SRH-Chef Klaus Hekking (links) kam bei der "Redaktion vor Ort" mit zahlreichen Lesern unserer Zeitung und Passanten ins Gespräch, so unter anderem mit Kreisrat Wolfgang Lehrke (Zweiter von links) und der Pflegedienstleiterin Schwester Dorina (rechts). Foto: Lupfer

Schweizer Klinikkonzern stellt beim Verwaltungsgericht Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz.

Oberndorf - Der Schweizer Klinikkonzern Ameos, der sich ebenfalls um das Oberndorfer Krankenhaus beworben hatte, in der entscheidenden Sitzung aber eindeutig dem Mitwettbewerber SRH unterlegen war, hat beim Verwaltungsgericht Freiburg den Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz gestellt.

Ameos will mit seinem Antrag erreichen, dass die Stadt Oberndorf vorerst sämtliche vorbereitenden Schritte unterlässt, die dazu führen könnten, dass der Verkauf an SRH wirksam wird. Der Konzern möchte auf diese Weise verhindern, dass in Bezug auf die vom Oberndorfer Gemeinderat einstimmig beschlossene Veräußerung vollendete Tatsachen geschaffen werden. Ameos vertritt die Ansicht, dass bei der Vergabe-Entscheidung nicht sämtliche Kriterien angemessen berücksichtigt worden seien.

Der Oberndorfer Gemeinderat hatte sich, nachdem die beiden Bieter Ameos und SRH in nichtöffentlicher wie in öffentlicher Sitzung ihre Konzepte und Vorstellungen zur Weiterentwicklung des Oberndorfer Krankenhauses ausführlich präsentiert hatten, einstimmig für SRH entschieden. Bürgermeister Hermann Acker sieht der Entscheidung des Verwaltungsgerichts Freiburg gelassen und zuversichtlich entgegen. "Wir haben in dem vierwöchigen Bieterverfahren die beiden Bewerber vollkommen gleich behandelt. Sie konnten sich zweimal dem Gemeinderat vorstellen. Die Stadträte haben sich dann der Aufgabe gestellt, beide Angebote sorgsam abzuwägen, und aufgrund ihrer Erkenntnisse und Eindrücke aus den Vorstellungsrunden die Entscheidung getroffen, wem sie das Krankenhaus zukünftig anvertrauen wollen."

Wie mehrere Mitarbeiterinnen des Oberndorfer Krankenhauses bei der Aktion "Redaktion vor Ort" gegenüber unserer Zeitung unterstrichen, seien sie froh, dass SRH den Zuschlag erhalten habe. Eine Fernsehsendung von Report Mainz hatte sich Anfang August unter der Überschrift "Wie Kliniken Mitarbeiter auslagern und billig zurückleihen" auch mit Praktiken von Ameos auseinandergesetzt. Dieser Bericht war auch im Internet zu sehen, woraufhin ein Stadtrat dies zur Sprache gebracht hatte.

Dass das Unternehmen Ameos mit harten Bandagen kämpft, wenn es um seine Interessen geht, hat auch das Fachmagazin KU Gesundheitsmanagement, ein Magazin für Führungskräfte im Gesundheitswesen, in seiner Septemberausgabe skizziert. Dabei ging es um einen Bieterwettbewerb um das Marienberg-Krankenhaus in Helmstedt, ein Kreiskrankenhaus. Um die 275-Betten-Klinik bewarben sich Helios, Ameos und das Städtische Klinikum Braunschweig.

Konkurrenz in Misskredit bringen

Die Darstellung des Magazins bezieht sich auf eine Sendung des Norddeutschen Rundfunks Ende Juli. Danach habe Ameos in einem Schreiben an die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen im Landkreis Helmstedt alle Register gezogen, um die öffentlich-rechtliche Konkurrenz aus Braunschweig in Misskredit zu bringen. Das Unternehmen habe angeboten, die Kreisräte "bei der Findung eines Kreistagsbeschlusses unterstützen" zu wollen. Die Kommunalpolitiker seien aber nicht auf das Schreiben eingegangen. Das Rennen in Helmstedt hat Anfang August Helios gemacht.

Wie Ameos-Vorstandsvorsitzender Axel Paeger unmittelbar nach der Entscheidung des Oberndorfer Gemeinderats unserer Zeitung gegenüber bekräftigte, will sich sein Klinikkonzern nun um die Kreiskrankenhäuser Rottweil und Schramberg bemühen.