Die "Radarfalle" in Bochingen hat der Angeklagt demoliert. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Gericht: Jugendarrest für Angeklagten

Oberndorf. "Sie stehen an einem Scheideweg", gab Amtsgerichtsdirektor Wolfgang Heuer einem 18-jährigen Angeklagten mit auf den Weg. Er hatte den jungen Mann wegen Sachbeschädigung und Nötigung zu einem Wochenende Jugendarrest, Schadensbegleichung und Gesprächen mit einer Suchtberatungsstelle verurteilt. Mit dem Jugendarrest ging Heuer über die Forderung der Staatsanwältin hinaus.

Im Januar hatte der 18-Jährige gegen die Blitzersäule in Bochingens Ortsmitte getreten. Zuvor war er Gast im dortigen Jugendclub. Nach dem Konsum von sage und schreibe zehn bis zwölf Bier und anderthalb Litern Wein – so seine eigenen Angaben – habe er die Laseranlage zur Geschwindigkeitsüberwachung demoliert. Sauer sei er gewesen. Weshalb, wusste er nicht mehr.

Nur wenige Tage später fiel der junge Mann am Rande einer Beffendorfer Fasnetsveranstaltung erneut unangenehm auf. Mit der Faust schlug der das Rücklicht eines Autos kaputt. Als ihn der Besitzer des Wagens und ein weiterer Mann zur Rede stellten, fuchtelte er mit einem Einhandmesser vor den beiden herum. Allein der Besitz einer solchen Waffe, deren Klinge mit einer Hand festgestellt werden kann, ist verboten. Der 18-Jährige räumte alle Taten ein.

Vom Jugendgerichtshelfer gab es einen Einblick in das Leben des Angeklagten. Nach der Trennung seiner Eltern hatte er so gut wie keinen Kontakt zum Papa. Nachdem die Mutter an Krebs verstarb, kam er dann zu seinem Vater. Das Zusammenleben habe sich problematisch gestaltet. Es folgten drei Jahre in einer Pflegefamilie. Während dieser Zeit legte der Jugendliche seinen Hauptschulabschluss ab. Mit Erreichen des 18. Lebensjahres ging er wieder zurück zum Vater. Dort sei es zu Handgreiflichkeiten von beiden Seiten gekommen.

Seit er zweimal seine Lehrstelle verloren hat – einmal, weil er einen Mitschüler verprügelt hatte – wohnt er bei seiner, inzwischen ebenfalls von seinem Vater getrennt lebenden, Stiefmutter. Den Tag verbringe er mit Schlafen und Zocken, räumte der Angeklagte ein. Die Staatsanwältin hätte ihn gerne in einem Antiaggressionstraining untergebracht. Das nächste findet jedoch erst im Herbst statt. "Dann treiben Sie Sport. Gehen Sie zum Laufen in den Wald. Das baut auch Aggressionen ab", ermunterte sie den jungen Mann nachdrücklich. Für Richter Heuer war "die Sache mit dem Messer" zuviel. "Da hätten Sie ungewollt zum Mörder werden können." Eine Wochenende im Gefängnis bringe den Verurteilten hoffentlich zur Besinnung, so Heuers Hoffnung. "Es ist nie zu spät."