Von den beiden Kirchenchören (links) musikalisch umrahmt feierten die Kirchengemeinden Boll und Bochingen konfessionsübergreifenden Gottesdienst mit Pfarrerin Friederike Heinzmann und Pfarrer Martin Schwer. Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Ökumene: Gottesdienst im Grünen stößt auf große Resonanz / Kollekte für die Gemeindehaus-Sanierung

Oberndorf-Boll. Auf dem Mittleren Schlatthof bei Familie Wössner hielten die Kirchengemeinden Boll und Bochingen am Sonntag ihren ökumenischen Gottesdienst im Grünen ab, der von beiden Kirchenchören musikalisch mitgestaltet wurde.

Feierlich zogen die evangelische Pfarrerin Friederike Heinzmann aus Boll und ihr katholischer Kollege, Pfarrer Martin Schwer, mit den Ministranten zum blumengeschmückten Altar in die Maschinenhalle ein.

Aus beiden Gemeinden waren die Gottesdienstbesucher sehr zahlreich zu Fuß, per Auto und Fahrrad zum herrlich gelegenen landwirtschaftlichen Anwesen gekommen, so dass weitere Sitzbänke aufgestellt wurden.

Lebhaft konnte sich Pfarrerin Heinzmann an ihren ersten ökumenischen Gottesdienst in Boll im Juni 2016 erinnern, als der Himmel bereits zur Predigt seine Schleusen geöffnet hatte. Umso mehr freue sie sich, dass das Dach diesmal als Sonnenschutz herhalten dürfe, sagte sie in ihrer Begrüßung und kündigte für die gemeinsame Predigt mit Pfarrer Schwer "Blitzlichtgedanken" zur Verbannung aus dem Paradies an.

Mitglieder beider Kirchengemeinden stimmten mit einer Lesung auf das Thema ein. Im Wechsel fanden die beiden Pfarrer Antworten für die Auswirkung dieser biblischen Erzählung auf das Leben im Jetzt und Hier. So stehe die Kleidung für Gottes sanfte Geborgenheit, Liebe und Erbarmen, die Frucht der Erkenntnis für die Unterscheidung von Gut und Böse, die Ambivalenz der Schlange für Schläue und Verführung. "Der Mensch kann mehr, als er darf", mahnte Schwer und führte Beispiele aus, bei denen die Forschung nicht nur Gutes bewirkt habe.

So habe die Atomforschung auch die Erfindung der Atombombe bewirkt, Pflanzenschutzmittel seien zum Insektengift geworden, und die Plastikherstellung verursache die enorme Umweltverschmutzung, über die in den Medien täglich berichtet werde.

Heinzmann fuhr fort, Gott habe Adam und Eva zu Eltern gemacht und den Menschen die Schöpfung anvertraut. Sie dürften ihn an ihrer Seite spüren, während sie "das manchmal harte, aber meist schöne Leben meistern".

Gelebte Ökumene demonstrierten die beiden Kirchenchöre. Sie verliehen dem Morgen als gemeinsamer Projektchor mit dem Dirigat von Gerfried Kliner und musikalischer Begleitung durch Chorleiterkollege Günter Bahner eine besonders festliche Note und wurden für ihre gelungenen Darbietungen mit viel Applaus belohnt.

Auf Tuchfühlung mit Gottes Schöpfung ging währenddessen die Kinderkirche, die im Kuhstall Quartier bezogen hatte. Mit Geschichten und Spielen verging die Zeit wie im Flug, bis die Kinder sich zum abschließenden Imbiss und Getränken wieder zu ihren Familien gesellten.

Die Kollekte sowie die Bewirtungserlöse auf Spendenbasis waren für die Sanierung des evangelischen Gemeindehauses in Boll bestimmt. Unter dem Motto "Alle(s) unter einem Dach" soll es weiterhin auch als Ort der ökumenischen Begegnung über die Konfessionsgrenzen hinweg genutzt werden.