Ulrich Pfaff im heimischen Wintergarten, dem "Petite Afrique". Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Ulrich Pfaff polarisiert gerne

Ulrich Pfaff tritt gerne mit seinen Mitmenschen in Dialog – durchaus auch in einen kontroversen. Der Altoberndorfer ist seit vielen Jahren in der Friedensarbeit aktiv. Kommenden Monat feiert der evangelische Theologe sein 60. Diakonenjubiläum.

Oberndorf-Altoberndorf. Der 79-Jährige ist in der Neckarstadt nicht unumstritten. Auf die Frage, ob er polarisiere, antwortet er: "Ja hoffentlich." Gemeinsam mit seiner Frau Renate bilde er quasi die ständige Vertretung des Friedensdienstes in der Waffenstadt Oberndorf, fügt er schmunzelnd an. Dabei fühlt er sich von seiner Landeskirche sehr gestärkt. Nun lädt diese ihn zur Feier ein. Am 15. und 16. Juli wird er gemeinsam mit jenen, die vor 60 Jahren vom Karlshöher Diakonieverband in Ludwigsburg ausgebildet wurden, zwei Tage verbringen, die ihn in seiner Berufung bestärken sollen.

Bevor sich Ulrich Pfaff dazu entschloss, in den kirchlichen Dienst zu treten, wollte er eigentlich Gartenarchitekt werden. Deshalb absolvierte er zunächst eine Gärtnerlehre. Die Liebe zur Natur, "oder wie der Theologe sagt, zur Schöpfung", zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Ein bekehrendes Erlebnis war es nicht, dass ihn schließlich dazu bewog, zur Kirche zu gehen. "Es war mehr so ein schleichender Prozess." Aufgewachsen in und geprägt von einem religiösen Elternhaus war er schon als Jugendlicher in seiner Heimatgemeinde kirchlich aktiv.

Viele Stadionen hat Ulrich Pfaff im Laufe seines Berufslebens durchlaufen. Jahrzehntelang war er Geschäftsführer des Amtes für Mission und Ökumene bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Landesgrenze überschritt er bald nach dem Ende seiner Ausbildung. Ihm gefiel die "Weltverantwortung", die bei der hessischen Kirche im Vordergrund stehe. Seine Anlaufstätte war Frankfurt, doch dort hielt er sich nicht immer auf. Viermal ließ er sich für längere Auslandsaufenthalte beurlauben.

Wer ihn in seiner "roten Kiste", wie er sein Haus in Altoberndorf gerne nennt, besucht, sieht gleich, auf welchem Teil der Erde sich Familie Pfaff im Dienst von "Brot für die Welt" bewegte. Der Wintergarten ist das "Petite Afrique" – voll mit Pflanzen, Masken und Andenken aus Afrika.

Beruflich oft im Ausland gewirkt

Die erste Auslandstation allerdings war die Elfenbeinküste. Ende der 1960er-Jahre leistete der Diakon dort Aufbauhilfe für ein Zentrum für schwarze Studenten. Kamerun war gleich zweimal die Wirkungsstätte von Ulrich Pfaff. Als Jugendsekretär war er an der Einrichtung eines Zentrums für afrikanische Kultur beteiligt. Immer unter den argwöhnischen Blicken der Staatssicherheit, berichtet er. 20 Jahre später kehrte er noch einmal in das Land in Zentralafrika zurück und arbeitete bei einer Kampagne zur Bewahrung der Schöpfung mit.

Bis zu seiner Pensionierung schließlich war er Koordinator für den europäischen Entwicklungsdienst im westafrikanischen Guinea. Viele prägende Erfahrungen habe er in diesen Auslandsjahren gemacht, erklärt der Diakon. Die habe er immer sehr gut in seiner Arbeit in Deutschland einbringen können.

Im Ruhestand kehrte Pfaff wieder dorthin zurück, wo er geboren wurde – nach Altoberndorf. Nach einem halben Jahrhundert ist der verlorene Sohn heimgekehrt", sagt er lachend.

Nicht mehr lange, dann wird Ulrich Pfaff 80 Jahre alt. Still und entspannt in einen Lehnstuhl wird er sich deshalb kaum setzen. Zur Zeit arbeitet er an der politische Biografie seines Vaters Hermann Pfaff unter dem Arbeitstitel "Von der SS zum Internationalen Versöhnungsbund. Die radikale Umkehr eines schwäbischen Pietisten." Im kommenden Jahr ist er beim Staffellauf gegen Rüstungsexporte mit von der Partie, der von Oberndorf ausgehend bis nach Berlin führt. Und er freut sich schon jetzt auf viele angeregte Gespräche.