Die Prüfungsaufgaben kommen erstmals per Stick. Foto: Pixabay

Abitur-Aufgaben kommen künftig per Stick. Wenn Drucker streikt, geraten Lehrer ins Schwitzen.

Oberndorf - Das bedeutet Überstunden: Nachdem in den vergangenen Jahren mehrmals in Gymnasien eingebrochen wurde, um sich die Abi-Aufgaben zu verschaffen, gibt es nun ein neues Prozedere. Doch was bedeutet der Mehraufwand für die Gymnasien?

"Abiturprüfung, bitte Ruhe", heißt es ab Dienstag wieder an den Gymnasien. Trotzdem ist es diesmal etwas anders: Um Einbrüchen und damit dem frühzeitigen Bekanntwerden von Abitursaufgaben vorzubeugen, werden diese in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch aus dem Aufgabenpool des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) nicht mehr in Papierform versandt.

"Im aktuellen Jahr gibt es neue Vorkehrungen, um das Sicherheitsrisiko so minimal wie möglich zu halten", hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) im Januar verkündet. So sollen die Aufgaben künftig verschlüsselt auf einem USB-Stick an die Schulen geschickt werden. Einen Testlauf gab es im Februar an 40 von rund 380 Gymnasien im Südwesten.

Höherer Aufwand für Schulen

Nicht nur die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg sieht diese Idee äußerst kritisch. So sorgt man sich, dass beim Ausdrucken und Sortieren ganzer Sätze von Abitursaufgaben Pannen vorprogrammiert sind. Außerdem erhöht dieses Prozedere den Aufwand für die Schulen erheblich.

In Oberndorf wird das neue Vorgehen relativ entspannt gesehen, wie Dirk Weigold, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums am Rosenberg, meint. "Vor der Fasnet haben wir unseren Probelauf fürs Abitur durchgespielt. An unserer Schule hat alles reibungslos geklappt, so dass wir beruhigt das diesjährige Abitur angehen können."

Auch der zeitliche Mehraufwand durch die Entschlüsselung der Dateien am Morgen des Prüfungstages, das Ausdrucken und Kopieren sowie das Zusammenheften der einzelnen Prüfungsteile ist überschaubar. Er liege für das "relativ kleine Gymnasium" mit 51 Prüflingen bei etwa eineinhalb Stunden pro Prüfungstag in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch, so Weigold. In Französisch habe man nur wenige Prüflinge, weshalb der Mehraufwand dort nur bei etwa einer halben Stunde liege. In allen anderen Prüfungsfächern kommen die Aufgaben noch in Papierform.

Mögliche Fehlerquellen, wie defekte Kopierer, seien bereits bedacht worden, meint der stellvertretende Schulleiter. "Wir haben an unserer Schule insgesamt drei ziemlich neue und leistungsfähige Kopierer. Insofern sind wir gut ausgestattet und flexibel."

Natürlich sei ein sehr akribisches Arbeiten notwendig, damit alle Kopien beziehungsweise Aufgabenteile korrekt sortiert und getackert werden, "insbesondere, wenn beispielsweise im Fach Deutsch die Prüfungsaufgaben aus sehr vielen Aufgabenblättern bestehen."

Tests gut verlaufen

Laut Kultusministerium sind die ersten Tests des neuen Verfahrens gut verlaufen. Trotzdem ist der Zeitfaktor ein Thema. Schließlich soll das Passwort zur Entschlüsselung erst um 6 Uhr am Prüfungstag zugestellt werden. Drei Stunden später soll die Klausur beginnen. In anderen Bundesländern können Schulen laut Ralf Scholl, Landeschef des Philologenverbandes, die Aufgaben schon am Vorabend der Prüfung ausdrucken. Das birgt aber wieder genau die Gefahr, die man mit dem neuen Verfahren ausmerzen will: Einbrüche.