem Firmengründer Edmund Heckler waren unserer Geschäftsführung bisher nicht bekannt", heißt es in einer HK-Pressemitteilung, die unserer Zeitung vorliegt. Und weiter wird betont, dass die Schilderungen der Zeitzeugen "sowohl beim Vorstand als auch den Mitarbeitern von HK große Betroffenheit ausgelöst haben." Man werde die Vergangenheit "unseres 1960 verstorbenen Firmengründers Edmund Heckler betrachten und uns dabei um ein objektives Bild von ihm bemühen".
Grünen-Politiker fordert eine kritische und unabhängige Aufarbeitung
Dem sicherheitspolitischen Sprecher der Grünen, Tobias Lindner, geht das nicht weit genug. Laut einem Medienbericht fordert er eine kritische und unabhängige Aufarbeitung. "Das Verteidigungsministerium sollte auf das Unternehmen entsprechend Einfluss nehmen. Auch, wenn vermutlich eine Aufarbeitung der Firmengeschichte nicht zu einer Ausschreibungsbedingung gemacht werden kann, gilt der alte Grundsatz, dass man sich im Leben immer zweimal sieht, auch für die Lieferbeziehung von Heckler und Koch zum Verteidigungsministerium", wird er im "Focus" zitiert. Und weiter: "Die bisherige Darstellung ist so nicht haltbar und grenzt eher an Geschichtsklitterung."
Läuft HK nun vielleicht sogar Gefahr, den für die Oberndorfer so wichtigen Auftrag für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr zu verlieren? Immerhin winken dem Waffenhersteller dabei rund 250 Millionen Euro. Auf eine diesbezügliche Anfrage äußerte sich das Unternehmen mit dem Vermerk, zu einem laufenden Vergabeverfahren keine Stellungnahme abgeben zu können.
Den Vorwurf der Geschichtsklitterung möchte man in Oberndorf aber nicht stehen lassen. Niemand bei HK verfolge die Absicht, die Vergangenheit nicht aufzuarbeiten, sofern es dazu Anlass gibt, äußert sich das Unternehmen gegenüber unserer Zeitung: "Wir alle sind uns einig darin, dass sich Verbrechen, wie es sie zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland gegeben hat, niemals wiederholen dürfen. Dafür steht auch Heckler & Koch."
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