Gerhard Romppel, Hannah Monninger, Rebecca Metzge und Michael Link (von links) gestalten die musikalische Soirée. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Benefizveranstaltung: Musikalische Soirée zugunsten einer neuen Pfeifenorgel

"Abendlieder - Nachtgedanken" war die musikalische Soirée überschrieben, die am Samstag in der evangelischen Stadtkirche in Oberndorf stattfand.

Oberndorf. Gestaltet wurde sie von Rebecca Metzger (Klarinette und E-Bass), Hannah Monninger (Cello), Michael Link (Orgel, Klavier, Akkordeon) und dem Spiritus rector des Abends, Pfarrer i. R. Gerhard A. Romppel (Gitarre und Gesang).

Mit einer sehr schönen, reich registrierten Improvisation, die sich allmählich zur Melodie "Der Mond ist aufgegangen" entwickelte, führte Michael Link an der digitalen Orgel in den Abend ein.

Pfarrer Romppel stellte zunächst die Ausführenden vor. "Lieder soll man singen", und so lud er ein, drei Strophen des "Abendliedes" gemeinsam zu singen, wobei Michael Link für jede Strophe eine eigene Fassung parat hatte.

"Wenn sich die Nacht auf das Land legt, erwacht die Seele", so Gerhard Romppel. Jetzt sei "die Stunde des Kopftheaters", die Voraussetzung für Kreativität, aber auch für Trübsal und Schwermut. "Das Universum der Träume ist die Nacht", so der Moderator. Um dies nachfühlen zu können, lud er alle ein, zusammen mit Michael Link und Hannah Monninger, die alle Stücke auf dem Cello begleitete, in drei Strophen des weit verbreiteten Liedes "Guter Mond" einzustimmen.

Weiter wurde die Zwiespältigkeit Nacht-Tag verfolgt. Lange habe die Kirche die Nacht mit allem Bösen in Verbindung gebracht. die Nacht sei die Tochter der Hölle; die Nacht kenne kein Recht, das Kirchen und Gerichte geschlossen seien. Erst die Aufklärung und das Zeitalter des Barock brachten einen gewissen Wandel, denn hier entstand das Wort "Nachtleben". Kein Wunder, ließ doch König Ludwig XIV. den Park von Schloss Versailles mit 24000 Kerzen erleuchten – ein ungeheuerer Luxus. Beim einfachen Volk galt es noch immer als sittsam, mit dem Beginn der Dunkelheit die Arbeit ruhen zu lassen und mit Tagesanbruch sie wieder aufzunehmen.

Das Lied "Ade zur guten Nacht" war ausgesucht, dies zu unterstreichen. Erst die Romantik, so Gerhard Romppel, habe das Glück der Dunkelheit wieder entdeckt.

Mit der Durchdringung der Gedichttexte "Mondnacht" von Joseph Freiherr von Eichendorff und "Abendlied" von Hoffmann von Fallersleben und deren Melodien ("Mondnacht" von Gerhard Romppel vertont), wurden zwei sehr bekannte, einander gegensätzliche, Gedichte verschmolzen.

Das "Abendständchen" von Clemens von Brentano wurde neben dem Akkordeon vor allem durch die Klarinette, die manchmal an einfache Hirtenmelodien erinnerte, in der sprachlichen Gestaltung durch den Moderator zu einem besonderen Hörgenuss.

"Füllest wieder Busch und Tal", das berühmte Gedicht "An den Mond" von Johann Wolfgang von Goethe, das schon in vielerlei Hinsicht gedeutet worden ist, wurde – unterlegt von Orgel und Cello – von Gerhard Romppel in diesen Abend integriert.

Ein einzigartiges Sprachdenkmal

Einen differenzierten Blick auf das menschliche Leben, auf Gut und Böse, wurde durch "Abend" von Rainer Maria Rilke geboten. Hermann Hesse spannt den Bogen weit, eigentlich über sein ganzes Leben. In "Nacht – ich habe meine Kerze ausgelöscht" setzt er ihr in nur acht Zeilen ein einzigartiges Sprachdenkmal.

Die gesamte Trostlosigkeit seine Zeit bringt Wolfgang Borchert, ein Dichter der "Generation ohne Abschied", in "Abendlied" zum Ausdruck, dessen letzte Zeilen lauten: "das kommt von der dunklen Nacht, da sind wir ganz allein". Hier wurde das Zusammenspiel von gesprochenem Wort und Musik zu einem berührenden Erlebnis.

Aber der Gestalter dieses musikalischen Abends wäre sich selbst nicht treu geblieben, hätte er das Publikum mit einem so pessimistischen Schluss entlassen. Erich Kästners "Abendlied des Kammervirtuosen" – für die Zeit seiner Entstehung 1927 einfach untragbar, heute noch leicht anrüchig – war ein pointierter Abgesang auf "Abendlieder – Nachtgesang".

Xenia Werkmeister vom Verein Orgelfreunde Oberndorf dankte den Aufführenden für den gelungenen Abend zu Gunsten der heiß ersehnten Pfeifenorgel und lud ein, sich bei einem Glas Wein noch zu unterhalten.

Doch nach dem gemeinsam gesungenen "Guten Abend" (Melodie von Johannes Brahms) sollte nach langem Beifall noch nicht Schluss sein. "Buona notte", vor Pfarrer Romppel in seiner zweiten Heimatsprache vorgetragen und "Mach die Augen zu, schlaf ein." von "Die Prinzen" setzten der Soirée unwiderruflich ein Ende.