Die erste Erschließung folgte demnach der Topografie des in der Antike noch deutlich stärker zu einer Senke abfallenden Geländes. Von der alten, wohl als gewalzter Naturweg ausgeführten Anlage wurden ebenfalls Entwässerungsgräben gefunden, die die Interpretation ältere Befunde stützen. Was allerdings nicht so recht ins Bild passt, ist eine Kurve einer zumindest mit Steinen belegten Verkehrsinfrastruktur. Datierung, Zweck und weiterer Verlauf sind unklar, wie Klaus Kortüm vom Landesamt berichtet.
Klären ließen sich dagegen zunächst ein früher, planmäßiger Zugang zum Gutshof: Wo die alte Straße einen Schwenk nach Nordwesten macht, führt die Zufahrt bolzengerade weiter Richtung Anwesen. Die Planmäßigkeit dieser Erschließung ergibt sich aus dem Umstand, dass der Straßengraben dem Verlauf ohne Unterbruch folgt.
Was die Archäologen allerdings lange vor ein Rätsel stellte, war die Erschließung der Villa in späterer Zeit, als das Areal mit einer nachgewiesenen Mauer umfriedet war: Die Gebäude wurden gefunden, allerlei kleine Strukturen, die Umfriedung – alles ziemlich spannend. Noch spannender aber war die Frage, wie die Nutzer das Areal betreten konnten. Über die Mauer wohl kaum. Da kam dem Grabungsteam, das übrigens, heutzutage eine Ausnahme und nur den alten Verträgen zur Grabung auf Rankäcker geschuldet, noch zum Landesamt gehört, nach langer Zeit das Glück des Tüchtigen zu Hilfe. Nur wenige Meter vom Kreisverkehr entfernt hat der schöne römische Straßenkörper eine Delle – und an dieser beginnt eine kleinere Straße, die im abfallenden Gelände gerade zum Villenareal führt. Auch sie mit beidseitiger Entwässerung. Kurios ist die Einmündung. Zur Überwindung des Grabens der römischen Fernstraße hatte es wohl eine kleine Brücke gegeben. Die entsprechenden Pfostengruben hat man gefunden.
Die Anbindung an die Fernstraße selbst allerdings folgt nicht den damaligen Regeln der Kunst: Die Rampe ist in den befestigten Straßenkörper eingeböscht. Was vielleicht, so eine Vermutung von Kortüm, möglich war, weil die Fernstraße mit dem Bau des Oberen Limes doch weit im Hinterland lag und wohl an Bedeutung verloren hat. Für letztere Annahme spricht auch, dass die Grabung keinerlei Hinweise, wie sonst nicht unüblich, auf Erneuerungsarbeiten ergeben hat.
Derzeit ruhen die Grabungsarbeiten, weil das Team zu einer Notgrabung nach Rottweil abrücken musste. Kortüm will frühestmöglich weitermachen. Und was mit der Straße geschieht? Das hängt vom Investor – für das Gelände ist ein Hotelbau geplant – ab. Die schönste Variante wäre eine Sicherung und Sichtbarmachung. Wobei dies mit Aufwand verbunden ist, denn einfach offen liegen lassen bringt wenig: Dann wird die Straße beizeiten verschwunden sein.
Variante zwei wäre eine Konservierung unter einer neuen Struktur. Wenn beispielsweise nur Grünstreifen oder Struktur ohne tiefe Fundamentierung auf diesen Teilflächen vorgesehen ist, spricht nichts dagegen, die Straße wieder zu überdecken und so gegebenenfalls für künftige Archäologen mit heute nicht abzusehenden Analyseverfahren zu erhalten. Variante drei ist dagegen nicht sonderlich berückend: Bagger rücken an, und das fast 1900 Jahre alte, gut erhaltene Stück Infrastruktur wird endgültig Vergangenheit sein.
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