Lästig, wenn die Nase trieft. Foto: Pleul/Bienger

Wechselhaftes Wetter und geschwächtes Immunsystem schuld. Viele behandeln sich zunächst selbst.

Oberndorf - Die närrische Zeit bringt nicht nur Ausgelassenheit, sondern auch jede Menge triefender Nasen mit sich – nicht nur die Oberndorfer kämpfen derzeit mit einer Erkältungswelle.

Dabei treten immer mehr Betroffene zunächst den Gang in die Apotheke an, bevor sie sich, buchstäblich "mit dem Kopf unterm Arm", wie Sabine Waidmann von der Lindenhof-Apotheke feststellt, zum Hausarzt schleppen.

Tatsächlich geht in den vergangenen Jahren der Trend ganz klar zur Selbstmedikation. Das bestätigt auch Stefanie Röthig, Kronenapotheke: "Die meisten probieren es zunächst mit Hausmitteln und bewährten rezeptfreien Präparaten, denn der Arztbesuch ist besonders in der Erkältungs- und Grippehochsaison zeitaufwendig."

Ob dieser Trend mit der vor einigen Jahren eingeführten und inzwischen wieder abgeschafften Praxisgebühr zusammenhängt, das könne man nicht mit Sicherheit sagen, so Wolfgang Holder von der Unteren Apotheke in der Talstadt. Fest steht jedenfalls, dass es vor allem die Jüngeren sind, die sich lieber selbst behandeln: "Ältere Menschen bevorzugen in aller Regel noch immer den Besuch beim Hausarzt und das Arzneimittel auf Rezept, bevor sie sich in der Apotheke beraten lassen", so Holder weiter.

Und das sei auch besser so, denn gerade diese Altersgruppe müsse mit der Selbstmedikation vorsichtig sein, wie Röthig anmerkt: "In Kombination mit Dauermedikamenten kann es zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen." Eine gute Beratung beinhalte daher unbedingt Fragen nach weiteren Erkrankungen und dauerhaft eingenommenen Präparaten. Zudem seien Ältere, genau wie Kleinkinder, aufgrund ihres schwächeren Immunsystems häufiger von Erkältungen betroffen, so Röthig weiter.

Sie seien daher auch akut gefährdet, in Folge einer zunächst harmlosen Erkältung eine Grippe oder Lungenentzündung zu bekommen. Generell gilt: Dauern Schnupfen, Husten und Fieber länger als eine Woche an, wird der Gang zum Hausarzt unvermeidlich.

Schwitzen im Narren-Kleidle

Schuld an der in diesem Jahr besonders heftigen Erkältungswelle seien das wechselhafte Wetter, das mal mit Schnee und Frost, mal mit Regen und milden Temperaturen daherkomme – und natürlich die Fasnet, wie Stefanie Röhrig meint: "Die Leute stehen stundenlang draußen in der Kälte und atmen beim Singen besonders viel kalte Luft ein." Auch das Schwitzen im Narren-Kleidle, vor allem in den Kneipen, und das anschließende Hinausgehen räche sich am nächsten Tag häufig durch Halsschmerzen und Husten.

Aber auch das geschwächte Immunsystem, verursacht durch Vitamin- und Bewegungsmangel, spiele eine Rolle. Während Vitamin C bei einer ausgewogenen Ernährung normalerweise in ausreichenden Mengen eingenommen wird, leiden viele Menschen an Vitamin D-Mangel. Jenes enthält Secosteroide, die erst in Verbindung mit UV-Licht aktiviert werden – sitzt man also den ganzen Tag im Büro und bekommt nichts von im Winter sowieso kargen Sonnenlicht ab, komme es schnell zu Mangelerscheinungen.

Diese äußern sich besonders in Form eines geschwächten Immunsystems, weshalb eine Zuführung von Vitamin D in Form spezieller Präparate aus der Apotheke hier tatsächlich auch sinnvoll sei könne, wie Stefanie Röhrig ausgiebig erläutert: "Normalerweise halten wir nicht viel von Nahrungsergänzungsmitteln, aber in den Wintermonaten nehmen unsere Mitarbeiter alle Vitamin D-Tabletten zu sich."

Trotz aller Mittelchen, die man heutzutage käuflich erwerben kann, seien Bewegung, gesunde Ernährung – und zwar das ganze Jahr über – sowie regelmäßiges Händewaschen noch immer der beste Schutz gegen Viren.

Das hat Wolfgang Holder, der in seiner Freizeit Triathlon betreibt, am eigenen Leib erfahren: "Ich bin nie krank." Zudem dürfe man nicht vergessen, dass die rezeptfreien wie rezeptpflichtigen Mittel aus der Apotheke nur eine Linderung der Symptome, nicht aber die Genesung mit sich brächten: Gegen Viren sei nun mal kein Kraut gewachsen. Da halte er sich an das gute alte Sprichwort: "Eine Erkältung dauert ohne Medikamente sieben Tage, mit Medikamenten eine Woche."