Fischprofis sorgen sich ums Niedrigwasser: Hermann Rebmann, Fischereiwart Nagold (links) und Hartmut Kloss, Vorsitzender des Fischereivereins Oberes Enztal. Foto: Zoller

Gefahr für ökologisches Gleichgewicht. Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt. Fische werden zerstückelt.

Oberes Enztal - Fast überall führen die Flüsse aufgrund der fehlenden Niederschläge zu wenig Wasser. Daher appelliert die Wasserbehörde im Landratsamt Calw an das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung: Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern wie Flüssen, Bächen, Gräben, Seen und Teichen sowie insbesondere Brunnen zu unterlassen.

Auch im Kreis Calw und Enzkreis sind die Wasserstände der Gewässer durch fehlende Niederschläge und die anhaltende Hitze stark zurückgegangen. Nach Aussage der Hochwasserzentrale Baden-Württemberg führen zahlreiche Gewässer im Land Niedrigwasser. So auch in Höfen, wo bereits mit 65 Zentimetern der niedrigste Wasserstand des Sommers 2020 erreicht wurde.

Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt

"Niedrigwasser und damit verbunden erhöhte Wassertemperaturen lassen den Sauerstoffgehalt im Wasser sinken", beschreibt Hartmut Kloss das Problem: "Das ökologische Gleichgewicht unserer Gewässer wird dadurch erheblich beeinträchtigt, was wiederum den Fischbestand und die Kleinlebewelt gefährdet." Der Vorsitzende des Fischereivereins Oberes Enztal kennt die Gemarkung wie seine Westentasche und weiß daher über die Enz als längstem linken Nebenfluss des Neckars mit der größten Wasserführung von allen zu berichten.

Die Enz, die ihren Namen ohne Zusatz erst ab Calmbach führt, wo Große Enz und Kleine Enz zusammenfließen, durchfließt größtenteils die bewaldeten Buntsandsteinhochebenen des Nordschwarzwaldes. "Damit ist die Enz wesentlich kälter als die Nagold", so der Experte, der mit seinem Fischereiverein eine 16 Kilometer lange Strecke von Nonnenmiss bis zur Eyachtalbrücke bei Neuenbürg bewirtschaftet. Mit normalerweise maximal 15 Grad Celsius ist das schnelle Gewässer ein Garant für viel Sauerstoff, den die Fische zum Leben benötigen. "Wärmer als maximal 17 Grad wird die Enz nur selten", so Kloss, der als Ursache dazu die Fließgeschwindigkeit des Flusses nennt, der zusammen mit dem Tal der Großen Enz ab Gompelscheuer eine Länge von rund 38 Kilometern durch Schwarzwaldtäler fließt.

"Anders als die Nagold, die am Schwarzwaldrand dahingleitet, hat die Enz eine völlig andere Struktur", so Kloss, der darüber berichtet, dass es an der Enz auch keine typischen Uferflächen wie an der Nagold gibt. "Niedrigwasser ist für die Enz nicht ideal, aber hat keine so gravierenden Auswirkungen, so lange das Wasser im Fluss bleibt. Problematisch ist und bleibt zudem das Aufstauen des Wassers an den Kleinwasserkraftanlagen, die dem Fluss jegliche Grundlage entziehen."

Fische werden zerstückelt

Durch das Aufstauen gehen dem Fluss laut Kloss jeweils mindestens 300 Meter natürliches Biotop verloren und durch die verlangsamte Fließgeschwindigkeit erwärme sich das Wasser, und das zehre am Sauerstoffgehalt. Im Staubereich bilden sich Schlammstellen, die den Fluss verunreinigen und das ursprüngliche Leben vernichten, weiß Kloss zu berichten. "Die Installation von so genannten umweltfreundlichen Kleinwasserkraftanlagen ist somit äußerst bedenklich und der erzeugte sogenannte ›grüne Strom‹ steht in keinem Verhältnis zum Verlust an Natur. Gerade bei diesen Wasserständen läuft so wenig Wasser über die Turbine, dass sich die Produktion ohnehin kaum lohnt", sagt er und weist zudem darauf hin, dass zusätzlich die Turbinen eine tödliche Falle für wandernde Fische darstellen, die vor allem beim Abstieg viele Fische "zerstückeln" würden.

Da in den kommenden Tagen laut Wetterprognose kaum Niederschläge zu erwarten sind, müsse mit weiter sinkenden Wasserständen gerechnet werden.