Foto: Lehmann Foto: Schwarzwälder Bote

Matthias Lehmann engagiert sich in aller Welt für Polizisten und Feuerwehrkräfte

Wenn Matthias Lehmann die Koffer packt, dann nimmt er für sich selbst nur ganz wenig mit. Stattdessen bringt er Feuerwehr- oder Polizeiequipment in Länder, die diese Hilfe bitter nötig haben.

Oberndorf. Matthias Lehmann ist seit 41 Jahren bei der Polizei und engagiert sich bereits seit geraumer Zeit für Menschen in anderen Ländern. Der Mühe müde geworden ist er deshalb trotzdem nicht.

Seit mehr als 30 Jahren ist er in der Christlichen Polizeivereinigung aktiv und sammelt regelmäßig ausgemustertes Material, um es ins Ausland zu schicken. Dabei arbeitet er eng mit den Innenministerien zusammen. Dass die Güter auch wirklich bei den Bedürftigen ankommen, davon überzeugt sich der Oberndorfer bei seinen Reisen selbst. Im Juni war er in Moldawien, wenige Wochen später brachte er alte Trikotsätze von Sportvereinen im Umkreis nach Südafrika.

Nun hat er erneut zahlreiche Feuerwehrabteilungen mit der Bitte um Spenden angeschrieben – mit Erfolg. Von der Berufsfeuerwehr Duisburg kam die Zusage, 200 Jacken und 175 Einsatzhosen zur Verfügung zu stellen. Lehmann freut sich, ist doch die Qualität bei Equipment von Berufsfeuerwehren noch besser als bei freiwilligen.

Auch Jugendfeuerwehrbekleidung aus Oberndorf hat der stellvertretende Leiter des Oberndorfer Polizeireviers bei sich gelagert, zudem einige "Jäger 90"-Jacken aus einer weiteren Gemeinde. Weiter die "Werbetrommel" rühren will Lehmann beim Kreisfeuerwehrtag.

Von Oberndorf aus wird das gespendete Material dann in ein Zentrallager in der Schweiz gebracht und von dort aus im Februar oder März nach Moldawien geschafft. Im Juni reist Lehmann dann zur offiziellen Übergabe.

Korruption und Suizide

"Es ist schön, wie viele Menschen Unterstützung leisten", sagt er. Die Feuerwehr Bühl habe sogar ein ausgedientes Feuerwehrauto nach Moldawien gefahren. "Letztes Mal habe ich dort weitere Hilfsgüter aus England, Norwegen und Österreich gesehen", erzählt der Erste Polizeihauptkommissar.

Eine zweite Säule der Hilfe sind die Antikorruptions-Kurse, die Lehmann bei Polizei und Feuerwehr in anderen Ländern veranstaltet. "Dafür muss man ein Bewusstsein schaffen", weiß er. Als er im Juni in Moldawien war, stand das Land offenbar kurz vor einem Regimewechsel – es war von einem Putschversuch die Rede – und damit auch kurz vor dem Bürgerkrieg. "Korruption war da ein Faktor. Vetternwirtschaft gibt es überall. Langfristig führt sie zum Verfall eines Landes", weiß Lehmann. Die Vorträge hält er seit 1993. Ein Jahr später gründete er mit einem Kollegen auch das "Pointman Leadership Institute", in dessen Auftrag in aller Welt Vorträge gehalten werden.

"In den vielen Jahren habe ich schon alles erlebt", meint er. Etwa verloren gegangene Seminarunterlagen, aber auch eine Kontrolle der Russen, ob die Gastgeschenke – Schweizer Armee-Taschenmesser – auch wirklich echt sind – reine Schikane. Mehr als 50 000 Führungskräfte aus mehr als 60 Ländern wurden auf diese Weise schon geschult. Lehmann selbst war dabei "nur" in 20.

Eine dritte Säule der Hilfe, die der 61-Jährige leistet, ist das Thema Seelsorge. Auf der iberischen Halbinsel und in Frankreich sei die Suizidrate bei Polizisten in den vergangenen Monaten und Jahren erschreckend angestiegen, berichtet der stellvertretende Oberndorfer Revierleiter. In Deutschland gebe es sowohl von katholischer als auch von evangelischer Seite das Angebot der Seelsorge.

Lehmann hat früher das Überbringen von Todesnachrichten an der Hochschule für Polizei gelehrt. "Das sind Dinge, die schwer zu bewältigen sind. Umso wichtiger ist es, Schützenhilfe zu geben." Und die wird der Polizist auch weiterhin auf vielfältige Weise geben – egal, wo sie gerade nötig ist.