Tiere queren Straße von Bochingen Richtung Brittheim. NABU ist froh über die drei Kröten-Tunnel.
Oberndorf - Der Hinweg ist geschafft: Rund 1.200 Kröten querten die L 415 von Bochingen Richtung Brittheim. Manche hüpften durch den Tunnel, manche ließen sich von NABU-Mitarbeitern tragen.
"Wir sind froh über die drei Kröten-Tunnel", erzählt Beatrix Lamprecht. Seit Anfang der 1990er-Jahre kümmert sie sich zusammen mit einem kleinen Team, bestehend aus der Kassiererin Margit Schleicher, deren Vater Otto Jauch und dem Vorsitzenden Thomas Kreuzberger sowie ein paar freiwilligen Helfern um die Krötenwanderungen in Bochingen und Hochmössingen.
Die Tierchen überwinterten im Erdreich des Waldes, buddeln sich bei den ersten warmen Tagen aus und starten dann Richtung Riedsee, wo sie laichen. Dass hier eine vielbefahrene Straße zu über- oder unterqueren ist, scheint sie nicht zu stören. Die Tiere sind nicht nur durch den direkten Kontakt mit den Autos gefährdet: Selbst das Überfahren mit einer geringen Geschwindigkeit kann durch die Luftverwirbelungen zum Tode führen.
Knapp 500 Tiere haben die NABU-Helfer dieses Jahr in den Eimern entlang des Krötenschutzzauns gesammelt und über die Straße getragen. Sind die Kröten im Anmarsch, werden die Eimer täglich kontrolliert. Dass sie in diesen Auffangbehältern oft übereinander kreuz und quer liegen, macht ihnen nichts aus. Schließlich seien sie den Druck aus dem Erdreich gewöhnt, erläutert Lamprecht. Auf der anderen Straßenseite angekommen, werden sie wieder behutsam aus den Eimern genommen und können auf ihrem Weg zum Laichplatz weiter hüpfen. Die Laichschnur ist bis zu acht Millimeter dick und kann durch Dehnung bis zu fünf Meter lang werden.
Übrigens: Bei den Doppeldecker-Kröten handelt es sich um ein Weibchen, dass unterwegs von einem Männchen regelrecht "angesprungen" wurde und das sich so bequem und kräftesparend zum Laichplatz tragen lässt. Circa 400 Meter Zaun und zehn Eimer hindern die Kröten auf der Straße Richtung Brittheim direkt auf die Straße zu hüpfen. Der harte und lange Winter hat den Holzpfosten, an denen das grüne Gewebe befestigt ist, sehr zugesetzt.
Die Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten waren dieses Jahr sehr intensiv, so Lambrecht. Die Eimer werden jedes Jahr frisch eingegraben, schließlich wollen die Naturschützer verhindern, dass andere Tiere darin gefangen werden. In den nächsten Tagen werden die Kröten zurückerwartet. Manche, so erläutert die stellvertretende Vorsitzende der NABU-Ortsgruppe, würden den direkten Weg in den Wald nehmen, andere haben’s gar nicht eilig und springen einen Umweg.
Auch in Hochmössingen tut man einiges, um so viele Kröten wie möglich sicher zu ihrem Laichplatz zu bringen. Dafür wird die Straße Richtung Weiden während der Wanderung nachts gesperrt. Hierfür ist seit Jahren Horst Hezel verantwortlich. Um die 1000 Tiere springen dort auf die andere Straßenseite. Die NABU-Ortsgruppe Oberndorf/Sulz hat 240 Mitglieder. Sie trifft sich jeden zweiten Freitag im Monat im Café Melber. Helfer sind willkommen.