Zu besonderen Anlässen trägt Barack Obama die Anzüge von ... Foto: AP

Georges de Paris lebte monatelang auf der Straße - Heute kleidet er Barack Obama ein.

Washington - Über Politik redet Georges de Paris grundsätzlich nicht. "Ich bin doch nur ein Schneider", sagt er bescheiden. Die Mächtigen dieser Welt beurteilt er nach ihrem Sinn für Mode. Von Barack Obama ist er begeistert. Seinen Vorgänger George W. Bush hat er hingegen in schlechter Erinnerung.

Hollywood hätte ein Drehbuch mit einer solchen Geschichte wahrscheinlich in den Papierkorb geschmissen. Ein obdachloser europäischer Immigrant - ausgerechnet - schwingt sich auf, Amerikas Präsidenten elegante Anzüge auf den Leib zu schneidern. Das klingt selbst fürs Kino arg überdreht. Doch wer nach einem Beweis sucht, dass die besten Geschichten im wahren Leben spielen, sollte Georges de Paris in seiner kleinen Schneiderstube zwei Häuserblocks vom Weißen Haus entfernt besuchen.

Aus der Gosse ins Machtzentrum der westlichen Welt, vom Clochard zum Präsidenten-Schneider - für den Franzosen aus der Hafenstadt Marseille hat sich der amerikanische Traum in einer Weise erfüllt, die sich selbst Hollywoods Drehbuchautoren nicht ausdenken konnten. Georges de Paris, seit langem US-Bürger und nur noch dem Herzen nach Franzose, ist mehr als nur ein Schneider. Der kleine Mann, der vielen seiner mächtigen Kunden gerade bis zur Schulter reicht, ist seit Jahrzehnten eine Institution in Washingtons Politikbetrieb.

Wer staatstragend und dabei auch noch elegant aussehen will, lässt bei Georges Maß nehmen. Der 38. Präsident Gerald Ford ließ sich in einem braun gestreiften Dreiteiler aus der Hand des Meisters sogar beerdigen. Auch Barack Obama lässt sich seine Anzüge für die wichtigen Gelegenheiten von Monsieur Georges auf den Leib schneidern.