Höchstens ein Fahrgast im Standardtaxi
"Man hat jetzt ein besseres Gefühl", erklärt Brecht. Das gilt für Kunden wie den Chauffeur gleichermaßen. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat mittlerweile mit einer Anordnung an die Genehmigungsbehörden auf die Corona-Krise reagiert. Demnach darf in Standardtaxis höchstens ein Fahrgast befördert werden. Ausnahme: Es handelt sich um Mitglieder einer Hausgemeinschaft. Zudem soll der Fahrer vom Fahrgastraum mit einer Folie oder einem "höherwertigen Umbau" abgeschirmt werden. Brecht hat sich für ein höherwertiges Plexiglas entschieden. Eine Folie könne sich bei höheren Temperaturen lösen.
Er denkt aber auch an Kunden, die nicht ganz einfach sind. Taxifahrer können dazu so manche Geschichten erzählen, etwa über Fahrgäste die sich aggressiv verhalten, am Ende kein Geld haben, um die Fahrt zu bezahlen, oder sich im betrunkenem Zustand im Auto übergeben.
Jahrelang hat der Inhaber von Taxi Weber nach Fahrern gesucht. "Es ist kein einfacher Job" sagt er. Die Arbeitszeiten sind ungünstig. Wenn andere feiern, ist der Taxifahrer im Dienst. Das gilt auch für Sonn- und Feiertage. Brecht, der selbst seit 27 Jahren in Oberndorf Taxi fährt, macht der Job allerdings auch Spaß, etwa wenn er mit seinen Stammkunden unterwegs ist. Er bedauert jetzt nur, dass wegen der Glasscheibe der Kontakt zu ihnen ein wenig fehlt.
Keine Kurzarbeit für die Fahrer
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie spürt auch er. In Großstädten, weiß er, hätten Taxiunternehmer große finanzielle Einbrüche. Bei ihm liege der Umsatzrückgang bei etwa 40 Prozent. Das führt er vor allem auf die Schließung der Gaststätten und den Wegfall der Veranstaltungen zurück. Die Nachtfahrten sind somit weniger geworden. Eine Zunahme verzeichnete er dagegen bei Einkaufsfahrten oder bei Fahrten mit Geschäftsleuten, die wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr mit dem Zug an- und abreisen.
Momentan beschäftigt Brecht sieben Fahrer. Kurzarbeit komme für seine Mitarbeiter nicht in Frage. Entlassen möchte er aber auch niemand. "Ich bin froh, dass ich Leute habe. Es ist schwer, jemanden zu finden", erklärt er.
Das Oberndorfer Taxi-Unternehmen hat Josef Weber 1925 gegründet. 1995 hat Michael Brecht die Firma von seinem Onkel übernommen. In der Firmengeschichte sei es nicht das erste Mal, dass in einem Taxifahrzeug eine Trennwand vorgeschrieben war, erzählt er. Das war in den 1960er-Jahren schon einmal der Fall. Wegen Überfällen sei diese Schutzmaßnahme verordnet worden. Das eingebaute Panzerglas war aber ziemlich schwer. Es durfte dann wieder entfernt werden, als die Überfälle zurückgingen. "Ich habe die Wirtschaftskrise 2008 überstanden", sagt Brecht. Er ist überzeugt: "Die Corona-Krise werde ich auch überwinden."
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