Im Oberen Brühl in Villingen finden derzeit Grabungsarbeiten von Archäologen statt. Anschließend sollen im Herbst die Abrissbagger anrücken. Foto: Eich

Lange Zeit schien sich das Quartier "Oberer Brühl" im Leerlauf zu befinden. Das wird sich bald ändern. Schon jetzt finden auf dem Gelände Grabungsarbeiten statt – die sind allerdings archäologischer Natur.

VS-Villingen - Im ehemaligen Kasernengelände Mangin, jetzt Oberer Brühl, dürfte die längste Zeit Stillstand geherrscht haben. Bundespolizei und auch Rettungshundestaffeln haben sich von ihrem Übungsstandort bereits verabschiedet – denn bald rücken die Bagger an.

Was ist geplant?

Auf dem riesigen Areal zwischen Richthofen- und Pontarlierstraße ist ein, wie die Stadt es nennt, innovatives und urbanes Quartier mit hoher Wohnqualität geplant. Auch Teile der Verwaltung werden hier zentralisiert – zukünftig sollen im Oberen Brühl 140 städtische Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz haben. Im Bereich Wohnen soll vorrangig geförderte Wohnraum entstehen und somit die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt für diesen Sektor entschärfen. Geplant sind fast 700 Wohneinheiten. Darüber hinaus sind hier zwei Kindertagesstätten – davon eine für städtisches Personal – und ein Vereinszentrum mit der Musikakademie angedacht.

Wie geht es weiter?

Der Technische Ausschuss hat die öffentliche Auslegung des Bebauungsplanentwurfs beschlossen, um in einem der weiteren Schritte das Inkrafttreten zu ermöglichen. Der Bebauungsplan ist die Grundlage für das weitere Vorgehen auf dem Areal. Im September wird nun, wie Bürgermeister Detlev Bührer im Ausschuss erklärte, die Erschließungsplanung vergeben.

Im Herbst rücken die Abrissbagger an, dann beginnt auch die Altlastensanierung. Der Zeitplan sieht vor, dass im kommenden Jahr die Erschließungsarbeiten beginnen – hierbei werden Zufahrten angelegt und Leitungen verlegt. Anschließend können die weitere Maßnahmen auf dem Areal ihren Lauf nehmen.

Im Ausschuss machte Stadtrat Dietmar Wildi (CDU) auf den Stellplatzschlüssel aufmerksam, der zu beengten Verhältnissen in dem Gebiet führen könnte. Wildi: "Ich habe die Befürchtung, dass die Stadt da nachbessern muss." Dieser liegt für Wohnnutzung bei 1:1, kann mithilfe von Mobilitätsstationen auf 1:0,8 gedrückt werden – das heißt pro Wohnung nicht mal ein Stellplatz. Der CDU-Stadtrat mahnt aber gleichzeitig an, die Grünflächen nicht für mehr Wohn- und Parkraum zu opfern, um ein gewisses Maß an Wohnqualität zu bieten. Ohnehin müsse, wie Bührer erklärt, die Planung für das Mobilitätskonzept noch vergeben werden.

Was passiert aktuell?

Derzeit finden auf dem Areal so genannte Sicherungsgrabungen statt. Denn auf dem ehemaligen Kasernenareal befand sich im Zweiten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager. Das Landesamt für Denkmalpflege war aufgrund von archäologischen Funden eingeschritten. Spektakuläre weitere Funde deuten sich laut Bührer nicht an. Bislang seien lediglich Fundamente und Mauern gefunden worden. Bis Ende der Woche sollen die ersten Grabungen abgeschlossen sein – doch es geht weiter. Bührer: "Eine der Panzerhallen wird im August abgerissen, auch darunter sind weitere Sicherungsgrabungen geplant." Die Verwaltung freut das nicht wirklich – vor allem aus finanziellen Gründen. Denn die Kosten müssen von der Stadt übernommen werden. "Das ist bitter", sagt der Bürgermeister trocken.