Ans bestehende Gewerbegebiet "Vogelloch" soll sich die Erweiterung anschließen. Foto: Danner

Anwohner des Wohngebiets "Vogelloch" verteilen Flugblatt und sammeln jetzt Unterschriften.

Oberndorf-Bochingen - Ortsvorsteher Martin Karsten hatte die Bochinger in der jüngsten Ortschaftsratssitzung mehr oder weniger zum Widerstand aufgerufen. Die Anlieger des Wohngebiets "Vogelloch" nehmen das wörtlich und formieren sich. Ihr Ziel: keine Lkw-Aufstellungsfläche im neuen Gewerbegebiet.

Eigentlich hätte es ein Pressegespräch mit Joachim Marx und ein paar Nachbarn werden sollen. Marx – "Vogelloch-Bewohner" – telefonierte herum, und am Ende saßen am Samstagnachmittag fast 20 unzufriedene Anwohner in seinem Garten und machten ihrem Unmut Luft.

"Darf das sein?"

Im Bebauungsplan "Vogelloch Erweiterung" sind Abstellplätze für Lkws vorgesehen. Das neue Gewerbegebiet ist nur wenige Hundert Meter Luftlinie vom bestehenden Wohngebiet entfernt. Die Betroffenen machen sich Sorgen, fühlen sich übergangen und wollen sich jetzt wehren. Nachdem der Gemeinderat den Ortschaftsratsbeschluss, der sich gegen die Stellplätze aussprach, gekippt hatte, fragen sich die "Vogelloch"-Anwohner: "Darf das sein? Wieder entscheiden die Leute, die nicht direkt betroffen sind!". So haben sie es auch auf einem eilends zusammengestellten Info-Blatt niedergeschrieben. Da schriftliche Äußerungen zum Bebauungsplanentwurf im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung nur noch bis zum 24. August im Rathaus abgegeben werden können, drängt die Zeit. Zur Gründung einer Bürgerinitiative ist es zu spät. Und so werden an diesem Nachmittag im Garten von Familie Marx ganz unbürokratisch die Aufgaben verteilt.

Info-Blatt ist schon fertig

Das Info-Blatt ist bereits fertig. Für die Verfasser bedeuten die beschlossene Aufstellungsfläche für Lastwagen durch das erweiterte Gewerbegebiet "Vogelloch" auf einer Länge von 500 Metern eine Zunahme der jetzt bereits "unzumutbaren" Lärmbelästigung, Luft- und Landschaftsverschmutzung, Abgasentwicklung sowie eine Störung der Abend-, Nacht- und Morgenruhezeiten.

Und sie fragen, ob dieser massive Eingriff in die Gesundheit der Einwohner, in das Wohlbefinden der Bürger im Stadtteil Bochingen für den Gemeinderat noch nicht reiche. "Werden uns jetzt auch noch Vandalismus und die Auswirkung fehlender sanitärer Anlagen für Lkw-Fahrer zugemutet?"

Im Sinne des gesamtstädtischen Denkens habe man in der Vergangenheit viel ertragen, spielen sie auf die Kreismülldeponie und den Verkehr mit Stuttgart 21-Aushub an.

Mit diesem Flugblatt werden die "Initiatoren", die an diesem Nachmittag zügig festgelegt werden, jetzt von Haus zu Haus gehen und Unterschriften gegen die Abstellfläche sammeln. Zudem sollen Info-Blatt samt Unterschriften-Listen in Bochinger Geschäften ausgelegt werden. Denn über kurz oder lang gehe das Thema den ganzen Stadtteil an, sind sich die "Vogelloch"-Anwohner sicher.

Außerdem wollen sie ihre Bedenken – jeder für sich – der Stadt fristgerecht mitteilen. Und sie fordern auch alle anderen Betroffenen auf, es ihnen gleich zu tun, um dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung zu zeigen, dass sie sich deren Vorgehen nicht gefallen lassen wollen. "Das Maß ist voll", sagt Marx.  Wer sich näher über die Aktivitäten des "losen Kreises" aus der Bürgerschaft informieren möchte, kann sich bei folgenden Kontaktpersonen melden: Joachim Marx, Telefon 07423/8 77 27 74; Heinz Homann, Telefon 07423/10 01 oder Dolores Gäckle, Telefon 07423/8 22 57.