"Lukas and Friends". Foto: Danner

Rock’n’Roller mit gefühlvollen Stimme. Fans geben alles. Album kurz vor Lockdown fertig. 

Oberndorf - Andrew James alias Ski King macht seinem Namen als Rock’n’Roller alle Ehre. Beim Oberndorfer Kultursommer haut er einen markigen Spruch nach dem anderen raus, spült wahlweise mit Bier oder Whisky-Cola nach und zündet sich auf der Bühne schon mal die eine oder andere Kippe an. Doch so schnoddrig seine Art, so gefühlvoll ist die sonore Stimme des Sängers.

Der verstorbene Country- Star Jonny Cash, so lässt Ski King das Publikum wissen, ist sein großes Idol. Und der habe bei seinem Auftritt in Folsom Prison (eine US-amerikanisches Gefängnis) seinerzeit wohl kaum mehr Gitterstäbe vor sich gesehen, als Andrew James am Freitagabend auf dem "Elefantenparkplatz". Die corona-bedingte Einteilung des Konzertgeländes macht’s möglich.

Solo-Coveralbum kurz vor Lockdown veröffentlicht

Von seinen Vorgruppen "Kev" Kevin Hamel und "Lukas and Friends" zeigt sich der coole Hauptact "berührt". Liebevolle Worte gehen in Richtung der anderen Musiker. Gerade in Corona-Zeiten müssen Künstler zusammenhalten. Und er fordert einen Festival-Applaus" für sie ein. "Als wärt ihr 300". So viele sind zwar bei weitem nicht gekommen, doch die Konzertbesucher geben alles.

In den vergangenen drei Jahren hat Andrew James an einem Solo-Coveralbum gearbeitet. Just an dem Tag, an dem es erschien, durfte er - ja, auch wegen Corona - nicht mehr auftreten.

Seit mehr als 22 Jahren ist der Sänger, der aus den USA stammt und in Deutschland lebt, im Musikgeschäft. Beim Kultursommer verspricht er den Besuchern, "sie von dem ganzen Scheiß da draußen abzulenken." Denn dazu sei er, sagt er selbstbewusst, auf die Welt gesetzt worden.

Und er hält Wort. Bei aller Coolness beweist er, wie viel Freude er an seiner Arbeit hat. Ob beim amerikanischen Folk-Song "The House of the Rising Sun", bei Tina Turners "Private Dancer" - mit Poledance-Einlage an der imaginären Stange - oder bei Jonny Cashs "Thirteen" - Andrew James drückt jedem seiner Coversongs seinen eigenen Stempel auf.

Lied für Ehefrau geschrieben

Als beim Halbplayback sein Mikro ausfällt, ist zu hören, dass neben der Musik auch eine Gesangsspur von ihm dazu gesteuert wird. Das geht ihm gegen die Ehre. Sobald sein Mikrofon wieder funktioniert, röhrt er ganz ohne Unterstützung vom Band hinein und beweist - der Mann kann wirklich singen.

Andrew James gibt sich authentisch. Er komme nicht aus Berlin und behaupte, er komme aus Memphis. Und er lebe nicht in einem Luxusviertel und behaupte, er komme aus einem Plattenbau. Man kauft es ihm unbesehen ab.

Ein wenig durchlässig wird die raue Schale des Sängers, als er von seiner Frau erzählt. Für sie hat er ein Lied geschrieben. So hören die Konzert-Besucher neben den Coversongs auch etwas aus seiner eigenen Feder.

Gut zwei Stunden und zahlreiche Drinks und Zigaretten später verlässt Andrew James die Bühne wieder. Davor hatte er seine Harley geparkt. An diesem Abend bleibt das Bike aber wohl Dekoration. Denn fahren kann wird und er sicher nicht mehr.