Die Polizei im Südwesten wird mit neuen Maschinenpistolen von Hecker & Koch ausgerüstet.  Foto: Weißbrod Foto: Schwarzwälder-Bote

Maschinenpistole soll Beamten gegen neue Bedrohungen wappnen. MP 7 des Waffenproduzenten Heckler & Koch löst MP 5 ab.

Oberndorf - Noch sind die Schulungen nicht überall abgeschlossen, doch die Polizisten im Land bereiten sich seit Monaten auf die Ausstattung mit neuen Maschinenpistolen vor. Lieferant ist der Oberndorfer Waffenproduzent Heckler & Koch, dessen MP 7 Zug um Zug die Maschinenpistolen vom Typ MP 5 aus demselben Haus ablösen sollen. Im Frühjahr, so haben Recherchen unserer Zeitung ergeben, soll beispielsweise die Polizei im Bereich des Präsidium Tuttlingen die neuen Waffen erhalten. Reviere und Streifenwagen im Land, so lautete die Vorgabe noch unter dem früheren Innenminister Reinhold Gall (SPD), sollen spätestens Anfang 2017 über die leistungsfähigeren Pistolen verfügen.

Waffen mit größerer Reichweite erforderlich

Ziel ist es, dass die Einsatzkräfte im Land im Kampf gegen den Terror besser gewappnet sind. In der Regel sind es als Erstes Streifenpolizisten, die es mit bisweilen militärisch operierenden Terroristen zu tun bekommen, die mit Kriegswaffen und Sprengmitteln mit hoher Reichweite operieren. Mit der MP 5 hätten Polizisten bei Schusswechseln gegen solche Angreifer keine Chance, betonte schon damals Landespolizeipräsident Gerhard Klotter. Deshalb benötige die Polizei Waffen mit größerer Reichweite und elektronischer Zielhilfe.Dies scheint in der MP 7 gefunden. So spricht der Schusswaffen-Experte Marc Roth bei der MP 7 von einer Reichweite von mindestens 200 Metern "gegen Mannziele".

Und er muss die Waffe kennen – Roth ist bei Heckler & Koch als Prokurist Leiter Produktstrategie und Leiter Sonderaufgaben tätig. Er war zwischenzeitlich sogar Projektleiter der MP 7.In einer Polizei-Fachzeitschrift nennt der Experte als weitere Vorteile der Waffe: hohe Durchschlagsleistung auch gegen Schutzwesten und die Treffleistung. Dies sei bei einer Terrorlage gefragt, denn dort seien Polizeikräfte die ersten 30 bis 60 Minuten auf sich alleine gestellt – so lange dauere es erfahrungsgemäß, bis Spezialkräfte eingreifen könnten. In dieser ersten kritischen Stunde sollen die Polizisten in Zukunft auf die MP 7 zurückgreifen können. Und das möglichst unauffällig: Roth beschreibt die MP 7 als wesentlich kompakter und leichter als das Vorgängermodell MP 5. So könne die Waffe verdeckt oder teilverdeckt getragen werden.

In der Praxis schon lange erprobt

Praxiserprobt ist die Waffe schon längst: Beispielsweise kam sie 2007 polizeilich zum Einsatz, als ein Schwerkrimineller in einer Sparkassen-Filiale festgenommen wurde. Dort war der Täter mit einer Pump-Gun und einer Handgranate bewaffnet und hochgradig gewaltbereit. Auf ihn wurde mit der MP 7 geschossen, worauf der Täter wohl "blitzartig zusammengebrochen und sofort handlungsunfähig gewesen" sei, berichtet Roth. Der Experte schlussfolgert, das Waffensystem biete für polizeiliche Anti-Terror-Einsätze "eine einzigartige Kombination von Leistungsparametern für Einsatz und realistisches Training". Sie sei als "First Response" Waffe "aufgrund ihrer großen Einsatzreichweite in Verbindung mit minimalem Gewicht und Abmessungen, bei einfachster Bedienung und minimalem Rückstoß sehr gut geeignet."Neben neuen Waffen bekommen die Beamten aber auch weitere Brust- und Rückenpanzer. Wog die Schutzkleidung der Polizisten samt Weste und Schulterpanzer für sogenannte Amoklagen rund zwölf Kilogramm, kommen mit dem neuen Überwurf noch mal sechs Kilogramm dazu, hieß es.

Der ehemalige Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Rüdiger Seidenspinner, bezeichnet die Aufrüstung als "dringend notwendig". Er sagte: "Wenn man sich anschaut, was sich weltweit an Kalaschnikows und anderen Kriegswaffen auf dem freien Markt befindet, können die Kollegen auf diese Ausrüstung nicht verzichten." Der langjährige Gewerkschaftschef hält neue Waffen allerdings nicht für ausreichend: "Wir brauchen neue gepanzerte Fahrzeuge – wenn auch nicht in jedem Polizeipräsidium", sagte Seidenspinner schon vor Monaten. Die existierenden Sonderfahrzeuge seien "nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik".

Schon Grün-Rot hatte das Geld bereitgestellt

Für die zusätzliche Ausrüstung hat bereits die grün-rote Landesregierung Geld lockergemacht. Nach den Islamistenanschlägen von Paris waren zwei Anti-Terror-Pakete über 30 Millionen Euro geschnürt worden. 13 Millionen Euro wurden für die Ausrüstung vorgesehen.