Maggy Vosseler und Holger Bartsch wollen kranken Kindern mit "Glücksmomente4kids" einen schönen Tag bereiten. Foto: Cools

Neue Organisation beschert unvergessliche Momente. "Wir müssen klein anfangen".

Oberndorf/Rottweil - "Mir schwätzet it blos, mir dond au äbbs!" – dieses Motto haben sich Maggy Vosseler und Holger Bartsch zu Herzen genommen. Mit "Glücksmomente4kids" wollen sie kranken Kindern und ihren Familien unvergessliche Momente bescheren.

Wenn ein Kind krank ist, dann zerreißt das oft auch die Familie. Das hat Maggy Vosseler aus Boll bei ihrer Weiterbildung im ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst oft genug miterlebt. Ein halbes Jahr lang sah sie, wie Kinder krank wurden und die Eltern oft allein gelassen wurden. "Das war der Moment, in dem ich die Notwendigkeit erkannt habe, etwas zu tun", sagt die 27-Jährige rückblickend.

Viele Menschen wüssten gar nicht, wie viele kranke Kinder es allein in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gibt. Ihren Recherchen zufolge seien derzeit allein 114 Kinder lebensverkürzend erkrankt und rund 14 000 Kinder chronisch krank.

Vosseler beschloss, ein regionales Projekt ins Leben zu rufen, das Netzwerke aufbaut, Brücken zu Hilfsorganisationen schlägt und Kindern unvergessliche Erlebnisse ermöglicht. Als Holger Bartsch von der Idee hörte, war er sofort begeistert. "Wir leben in einer Region mit einem hohen Lebensstandard. Jetzt ist es an der Zeit, etwas zurückzugeben", meint der 31-jährige Rottweiler.

Leichtigkeit hineinbringen

Vosseler und er gründeten eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft, deren harter Kern aus vier Personen besteht. Seit kurzem ist das regionale Projekt, das komplett auf Spendenbasis läuft, im Handelsregister eingetragen. "Wir müssen klein anfangen. Der Fokus liegt zunächst darauf, Geld von Leuten aus der Region für Leute aus der Region zu sammeln, also für den Bereich Schwarzwald, Baar und Heuberg", erklärt Vosseler das Konzept. Sie sieht "Glücksmomente4kids" als größeres Nachbarschaftshilfeprojekt. "Oft ist die Hemmschwelle bei den Familien groß, um Hilfe zu bitten", weiß sie. Die "Krankheitswolke" beginne, alles zu verdecken. "Wir können die Kinder natürlich nicht heilen, aber zumindest eine Leichtigkeit hineinbringen", erklärt sie. Schließlich seien es immer noch die gleichen Mädchen und Jungen wie vorher.

"Wenn wir uns darauf besinnen, was das Wichtigste im Leben ist, dann kommen wir auf die schönen Momente und Erinnerungen", meint Bartsch. Genau diese wollen die beiden den Kindern schenken, eine Kraftquelle, eine sorgenfreie Zeit, wenn sie auch begrenzt ist.

Die Faktoren Zeit und Geld spielen in Familien mit kranken Kindern eine große Rolle, weiß Vosseler. Medizin und Therapien seien teuer, Ausflüge kaum mehr möglich. "Wir wollen die Organisation für die Familien in die Hand nehmen", sagt die 27-Jährige.

Betroffene Familien können sich melden und ein Gespräch vereinbaren. Dabei wird ausgelotet, was bei der gesundheitlichen Situation des Kindes möglich ist. Zugleich findet eine Einstufung statt.

Geld wird sozial verwendet

"Glücksmomente4kids" sei auf Kinder zwischen null und 19 Jahren und mit chronischen, unheilbaren oder lebensverkürzenden Krankheiten beschränkt. "Das ist ein breites Feld, aber wir wollten zu keiner Familie sagen, dass ihr Kind nicht ›krank genug‹ sei. Beim Alter mussten wir ein Limit setzen, damit alles überschaubar bleibt. Auch wenn ich am liebsten die ganze Welt retten würde", gibt Vosseler zu. Je nachdem wie mobil und wie stark erkrankt die Kinder sind, gibt es eine Kategorisierung, eine Art Ampelsystem. "Bei manchen Kindern ist ein Ausflug nur noch eine bestimmte Zeit möglich. Diese rücken nach vorne", erklärt die Bollerin das System.

Anschließend sucht das Team aus dem Portfolio an Freizeit- und Unterkunftsanbietern, zu denen sie ein Netzwerk aufbauen wollen, zwei bis drei Vorschläge heraus. Dabei konzentriert sich "Glücksmomente4kids" auf deutschlandweite Ausflüge. "Wir wollen auch ins Bewusstsein rücken, wie viel man in unserer Region machen kann", sagt Bartsch.

Wichtig war Vosseler und Bartsch, das Ganze professionell aufzuziehen und den Spendern die Angst zu nehmen, das Geld verschwinde in der Versenkung. "Wir haben vorher Analysen gemacht.

Zudem wurde uns die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt bescheinigt. Regelmäßig wird überprüft, was mit dem Geld geschieht. Sogar bei einer Auflösung der Organisation wird das Geld sozial verwendet, in unserem Fall beim ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst", erklärt Bartsch. Nun gilt es, Spenden zu sammeln und ein Netzwerk aufzubauen. Vor dem Scheitern haben beide keine Angst. "Selbst wenn wir nur ein Kind glücklicher machen können, ist unser Zweck schon erfüllt", sagt Bartsch.

Weitere Informationen: http://www.gluecksmomente4kids.de