Calw feiert 2025 einen runden Geburtstag. Foto: Thomas Fritsch

Calw feiert 2025 den 950. Geburtstag – für den Oberbürgermeister derzeit das wichtigste „Projekt“ des jungen Jahres. Florian Kling blickt mit uns zurück, voraus, gibt Einblick – etwa zur Frage, wie viel die Stadt tatsächlich pro Jahr mit Bußgeldern einnimmt. Oder was Künstliche Intelligenz künftig leisten kann.

Projekte, Finanzen, schönster Moment: Pünktlich zum Jahreswechsel lassen wir Calws Oberbürgermeister Florian Kling Bilanz ziehen.

 

Im Interview verrät Kling unter anderem, was für eine Regierung er sich wünscht, welche Herausforderung 2025 wohl die größte werden dürfte und wie viel Geld die Stadt eigentlich mit Bußgeldern einnimmt.

Ganz allgemein gefragt: War 2024 ein gutes Jahr für Ihre Stadt? Und warum oder warum nicht?

Es war ein anstrengendes, aber vor allem erfolgreiches Jahr. Wir haben viele Projekte fortgeführt und einige auch abgeschlossen. Der Übergang vom alten zum neuen Gemeinrat nach der Kommunalwahl verlief hervorragend, das ist das Wichtigste für eine gute und zukunftsfähige Aufstellung.

Was war 2024 der wichtigste Meilenstein für Ihre Stadt?

Highlights waren die Beschlüsse für unsere Stadtbegrünung und das Brückenfest zum Einheben des neuen Stegs für die Hermann-Hesse-Bahn. Die Eröffnung des neuen Rathausvorplatzes in Stammheim, der Start des Innenstadt-Shuttles und unser Ballonfest, bei dem wir unsere Partnergemeinde Latsch begrüßen durften.

Welches Projekt wird für Ihre Stadt 2025 das wichtigste sein?

Wir freuen uns alle auf das Jubiläumsjahr 2025. Die Stadt wird 950 Jahre alt. Da feiern alle mit und freuen sich darauf. Die Koordination der vielen Veranstaltungen und Events ist sehr herausfordernd – im Zentrum stehen dabei natürlich unser großes Jubiläumsfest und der dazugehörige Festumzug.

2025 ist Bundestagswahl. Was für eine Regierung wünschen Sie sich?

Eine mit einer soliden Mehrheit, um alle drängenden Probleme anzugehen und eine, die die Möglichkeit hat, Zuversicht zu stiften.

Wenn Sie plötzlich Bundeskanzler wären – würden Sie das Amt annehmen? Und worum würden Sie sich zuerst kümmern wollen?

Ich maße mir nicht an, das besser zu können. Unser Rathaus ist eh viel schöner als das Kanzleramt. Die Stärkung unserer kommunalen Selbstverwaltung ist ohnehin vor allem Landesthema.

Ständig ist seit einiger Zeit die Rede von künstlicher Intelligenz (KI). Was glauben Sie: Welche Aufgaben kann eine KI bis 2030 in Rathäusern übernehmen?

Wir nutzen KI jetzt schon in der Rathausverwaltung, zum Beispiel beim digitalen Posteingang. Hier werden alle eingehenden Briefe den Empfängern im Rathaus zugeordnet. Zukünftig benötigen wir die KI vor allem in den Fachverfahren, zum Beispiel in der Antragsbearbeitung im Einwohnermeldeamt und Ausländerbehörde. Sie wird uns aber einmal vor allem helfen, komplexe Fragestellungen schnell zu beantworten, für die bisher eine sehr zeitaufwendige Aktenrecherche notwendig war. Diese sind ja jetzt alle schon digital bei uns.

Hesse-Bahn und Krankenhaus Calw sollen beide 2025 fertig werden. Sind diese Projekte für Ihre Stadt und deren Bürger eher Bereicherung oder finanzielle Belastung?

Selbstverständlich sind sie für Calw und die gesamte Umgebung eine Bereicherung und wichtige Infrastruktur. Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum ist für unsere Zukunft unglaublich wichtig. Schon jetzt merken wir, was es heißt, zu wenig Haus- und Kinderärzte zu haben. Der Gesundheitscampus ist eine Spitzenidee, die wir nicht nachträglich kaputt machen dürfen. Die Hesse-Bahn bringt etwas wieder, was schon vor 150 Jahren für eine bessere Vernetzung, Wachstum und Mobilität gesorgt hat. Das wird sie auch wieder tun, wenn sie fährt. Bisher wurde damit finanziell noch niemand belastet – spannend werden die Kosten sein, wenn die Förderungen da sind und schlussabgerechnet wurde. Dann zeigt sich auch, wie künftig der Betrieb zu finanzieren ist.

Was sollte der Kreis Calw unbedingt haben – an Gebäuden, Angeboten oder auch Freizeitmöglichkeiten (lassen wir dabei mal außer acht, ob das realistisch wäre)?

Es wird künftig nicht darum gehen „Mehr“ zu haben, sondern das tolle Angebot und die Vielfalt in unserer Region zu bewahren und unseren Laden am Laufen zu halten. Dafür braucht es ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum und Arbeitsplätze, gute Schulen, Sporthallen und intakte Kindergärten. Calw braucht noch ein Hallenbad, um den Schwimmunterricht zu ermöglichen, dann wären die Basics da. Eine Seilbahn oder Konzertraum wären toll – aber sie sind Kür. Was aber nicht heißt, dass man diese Ziele nicht verfolgen sollte.

Überall fehlt es an Geld, die Konjunktur schwächelt, die Ausgaben sind hoch. Schnell heißt es in solchen Zeiten, Städte und Gemeinden würden die Kassen mit Bußgeldern füllen. Aber mal in Zahlen: Wie viel nimmt Ihre Stadt eigentlich pro Jahr tatsächlich mit Bußgeldern ein? Und wie viel Prozent der Haushaltserträge macht das aus?

Die Einnahmen aus Bußgeldern bei der Stadt Calw machen circa 0,8 Prozent (circa 700 000 Euro) der Gesamteinnahmen (82 Millionen Euro) aus. Wenn man dann noch die Kosten an Personal, Sachbearbeitung und Unterhaltung zum Beispiel der Blitzer abzieht, bleibt deutlich weniger übrig. Tatsächlich machen wir das, weil es immer wieder der berechtigte Wunsch von Bürgern ist, dass langsamer gefahren wird und ihre Straßen nicht chaotisch zugeparkt werden. Dabei geht es um Verkehrssicherheit, Sicherung von Schulwegen und in der Innenstadt auch um die Nutzung unserer Parkhäuser.

Was wird 2025 die größte Herausforderung für Ihre Stadt?

Wir müssen dringend unsere Dauerbaustelle Hermann-Hesse-Museum bewältigen. Sonst noch der Abschluss unserer Sanierungsprojekte Realschule und Grundschule Altburg, sowie der Umzug in der Wimbergschule. Zeitgleich beginnen die Sanierung der Gemeindehalle und der Glasfaserausbau.

Und zu guter Letzt noch etwas Persönliches: Was war Ihr schönster Moment 2024?

Ich habe im Wahlkreis Calw für die Kreistagswahl die meisten Stimmen erhalten. Das macht mich sehr dankbar und demütig, dass ich dieses Vertrauen erhalten habe.