Pfarrer Martin Schwer und Friederike Heinzmann halten den Gottesdienst. Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: In ökumenischer Runde werden "Zugänge zum Philipperbrief" erarbeitet

Oberndorf/Epfendorf. Ein neues Konzept bestimmt die beiden ökumenischen Bibelwochen in der katholischen Seelsorgeeinheit und im evangelischen Nahbereich Oberndorf.

So haben in der vergangenen Woche in Aistaig, Epfendorf, Bochingen und Trichtingen Bibelabende stattgefunden, in welchen man in ökumenischer Runde "Zugänge zum Philipperbrief" erarbeitet hatte.

In dieser Woche trifft man sich in Hochmössingen, auf dem Lindenhof, in Boll und in Beffendorf, um das diesjährige Schwerpunktthema aufzunehmen, herauszufinden, wo die Worte der Heiligen Schrift die eigene Persönlichkeit berühren, wo und wie sie zur Quelle für ein gelingendes Leben werden.

Zentralgottesdienst

Die Menschen über die Gemeindegrenzen hinaus zusammenzubringen und so die Bibelgespräche auf eine breite Basis zu stellen, ist laut dem Leiter der Seelsorgeeinheit Oberndorf, Pfarrer Martin Schwer das Ansinnen. Den Auftakt bildete ein Zentralgottesdienst in Sankt Michael, Oberndorf. Am vergangenen Wochenende – zur Halbzeit – folgten dann drei ökumenische Lokalgottesdienste in Epfendorf, Marschalkenzimmern (gemeinsam mit Hochmössingen) und Boll (gemeinsam mit Bochingen).

"Die Schriften der Evangelisten und des Apostels Paulus verbindet die Christen weltweit, was die Bedeutung der Bibel aufzeigt" – so Pfarrer Schwer und Pfarrerin Friederike Heinzmann, die den zahlreichen Gottesdienstbesuchern in der Boller Festhalle den Zugang zu Philipper 4, 10-13 öffneten und den Sinn durch die Übertragung der Verse auf die heutige Lebenswirklichkeit der Menschen erschlossen. Pfarrer Schwer ging auf die "gelebte Solidarität als Geisteshaltung", begründet im Glauben, ein und stellte sie dem "Geben und Nehmen aus berechnenden Beweggründen" gegenüber.

Geben und Nehmen sei eine heikle Angelegenheit, da dies oft mit einer Verbissenheit, einer bestimmten Erwartungshaltung, mit Ansprüchen und Forderungen verbunden sei. Die Haltung von Paulus aber sei eine ganz andere.

Er spreche aus der Gesinnung der Liebe und Verbundenheit und bringe ernst und ehrlich die Freude zum Ausdruck, die im Glauben an Gott begründet sei und deshalb das ganze Leben durchleuchte.

So sei die Kollekte geistliche Gabe aus liebender Gesinnung, die keinen Druck mache, sondern Freude auslöse. Paulus könne für das sonntägliche Opfer als solidarische Gabe und nicht als "Einkauf von Gottes Hilfe" zum Vorbild werden. Deshalb sei die Kollekte Zeichen einer "kleinen Kraft, die Frieden schafft" und menschliche Verwirklichung der Liebe Gottes.

Woher aber die Kraft kommt, einander beizustehen, sich gegenseitig zum Helfer zu werden, schwierige Situationen nicht nur durchzustehen sondern gleichzeitig an ihnen zu wachsen, darauf antwortete Friederike Heinzmann mit dem Vers 13: "Alles vermag ich durch den, der mich stärkt".

Am Beispiel des Lebenslaufes von Paulus machte die Boller Pfarrerin deutlich, wie die Begegnung mit Christus ein Leben umkrempeln kann. Oft aber fühle man sich schwach, klein und unbedeutend, wenn man hinter den Erwartungen der anderen zurückbleibe, wenn man sich mit den gesellschaftspolitischen Themenkomplexen wie Klimawandel, Missbrauch der sozialen Medien konfrontiert sehe.

Doch Gott habe jeden Menschen einzigartig geschaffen und ihn nicht alleine in die Welt gesetzt. Er führe zusammen, manchmal in kleinen Gruppen, manchmal als große Bewegung. Und so mache er stark, zu handeln. Im Kleinen könne jeder der Umweltzerstörung entgegenwirken, etwas gegen den Klimawandel unternehmen, sich gegen den Hass in den sozialen Medien stellen, die Erwartungen unserer Zeit überdenken und entsprechend agieren.

Hungersnot in Äthiopien

Für den festlich-feierlichen Akzent sorgten die Kirchenchöre aus Bochingen und Boll, für welche Günther Bahner das Lied "We are the World" bearbeitet hatte, das die weltweite Solidaritätsaktion gegen die Hungersnot in Äthiopien in Erinnerung rief.

Die Kollekte an diesem Bibelsonntag geht an die Initiative "Brot des Lebens" der peruanischen Bibelgesellschaft, die Kindern in Armut ganzheitliche Hilfe anbieten kann.