In die Oberndorfer Talstadt reißt der Abbruch von Abfüllerei, Brauerei-Gaststätte und weiteren Gebäuden zunächst einmal eine Wunde. Die entstandene Lücke soll durch die Neubauten eines Investors wieder geschlossen werden. Fotos: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Erinnerungen: Abriss der ehemaligen Brauerei-Gaststätte stimmt viele Oberndorfer traurig

Mit der Brauerei-Gaststätte fällt in Oberndorf ein Stück Geschichte. Wir haben mal in den Archiven gegraben und uns mit einem der letzten Wirte des Lokals unterhalten.

Oberndorf. Seit einigen Tagen ist Abbruchunternehmer Thomas Schlösser damit beschäftigt, die Brauerei-Gaststätte samt angrenzender Häuser abzureißen. Es zieht sich ein wenig, da er alle Materialien zur späteren Entsorgung trennen muss. Und im Innern des Gebäude gibt es viel Holz, das vorsichtig herausgezogen werden muss. Immer wieder bleiben Passanten stehen, und halten einen kurzen Plausch mit Schlösser, wie er berichtet. Viele seien sehr traurig, verbinden sie doch zahlreiche Erinnerungen mit der "Braustube" .

Einer der letzten Wirte, der Koch Bernd Weidhase, denkt gerne an die 13 Jahre zurück, in denen er die Gaststätte geleitet hat. Seine Söhne seien quasi darin aufgewachsen, erzählt er unserer Zeitung. Inzwischen ist er schon seit 15 Jahre im Kloster Kirchberg bei Renfrizhausen für die Küche zuständig. Doch wenn er an der Großbaustelle in seiner Heimatstadt vorbeifährt, packt ihn schon die Wehmut, räumt er ein. Schließlich war das Lokal nicht nur zur Fasnetszeit eine beliebte Anlaufstelle für Oberndorfer und Auswärtige. Auch unterm Jahr traf man sich zum Skatklopfen am Stammtisch, zum gepflegten Mittagessen mit der Familie, oder zum abendlichen Vesper mit Freunden.

Zuerst hieß das Lokal "Lamm". später dann "Schwanenbräu"

"Ob nun Wirtschaft zum Lamm, Gasthof zum Schwanenbräu oder ›Braustube‹: Gemeint ist immer Rosenbergstraße 2. Im Haus des Lammwirts versammelten sich am 30. Mai 1849 liberale Demokraten, um Beschlüsse einer geheimen Reutlinger Sitzung zu erfahren. Wilhelm Brandecker wurde deshalb verhaftet, obwohl er nicht dabei gewesen ist. Ein Oberamtmann hatte den Redakteur denunziert. Zwischen 1856 und 1920 wirteten Karl Fuchs, Franz Josef Laur und Karl Laur im ›Lamm‹, dann kam der Gasthof in der Besitz der Brauerei Carl Graf." Diese Zeilen hat der inzwischen verstorbene Zeichner und Autor des Oberndorfer Bilderbogens Erwin Eberhardt neben seine Darstellung des Gebäudes gestellt.

Aus der Sammlung "Heimatblätter vom Oberen Neckar"

Der Oberndorfer Heimatforscher Alfred Danner hat in der Sammlung "Heimatblätter vom Oberen Neckar" von Franz Xaver Singer auch noch etwas zur Geschichte des einstigen Gasthauses Zum Lamm entdeckt. Darin heißt es wörtlich, dass "Lammwirt Simon Schättle, 1822 Besitzer war des 2 stockigen Wohngebäudes unten im Thal an der Staig, des Wirtshauses zum Lamm." Interessant sei, so steht weiter geschrieben, dass das erste "Lamm" sogar schon 1595 erbaut worden sei.

Nachdem das spätere Gebäude in den Besitz der Brauerei Graf gekommen war, habe es durch Carl Graf senior unter Architekt Aberles Leitung einen prächtigen Umbau erfahren, schreibt Singer.

Das Brauerei-Areal liegt im Sanierungsgebiet, Abriss und Hangsicherung werden durch das Förderprogramm "ASP Talstadt" bezuschusst. Die Stadt Oberndorf hatte einen Architekten- und Investorenwettbewerb für die Neuentwicklung des Geländes ausgeschrieben. Das Rennen hat "Activ-Immobilien" gemacht. Mit der BruderhausDiakonie als Betreiber soll eine Wohn- und Pflegeeinrichtung entstehen. Zudem sind Eigentumswohnungen geplant. Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren. Im Frühjahr des kommenden Jahres könnte, wenn’s gut läuft, die Baumaßnahme starten. Die Stadt muss dem Investor laut Ausschreibung ein baureifes Gelände übergeben.