Lothar Ellinger referiert Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Lothar Ellinger zeichnet eindringliches Bild der Lage / Blühende Gärten verschwinden / Jeder Einzelne kann helfen

"Nur der Mensch ist fähig, ein Artensterben zu veranlassen" – so Lothar Ellinger in seinem Vortrag über blühende Landschaften als Lebensgrundlage für Pflanze, Tier und Mensch.

Oberndorf-Bochingen. Die Zusammenhänge zwischen Insekten und Blüten, die Bedeutung dieser symbiotischen Gemeinschaft als unverzichtbares Glied in der Nahrungsmittelkette, welches in den letzten beiden Jahrzehnten immer brüchiger geworden ist und starke Gefahr läuft, ganz kaputt zu gehen – darüber sprach der Referent bei den Gartenfreunden Bochingen/Boll.

Lothar Ellinger schickte voraus, dass das Netzwerk "Blühende Landschaften" vor 15 Jahren gegründet wurde, aus Anlass des Sterbens von rund 300 000 Bienenvölkern. Seitdem entwickle die Organisation Bewirtschaftungskonzepte, knüpfe Kontakte zu Landwirten, Gärtnern, Imkern, Landschaftsplanern und politischen Entscheidungsträgern, versuche eine breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren für die aktuelle Lage, welche die Biodiversität immer mehr einschränke.

Anhand von anschaulichem Bildmaterial, welches die Entwicklung des Landschaftsbildes in den vergangenen Jahrzehnten von "bunt zu grün" eindrucksvoll bestätigte, untermauert auch von der Veränderung einstmals blühender Privatgärten hin zu pflegeleichten Außenanlagen, wurde belegt, dass die Insekten als Blütenbestäuber immer weniger Nahrung finden.

Bedenke man, dass die Biene in der Nutztierpyramide an zweiter Stelle stehe, dass Schmetterlinge und Wildbienen auf einige wenige Blütenarten angewiesen seien und dass auch der Vogelbestand zurückgehe, da Insekten als Nahrungsgrundlage fehlen, so werde deutlich, dass sich die Negativspirale immer schneller drehe. Die Folge sei eine kontinuierliche Dezimierung der Artenvielfalt, was durch Studien belegt sei. So hätten Messungen in Naturschutzgebieten einen Rückgang von 80 Prozent der Insektenpopulationen bestätigt.

Bei einem virtuellen Spaziergang durch Äcker, Grünland, Obst und Gehölze, Gärten und öffentliche Grünanlagen machte Ellinger deutlich, dass es nicht genüge, den Fokus nur auf den Erhalt der noch bestehenden Kulturlandschaften zu legen, sondern man aktiv dazu beitragen müsse, diese zu ändern. Natürlich könne man den Strukturwandel in der Landwirtschaft nicht zurückdrehen, wohl aber dafür sorgen, dass der Bürokratismus die aufgelegten Programme nicht weiter blockiere.

Sinn und Unsinn von Agrar-Subventionen, die an den Realitäten vor Ort vorbeigehen, Vorschriften, von Theoretikern gemacht, die von der Praxis weit entfernt seien, und die weitere Zulassung von Glyphosat, was jegliches Grün abtöte – auch das wurde thematisiert. Handeln sei das Gebot der Stunde, schließlich trage man die Verantwortung, den nachfolgenden Generationen eine Welt zu erhalten, die auch in ökologischer Hinsicht lebenswert sei.

So setzte der Referent auf den einzelnen Bürger, den Hobby-Gärtner, die Kommune, auf das Augenmaß und die Weitsicht der Landwirte. Er gab Tipps, wie man schon mit wenig Aufwand im Garten, auf dem Balkon oder im Gemüsebeet den Insekten Nahrungsgrundlage verschaffen kann.

Ellinger benannte präzise die Vorteile heimischer Blühflächen hinsichtlich Ökonomie, Ökologie, Nachhaltigkeit und Ästhetik. Wohin der Weg unweigerlich führe, wenn kein Umdenken und entsprechendes Handeln stattfinde, wurde deutlich an einem Bild aus China. Dort werden die Blüten der Bäume aufwändig von Menschenhand bestäubt, um eine Ernte zu gewährleisten, da das Insekt als Glied in der Nahrungskette nicht mehr existiere.