Noch vor der Verkündung des Wahlergebnisses: Adrian Sonder (links) mit Tore-Derek Pfeifer im lockeren Gespräch Foto: Beyer

Nach der Oberbürgermeisterwahl fragen sich viele in Freudenstadt, wie es Adrian Sonder gelungen ist, so deutlich an seinen Konkurrenten vorbeizuziehen. Unsere Redaktion hat nachgefragt und das Geheimnis von Sonders Wahlerfolg gelüftet.

Bei der Oberbürgermeisterwahl in Freudenstadt hat Adrian Sonder einen Erdrutschsieg errungen. Rund 60 Prozent der Wähler gaben dem Baden-Badener ihre Stimme. Dass das Ergebnis so eindeutig ausfällt, hat viele überrascht. Nur einen offenbar nicht: den Wahlsieger selbst.

 

„Ich habe schon ein relativ gutes Gefühl gehabt, dass es im ersten Wahlgang reicht“, sagt Sonder einen Tag nach der Wahl im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Grund: Schon nach der offiziellen Kandidatenvorstellung im Kurhaus habe er in Gesprächen mit den Bürgern viele positive Rückmeldungen bekommen.

Sieht Sonder also die Debatte mit den anderen Kandidaten als den entscheidenden Moment im Wahlkampf? Ganz so weit will Sonder nicht gehen, meint aber: „Die Veranstaltung hat dazu geführt, dass es im ersten Wahlgang gereicht hat. Das hat noch einmal einen Ausschlag gegeben.“

Paradebeispiel Igelsberg

Den entscheidenden Schlüssel zu seinem Wahlerfolg sieht Sonder woanders: „Es macht einen Unterschied, ob man zwölf Wochen Haustürbesuche macht oder nicht.“ Offenbar ist Sonder hier in eine Lücke gestoßen, die seine Konkurrenten offen gelassen haben. „Überall wo ich hingekommen bin, war vorher noch niemand.“

Um das Gesagte zu belegen, verweist Sonder auf Igelsberg. „Da war ich in 85 bis 90 Prozent aller Haushalte.“ Und tatsächlich: Nirgendwo war Sonder so erfolgreich wie in Igelsberg, wo er 80,65 Prozent der Stimmen holte.

Erstmal Zeit mit der Familie verbringen

Doch man kann sich vorstellen, wie anstrengend und zeitintensiv eine solche Strategie ist. Deshalb wundert es nicht, dass Sonder in den nächsten Tagen vorerst andere Prioritäten setzt: „Ich will erstmal ein bisschen Zeit mit der Familie verbringen.“ Vor dem offiziellen Amtsantritt will er dann ein paar vorbereitende Gespräche führen und schon den ein oder anderen Termin vereinbaren.

Für seinen ersten Tag im Amt hat sich Sonder dann aber noch keine großen Sprünge vorgenommen: „Mir ist es wichtig, dass ich erstmal so viele Verantwortliche und Mitarbeiter der Verwaltung wie möglich kennenlerne.“

Während Sonder noch bis zum Juli warten muss, sitzt Tore-Derek Pfeifer schon einen Tag nach der Wahl wieder an seiner Arbeit als Bürgermeister von Glatten. Als unsere Redaktion anruft, ist er gerade dabei, eine Gemeinderatssitzung vorzubereiten.

Pfeifer will Gas geben

Offenbar will sich Pfeifer jetzt erst recht richtig reinhängen. „Ich sitze an der Arbeit, um das Vertrauen, dass ich vielleicht ein stückweit bei meinen Bürgerinnen und Bürgern verloren habe, wieder zurückzugewinnen.“

Entsprechende Rückmeldungen von den Bürgern habe er aber nicht erhalten, ganz im Gegenteil: „Die Rückmeldung, die ich bekommen habe war Verständnis, dass ich einen Karrieresprung versuche“, erzählt Pfeifer. Und dennoch: „Ich bin Realist, deshalb wird jetzt Gas gegeben.“

Dass Sonder mehr Tür-zu-Tür-Wahlkampf betrieben hat, sieht auch Pfeifer so. „Die Wahrnehmung an sich ist richtig.“ Er selbst habe durch seine vielen amtlichen Verpflichtungen zu wenig Zeit dafür gehabt. „Er hat Fleißarbeit gemacht“, sagt Pfeifer über seinen Konkurrenten. „Ich habe stattdessen einen intensiven, aber kurzen Wahlkampf gemacht.“

Dass er angetreten ist, bereut Pfeifer indes nicht. „Ich habe für mich einiges an Erfahrung gewonnen und viele gute Ideen für die Gemeinde Glatten.“ Und Pfeifer nennt auch gleich ein Beispiel: „Gerade das Thema Jugendbeteiligung – es wäre mir wichtig, dass wir das in Glatten stärker diskutieren.“

Keine Zeit zum Durchatmen

Auch Matthieu Wölper hat nach der Wahl nicht viel Zeit zum Durchatmen. „Nach den ganzen aufreibenden Wochen ist jetzt alles vorbei, jetzt beginnt wieder der Alltag“, erzählt Wölper am Telefon. „Ich sitze ab morgen wieder im Büro.“ Das bedeutet aber auch: Wölper kehrt erstmal nach Paris zurück. Dennoch zieht es ihn in seine alte Heimat: „Ich sehe meine Zukunft langfristig eher in Freudenstadt.“

Und Wölper hat ebenfalls lobende Worte für den Wahlsieger und dessen Wahlkampf übrig: „Herr Sonder hat viel Engagement gezeigt, das muss man neidlos anerkennen.“ Und Wölper ergänzt: „Er ist in die Offensive gegangen, das hat sich ausgezahlt.“

Das Wahlergebnis

Adrian Sonder
 60,14 Prozent

Tore-Derek Pfeifer
 28,06 Prozent

Matthieu Wölper
11,46 Prozent

Wahlbeteiligung
47,42 Prozent