Ortsvorsteher Jörg Schittenhelm sowie weitere Unterstützer und Besucher betrachten den Taufstein. Fotos: Fahrland Foto: Schwarzwälder Bote

Feier: Standort neben der Kirche / Mit Spenden Renovierung und Aufstellung finanziert

Nach dem Festgottesdienst am Pfingstsonntag versammelten sich die zahlreichen gespannten Besucher vor dem Kirchenportal der evangelischen Kirche in Aistaig, wo der noch verhüllte historische Taufstein auf einem neuen Sockel aufgestellt worden war.

Oberndorf-Aistaig. Mit Stücken von Bach und Beethoven hatte Sopranistin Lina Hipp mit einfühlsamer Orgelbegleitung von Walter Holweger den Morgen feierlich musikalisch mitgestaltet. Die Taufsteinenthüllung begleitete Richard Fichtner mit dem Saxofon. Bevor Kirchengemeinderätin Susanne Kappler-Danner gemeinsam mit Pfarrer Jeschua Hipp die rote Schleife löste und das weiße Tuch lüftete, erinnerte sie in launigen Reimen an die kuriose Geschichte des Taufsteins.

Im Rahmen der großen Kirchenrenovierung 1953 war er entfernt worden und diente künftig als Pflanzgefäß. "In Pfarrers Garten fand er Platz und hütete fortan als Schatz die schönsten Blumen weit und breit, zur Frühlings- und auch Sommerzeit." Mehr als 60 Jahre später brachte ein Schreiben von Alfred Danner die Wende. "Das fand Herr Danner nicht so gut. Im Denkmalschutz stets auf der Hut, schärft er dem Rat der Kirche ein: Der Stein muss weg, das darf nicht sein."

In der als Garage und Lagerraum genutzten Pfarrscheune stand das zwischengelagerte Stück trocken und "geschützt vor allem, vor Witterung und Publikum. Der neue Pfarrer leidet Qualen, ihm steht er nur im Weg herum." Geschafft habe man die Restaurierung ausschließlich mit Hilfe der zahlreichen Spender (wir berichteten), denen der Dank der Kirchengemeinde und der Applaus der Anwesenden galt.

Rund 10 000 Euro kosteten die Reinigung, Aufarbeitung und Aufstellung der Steinmetzarbeit aus spätgotischer Zeit sowie die Schutzabdeckung aus Panzerglas. Ein herausgebrochenes Stück am achteckigen Taufbecken aus Standstein mit Ornamenten musste ersetzt werden. An dieser Stelle weist ein Schild auf die Verwendung des Taufsteins aus dem 14. oder 15. Jahrhundert in der St. Gallus-Kirche bis zum Jahr 1953 hin. Ein Äquivalent aus der Fluorner Kirche ist im Heimatmuseum zu finden.

In besonderem Maße habe sich Susanne Kappler-Danner für die Restaurierung eingesetzt, lobte Pfarrer Jeschua Hipp und überreichte einen Blumenstrauß zum Dank. Verschmitzt merkte er an, dass mit den Kirchenglocken und der Orgel noch weitere Projekte anstünden.

Viel Zuspruch fand seine Einladung, beim traditionellen Pfingstfrühstück im Gemeindehaus auf das besondere Ereignis des Tages anzustoßen und die in seiner Pfingstpredigt angesprochene Gemeinschaft zu pflegen. Auch Alfred Danner war gekommen, der die Kirchengemeinde mit seinem Brief zum Erhalt des Kulturdenkmals aufgefordert und zur Taufsteinrettung animiert hatte.

Zur Mittagszeit informierte Andreas Kussmann-Hochhalter über die Dorf- und Kirchengeschichte. Die schlichte Gotik des Taufsteins sei einer einfachen Dorfkirche angemessen und stamme aus der gleichen Zeit wie die 1404 erbaute Kirche. Typisch gotisch seien Linienführung, Chorbogen, Kreuzrippen, Schlusssteine und der Korpus am markanten Kruzifix, dessen Inschrift man nicht mehr entziffern könne.

Das Kirchenschiff stammt von 1763, der Orgelprospekt von 1798. Ob die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert tatsächlich aus der Oberndorfer Klosterkirche stamme, sei jedoch unklar. Vier Putten aus der Barockzeit schmücken den Chorraum.

Unter den Zuhörern befanden sich auch der Geschichtsforscher Karl Kimmich und gebürtige Aistaiger, die einst am historischen Taufstein getauft wurden. Interessiert umringte man ein altes Schwarz-Weiß-Foto. Es wird August Kapff, Dorfpfarrer bis 1933, zugeschrieben und offenbart den ursprünglichen Standort des alten Taufsteins mitten vor dem Altar, der 1953 nicht wie Eingang, Empore und Kanzel einen neuen Platz bekam, sondern durch ein schlichtes, kleines Exemplar ersetzt wurde.