Die 19-Jährige weiß, was sie will. Foto: Stemke

Jenny Stemke gehört zu den besten deutschen Reiterinnen. Sieg bei der Europameisterschaft in Belgien.

Oberndorf - "Die ist gut ehrgeizig." Das sagt die Reitlehrerin Meike Lefèvre über ihre Schülerin Jenny Stemke. Diese Eigenschaft hat Stemke zu einem der größten deutschen Talente im TREC-Reiten gemacht.

Am Wochenende gewann sie nun sogar mit ihrem Team die Europameisterschaft in Belgien.

Und noch eine Eigenschaft gefällt Lefèvre an ihrer Schülerin: "Sie arbeitet kontinuierlich daran besser zu werden." Stemkes Zielstrebigkeit imponiert der erfahrenen Reitlehrerin.

Das ist eine Einschätzung, die sich auch im persönlichen Gespräch mit der 19-Jährigen bestätigt. Sie sitzt am Samstagmorgen zuerst alleine, später mit ihrer Mutter, in der elterlichen Bäckerei auf dem Lindenhof. Wenn sie spricht, tut sie das mit Nachdruck und man hat den Eindruck: Die Frau weiß genau was sie will. Und sie hat das was einen wirklich guten Sportler eben auch ausmacht: Leidensfähigkeit. Momentan schmerzt ihr Blinddarm.

"Wenn Michael Jung (der Vielseitigkeitsreiter, Anm. d. Red.) mit einem gebrochenem Arm reiten kann, dann ich das auch mit einem schmerzenden Blinddarm", betonte sie. TREC-Reiten (Techniques de Randonnée Equestre de Compétition) gehört zu den vielfältigsten und anspruchsvollsten Arten mit einem Pferd Sport zu machen. Die erste Disziplin, die Stemke absolvieren muss, ist der Orientierungsritt. Irgendwann am Samstag wird Stemke mit einer leeren topographischen Karte den Kartenraum betreten und von einer anderen Karte diverse Wegpunkte übertragen. Nur mit Karte und Kompass muss sie sich im Wald zurechtfinden und innerhalb einer bestimmten Zeit bestimmte Punkte anreiten. Das Navigieren musste Stemke erst mühsam lernen. Und auch psychisch ist die Orientierungsprüfung eine große Herausforderung. Bis zu zehn Stunden ist Stemke alleine im Wald unterwegs. "Als es mal gar nicht weiterging, stand ich auch schon mal weinend im Wald", gab sie zu.

Die nächste Disziplin ist die Gangartenprüfung. Dazu müssen Stemke und ihr Pferd Klara 150 Meter im schnellsten Schritt und 150 Meter in langsamsten Galopp reiten. Sind sie zu schnell, oder zu langsam, oder verlassen sie gar die Bahn, gibt es Abzüge. Der Wettbewerb endet mit einem Parcours. Der soll möglichst viele Situationen nachbilden, die auch außerhalb des Wettbewerbs auftauchen können. So gibt es ein Tor, dass die Reiter von Pferd aus öffnen müssen, eine Wasserdurchquerung, tiefhängende Äste und das Pferd muss still stehen. "Dabei kommt es auf die Harmonie zwischen Pferd und Reiter an", erklärte Claudia Stemke, die Mutter von Jenny und selbst passionierte Reiterin. Sie war es auch die ihre Tochter zum Reiten gebracht hat.

Für Jenny Stemke selbst macht den Reiz ihres Sports seine Vielfältigkeit aus.