Vor der Vorstellung wird die Feuerzangenbowle zubereitet. Fotos: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Kino: Filmklassiker mit Heinz Rühmann / Rund 40 Besucher

"Die Feuerzangenbowle" gab es beim Winterkino der evangelischen Kirchengemeinde Boll-Bochingen gleich doppelt.

Oberndorf-Boll. Zum einen wurde sie als Schwarzweiß-Komödie von 1944 mit Schauspieler Heinz Rühmann in einer seiner Paraderollen auf der Leinwand gezeigt, zum anderen passend dazu als stilechtes Heißgetränk ausgeschenkt.

Wie in Tübingen beim Weihnachtsmarkt, nur kleiner und gemütlicher, hatte sich das "Fundraising-Team" dieses für Boll neue Open Air ausgedacht, um Spenden für die Renovierung des Gemeindehauses zu sammeln. Windlichter führten zur Großleinwand auf der Rückseite des Gebäudes beim Kindergarten, Schwedenfeuer und eine Feuerschale trugen zur heimeligen Atmosphäre bei. Auch das trockene, nicht allzu kalte Wetter spielte hervorragend mit. Die Gäste hatten sich mit warmer Kleidung und Decken auf den Filmabend unter freiem Himmel eingestellt.

Die Spendenbox stand direkt neben der Getränkeausgabe, wo Maria Burkard-Voßler den Zuckerhut mit hochprozentigem Rum tränkte und anzündete, um den karamellisierten Zucker in den mit Rotwein, Orangen- und Zitronenscheiben und Gewürzen gefüllten Kupferkessel tropfen zu lassen. Bei ihr gebe es Feuerzangenbowle an Silvester oder an Weihnachten, wenn die Großfamilie zusammenkomme. Unterstützung beim Herstellen des Kultgetränks zum Film bekam sie von Margarete Rojahn. Auch antialkoholische Kaltgetränke und Kinderpunsch standen bereit. Im Vorraum des Kindergartens hatte der Jugendkreis "Go for God" seine Creperie aufgemacht.

Pfarrerin Friederike Heinzmann konnte, die Helfer bereits mitgezählt, trotz bester Voraussetzungen nur etwa 40 Besucher begrüßen. Das tat der guten Stimmung allerdings keinen Abbruch. Alle Generationen amüsierten sich über die Streiche des erfolgreichen Schriftstellers und ehemaligen Privatschülers, der als Pfeiffer mit drei f, "eins vor dem ei und zwei hinter dem ei", die verpasste Schulzeit nachholt. Viel Heiterkeit und Gelächter erzeugten die verschrobenen Lehrer mit ihrer eigentümlichen Sprachfärbung ("Wenn ich den Saujung kriech, der mich der Schuh wechjetan hat"), die legendären Filmszenen, die sich um eine "Dampfmaschin" oder die alkoholische Gärung drehten ("Jäder nor einen wenzigen Schlock") und schließlich Pfeiffers kuriose Abschiedsvorstellung mit Happy End.

Ganz unterschiedlich waren die Vorkenntnisse der Anwesenden. Da gab es diejenigen, die den Film schon unzählige Male gesehen hatten und sich auf die schönsten Szenen freuten, genauso wie diejenigen, die den Streifen noch nie oder "noch nie ganz" gesehen hatten. Zu den wahren Fans zählte Seniorin Lydia Schüle, die 25 Jahre ihren Mesnerdienst bei der evangelischen Kirche Oberndorf versehen hatte, über drei Jahrzehnte im Kirchengemeinderat gewesen war und seit 69 Jahren im Kirchenchor singt. Doch auch einige Jüngere kannten den Film, während andere "noch nie davon gehört" hatten.

In der Pause gab es Gelegenheit, sich in den Jugendräumen, an der Feuerschale, bei Heißgetränken, einem warmen Imbiss und süßen Crepes aufzuwärmen. Am Ende belohnten die Zuschauer den Filmabend, an der viele Unterstützer mitgewirkt hatten, mit Applaus. Harald Müller hatte das Vorführrecht eingeholt, Ewald Plocher aus Holzhausen saß als Filmvorführer am Laptop und zeichnete für die technische Ausstattung verantwortlich. Ulrich Otto von der gleichnamigen Druckerei hatte die Plakate hergestellt, und weitere Helfer sorgten für den Aufbau und das leibliche Wohl. Eine charmante Geste waren die kleinen Streichholzbriefchen zum Mitnehmen.

Friederike Heinzmann zog trotz der überschaubaren Zuschauerzahlen ein positives Fazit und hoffte, der "schöne Abend mit gelungener Atmosphäre" werde nicht nur ihr in Erinnerung bleiben. "Wer nicht da war, hat auf jeden Fall etwas verpasst." Sie lud zu Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen ein, zu denen sich das "Fundraising-Team" bereits intensiv Gedanken macht. Unterschiedliche Stimmen gab es aus dem Helferkreis. Während die eine seufzte: "Es fehlen die Jungen und die Leute mittleren Alters, aber man kann schließlich keinen hertragen", schloss die andere eine Fortsetzung nicht aus. "Es war ein Anfang. Was wir daraus machen, werden wir sehen."