Ameos will mit seiner Größe punkten - SRH setzt auf Werte und Kooperation mit der Uniklinik Tübingen.
Oberndorf - Es war ein Zweikampf auf Augenhöhe, den sich die Repräsentanten der beiden Bewerber um das Oberndorfer Krankenhaus lieferten, als sie in der Klosterkirche um die Gunst der Stadträte buhlten. Dabei war ihnen wohl bewusst, dass die Würfel bereits nach der nichtöffentlichen Vorstellungsrunde in der vergangenen Woche gefallen waren. Dennoch warfen sie nochmals alles in die Waagschale und versuchten, auf offene Fragen mit neuen Argumenten zu reagieren, auch wenn gewisse Anzeichen schon auf den späteren Sieger hindeuteten.
Beide Bieter mussten Überzeugungsarbeit zu leisten
Die Ameos GmbH hatte mit dem Vorstandsvorsitzenden Axel Paeger und seiner Vorstandskollegin Marina Martini an der Spitze ein außerordentlich großes Team aufgeboten, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Vertreter von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die von Ameos übernommen beziehungsweise schon lange geführt wurden, sangen das hohe Lied des Gesundheitskonzerns, unterstrichen, wie es mit ihrem jeweiligen Haus nach der Übernahme durch Ameos aufwärts gegangen ist und belegten dies auch mit Daten und Fakten.
Ameos: Gemeinnützigkeit ist "Hemmschuh"
Paeger stellte vor allem auch die Größe von Ameos in den Vordergrund, der mit 43 Gesundheitseinrichtungen, davon 23 Akutkrankenhäuser, "in der vorderen Reihe der Gesundheitsdienstleister in Deutschland" mitspiele, ein Seitenhieb auf SRH, die nur sieben Kliniken betreibt. Zudem betonte der Vorstandschef auch auffällig oft, dass Ameos noch nie eine Klinik in die Insolvenz habe gehen lassen, selbst wenn diese bei der Übernahme infolge einer Bilanzfälschung praktisch insolvenzreif gewesen sei. Zudem bezeichnete Pager die Gemeinnützigkeit als "Hemmschuh" für rasches, flexibles unternehmerisches Handeln.
SRH-Vorstandsvoritzender Klaus Hekking stellte die humanitären und sozialen Werte, denen sich die Stiftung besonders verpflichtet fühle, in den Vordergrund und bat die Stadträte, SRH, falls es den Zuschlag erhalten, an den Versprechen zu messen. Und es gab neben der "nachhaltigen Sicherung des Oberndorfer Krankenhauses" eine ganze Reihe von Versprechen, die Hekking abgab. So wird eine Kooperation mit der Universitäts-Klinik Tübingen angestrebt, mit dem Ziel, dass Oberndorf ein akademisches Lehrkrankenhaus werde.
SRH: Uniklinik Tübingen will mit Oberndorf kooperieren
Laut Hekking ist bereits von seitens der Uniklinik eine starke Bereitschaft zu dieser Kooperation signalisiert worden. SRH will auch sofort ab der Übernahme am 1. Januar 2011 damit beginnen, mit einem Investitionsvolumen von 15 Millionen Euro das Krankenhaus für die Zukunft fit zu machen, und möchte die dafür notwendigen Maßnahmen bis Ende 2012 abschließen. Vorstandskollege Thomas Wolfram präsentierte das medizinische Zukunftskonzept, während eine Architektin die Planungen für die Umbau- und Neubaumaßnahmen (Realisierung von Zweibettzimmern mit Nasszelle) und Verlagerung des Haupteingangs in die Hölderlinstraße (wir werden das SRH-Konzept noch detailliert darlegen).
Kai Drigalla von der Wirtschaftsberaterfirma PWC stellte die Stärken und Schwächen der beiden Bewerber vor: Beide Angebote kommen nach seiner Bewertung den Vorgaben der Stadt nach ausreichenden Investitionen, dem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und die Freistellung der Stadt von sämtlichen ZVK-Verpflichtungen nach. Als Schwächen kennzeichnete er bei SRH den im Vergleich zu Ameos (eine Million Euro) geringen Kaufpreis von 75 000 Euro, bei Ameos den Verzicht auf die Gemeinnützigkeit.