Bürgermeister Hermann Acker (von links) und CEO Jens-Bodo Koch schneiden die Geburtstagstorte an – mit im Bild Finanzvorstand Björn Krönert, Marcel Trogisch von der IHK und Betriebssratsvorsitzender Manfred Haag. Foto: Danner

Unternehmen feiert Jubiläum mit der ganzen Belegschaft. Los gings 1949 in alten Baracken.

Oberndorf - Es kommt nicht allzu oft vor, dass die Belegschaft von Heckler & Koch unbeschwert beieinander sein kann. Am Freitagabend feierte der Oberndorfer Waffenhersteller seinen 70. Geburtstag – mit einer großen Sause für alle Mitarbeiter.

Die firmeneigene Kantine fasste kaum alle Teilnehmer. Sie genossen es sichtlich – ungetrübt von den Schlagzeilen, die das Unternehmen in den vergangenen Monaten beherrschte – gemeinsam ein paar schöne Stunden zu verbringen.

Kein Wort wurde in den Reden über den anstehenden Verkauf der Aktienmehrheit verloren. Noch-Hauptanteilseigner Andreas Heeschen war unter den Gästen nicht auszumachen. Stattdessen gab es warme Dankesworte vom Aufsichtsratsvorsitzenden der H & K AG, General a. D. Harald Kujat, der spontan ans Mikrofon getreten war.

46 Jahre habe er seinem Land als Soldat gedient. Und immer habe er Vertrauen in die Waffen von Heckler & Koch gehabt, sagte der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des NATO-Militärausschusses. Kujat dankte den Mitarbeitern für die Zeit, "die ich in Sicherheit mit den Waffen dieses Werks erlebt habe."

Los ging alles in alten Reicharbeits-Baracken

CEO Jens-Bodo Koch erinnerte an die Firmengründer Edmund Heckler, Theodor Koch und Alex Seidel. Die drei Ingenieure – die vor dem Zweiten Weltkrieg alle bei Mauser gearbeitet hatten – hoben Heckler & Koch zunächst als Nähmaschinenfabrik aus der Taufe.

Nach den Anfängen Ende 1948 in der Hauptstraße 8 neben dem Gasthaus Bären bezog die schnell expandierende Firma mehrere Baracken des ehemaligen Reichsarbeitsdienstes auf dem Lindenhof. Mit dem Eintrag am 28. Dezember 1949 schlug die offizielle Gründungsstunde der Heckler & Koch GmbH. Noch heute hat das Unternehmen seinen Sitz auf dem Lindenhof, berichtete Jens-Bodo Koch. Die Namensgleichheit des Vorstandsvorsitzenden mit einem der Gründer ist – nebenbei bemerkt – Zufall.

Die Firma habe sich in den vergangenen 70 Jahren vielfach gewandelt, "ja wandeln müssen." Viel Herzblut und Know-how hätten die Mitarbeiter in die Entwicklung und Produktion des G 36 gelegt. "Die unberechtigten Anschuldigungen haben unseren Stolz getroffen." Kein einziger in Afghanistan oder Mali eingesetzter Soldat habe sich je über das G 36 beklagt, betonte Koch.

Große unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung

Als Unternehmen, das Schusswaffen herstelle, trage man eine große unternehmerische und gesellschaftliche Verantwortung, derer man sich wohl bewusst sei. "Heckler & Koch stellt Produkte her, die von Teilen unserer Gesellschaft kritisch gesehen werden. Das ist gut so, denn das ist gelebte Demokratie." Man stehe auch dafür, dass jeder in diesem Land seine Meinung frei äußern könne. Die HK-Waffen dienten dazu, die Freiheit zahlreicher Nato-Länder und deren Bürger zu bewahren. Ein "Geschenk" hatte Koch ebenfalls in petto – die "erfolgreiche Bilanz" von 2019. Nach zwei verlustreichen Jahren habe man erstmals wieder einen Gewinn im niedrigen, einstelligen Millionenbetrag eingefahren. Heckler & Koch sei wieder auf Kurs.

Eine gute Nachricht auch für Bürgermeister Hermann Acker, der das Unternehmen nicht auf der Liste der Gewerbesteuerzahler der Stadt missen möchte. Er bedankte sich beim "Weltmarktführer" für das jahrzehntelange Vertrauen in Oberndorf als Industriestandort und betonte, die Menschen in Oberndorf stünden überwiegend zur Wehrtechnik. Die Stadt lege größten Wert auf die ordnungsgemäße Verwendung und den kontrollierten, legalen Handel und Einsatz der Waffen, betonte der Bürgermeister. Er bedauere die "oftmals ungerechtfertigten, einseitigen und klischeehaften Berichterstattungen, die unsere wehrtechnischen Betriebe immer wieder über sich ergehen lassen müssen."

Mit einem großen Feuerwerk endete der offizielle Teil der Geburtstagsfeier. Das führte übrigens zu einigen Anrufen bei der Polizei – von Bürgern, die sich über das Spektakel wunderten.

Info: Chronik

Auf der Homepage der Firma Heckler & Koch ist nachzulesen:

Heckler & Koch wird 1949 von Edmund Heckler, Theodor Koch und Alex Seidel gegründet. Zu Beginn produziert das Unternehmen Ersatzteile für Haushaltsmaschinen und Fahrräder. Als einer der wenigen deutschen Betriebe darf Heckler & Koch auch während des alliierten Rüstungsverbots bereits Waffen und Ersatzteile für Polizei, Bundesgrenzschutz und die alliierten Besatzungstruppen herstellen.

Mit dem Ende des alliierten Rüstungsverbots, dem Beschluss zur Wiederaufrüstung Deutschlands und der damit verbundenen Gründung der Bundeswehr im Jahr 1955 wandelt sich Heckler & Koch zu einem reinen Rüstungsunternehmen. 1959 erhält das Unternehmen einen Liefervertrag der Bundeswehr für das Infanteriegewehr G 3. Es wird das Standardgewehr der deutschen Bundeswehr. Seitdem ist Heckler & Koch ein wichtiger Teil der deutschen und westlichen Sicherheitsinfrastruktur.